"Ja, Babysitter. In diesem Fall ist der Babysitter aber unsere Oma.", grinste Harry mich an und am liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Wie konnte ich es schade finden, dass ich nicht der Babysitter war. Meine Güte.
"Ist sie häufiger dort?" - "Nein, unsere Großeltern wohnen leider etwas weiter weg. Aber dieses Wochenende habe ich ausnahmsweise auch mal kindfrei.", erwiderte er und zwinkerte mir zu, was in mir ein Gefühl auslöste, welches ich bisher nicht kannte und auch nicht wirklich beschreiben kann.
"Wie alt bist du eigentlich, Louis?" Eine Weile hatten wir uns angeschwiegen, ehe Harry mit dieser Frage wieder das Wort ergriff. Okay, jetzt waren wir also bei den privaten Dingen, die über das Fotografieren und Gemma hinausgingen.
"Noch 26. Und du?" - "Was heißt noch? Wann hast du denn Geburtstag? Ich bin 24." Ich stöhnte einmal genervt auf und rollte lächelnd mit den Augen. "Am 24. Dezember habe ich Geburtstag. Also in knapp einem Monat."
"Oh.... Ich könnte jetzt so einen Spruch bringen wie: Du bist ja ein Christkind. Aber ich lass es." Kopfschüttelnd grinste ich ihn an: "Dir ist aber schon klar, dass du es gerade gesagt hast."
"Oops."
Schmunzelnd sah ich ihn an und Harry erwidert dies genauso. Seine Wangen zierten kleine Grübchen und ich verspürte den merkwürdigen Drang hinein zu pieksen. Seine Locken umspielten heute nicht sein Gesicht, denn er hatte sie hoch zu einem Dutt gebunden und ich muss zugeben, dass es wirklich gut aussieht. Mein Blick wanderte etwas und landete auf seinem Hemd. Es war schwarz, die Ärmel hatte er hochgekrempelt und die ersten Knöpfe waren offen, wodurch man erkennen konnte, dass er tätowiert war. Man sah jedoch nur einen kleinen Teil, so dass ich nicht ausmachen konnte, was es darstellen sollte. Schwarz kaschiert zwar immer etwas, aber dennoch konnte man erkennen, dass er gut gebaut war. Nicht aufgepumpt, aber schön definiert.
Schnell huschten meine Augen wieder in sein Gesicht und mit Erschrecken, Schock, Freude - keine Ahnung, von allem etwas - stellte ich fest, dass er mich scheinbar auch musterte. Hastig drehte ich mich nach vorne, damit er mein Schlucken und meine weit aufgerissenen Augen nicht sah.
Was tat ich, oder besser gesagt wir, hier? War das schon flirten? Holy Shit!
Mein Herzschlag hatte eine ungesunde Geschwindigkeit angenommen und mein Mund trocknete in Sekundenschnelle aus. Fuck!
"Zayn?" Etwas panisch schaute ich zu meinem besten Freund, welcher sich nach meinem Rufen fragend umdrehte. Ich zeigte mit meinem Finger auf mein Glas, welches leer vor mir stand. Dieser Idiot musste wirklich mal lernen, sein Grinsen besser zu verkneifen, denn das gelang ihm gerade ganz und gar nicht. Dennoch kam er meiner Bitte direkt nach und füllte mein Glas auf. Das brauchte ich jetzt um meine Nerven zu beruhigen. Und eine Kippe! Verdammt, wo sind meine Zigaretten?
Ich fand sie schließlich in meiner Jackentasche und ließ dann den Rauch langsam in meine Lungen gleiten.
Schon besser.
"Erzähl mir was von dir, Louis. Hast du Familie?" Harrys Stimme ließ mich zusammen zucken. Er schien das Ganze nicht sonderlich außergewöhnlich zu finden. Warum auch? Er ist schließlich schwul, erinnerte mich mein Hirn in diesem Moment. Und ich? Ich war mir inzwischen wirklich nicht mehr sicher, ob ich nur auf Frauen stehe oder überhaupt auf Frauen.
Ich hoffe einfach nur, dass Harry meinen inneren Kampf nicht erkennen würde und versuchte meine selbstbewusste Fassade aufrecht zu erhalten.
"Tzz, Familie. Da gibt es nicht wirklich etwas zu erzählen. Keine Frau, keine Kinder, keine Mutter, keine Geschwister, nur einen Vater, der mich zwar über alles liebt, den ich aber so gut wie nie zu Gesicht bekomme. Im Prinzip... ist Zayn meine Familie. Vielleicht noch Niall und Liam."
"Das tut mir leid." - "Es muss dir nicht leid tun. Es ist wie es ist."
Die Stunden vergingen einfach nur so und immer mal wieder bekam ich von Zayn einen vielsagenden Blick zugeworfen. Auch Niall schaute mich immer wieder verwirrt an, wenn ich herzlich lachen musste, weil Harry irgendeinen Witz gerissen hatte. So hatte er mich schon länger nicht gesehen. Nach meinem gefühlten zehnten Whiskey hatte ich erstmal alle Zweifel über Bord geworfen und mich auf dieses Gespräch eingelassen. Es machte Spaß und fühlte sich gut an. Harry und ich unterhielten uns über Gott und die Welt.
Es war schon weit nach Mitternacht, eher gesagt früher Morgen und die Bar begann sich zu leeren, bis Harry irgendwann aufstand, um sich zu verabschieden. Da inzwischen nur noch so wenig Gäste da waren, dass man unser Gespräch mitbekommen würde, entschied ich mich schnell dazu, ihn noch nach draußen zu begleiten.
Mit gesenktem Kopf folgte ich ihm durch die Tür. Was die Leute hier wohl dachten? Sah man Harry direkt an, dass er schwul war? Sah man mir an, dass dieser Kerl irgendetwas in mir auslöste? Beobachteten sie uns? Arghhh....!
Seufzend zündete ich mir draußen eine Kippe an. Was für ein merkwürdiger Abend das doch war. "Willst du auch eine?" Doch Harry schüttelte den Kopf und lehnte die Zigarette dankend ab.
Eine peinliche Stille trat ein und fieberhaft suchte ich nach passenden Wörtern, um diese zu durchbrechen, was mir jedoch leider nicht gelang. Ich legte den Kopf in den Nacken, um die Sterne beobachten zu können, während ich langsam den Rauch auspustete.
Erst als ich meine Kippe nach kurzer Zeit fallen ließ und mit meinem linken Schuh drauf trat, ertönte die Stimme Harrys wieder. "Na gut. Dann mach ich mich mal auf den Weg. War ein netter Abend, Louis. Man sieht sich?" Sein letzter Satz hörte sich eher wie eine Frage an, was mich irgendwie hoffen ließ. Wollte er mich wirklich wieder sehen? Oder war es doch eher eine Höflichkeitsfloskel von ihm?
"Ja klar, komm gut nach Hause.", sagte ich möglichst neutral. "Du auch." Wir verabschiedeten uns mit einem Handschlag und ich ging erst zurück in die Bar, als Harry aus meinem Blickfeld verschwand.
"Und wie war's?", grinste mein bester Freund mich an, als ich wieder an der Bar saß und ins Nichts starrte. "Wie war was?", fragte ich ihn verwirrt. "Du bist mit ihm raus. Habt ihr euch geküsst?"
Verdutzt schaute ich Zayn an, ehe ich meine Sprache wiederfand. "Was? Nein. Wie kommst du darauf." - "Ich bitte dich, Lou. Ihr habt euch doch schon hier an der Bar mit Blicken gegenseitig ausgezogen."
"Wir... was?!" Zayns Grinsen wurde immer breiter und verschmitzter. "Ich kenne dich, Tomlinson. Ich weiß genau, wie du aussiehst, wenn du auf jemanden scharf bist." - "Was? Ich... nein... ich bin nicht scharf auf ihn."
"Oh doch, mein Freund. So wahr ich Zayn Malik heiße. Und jetzt verschwinde, ich will schließen und ins Bett.", lachte der Schwarzhaarige vor mir. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an: "Du schmeißt mich raus?" - "Jop."
Zur Antwort brummte ich nur, schnappte dann aber meine Jacke und verabschiedete mich von ihm, bevor ich mich auf den Weg machte. Wollte ich wirklich schon nach Hause? Die kalte Luft schlug mir kurz auf den Kreislauf, doch zum Glück fasste ich mich schnell wieder, damit ich meinen geplanten Weg gehen konnte...
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Hach... ich freu mich aufs morgige Kapitel :D
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Where is the love - [Larry-AU]
FanficFremde würden sagen, Louis ist ein unangenehmer Zeitgenosse und man solle ihm lieber aus dem Weg gehen. Mit seinen 26 Jahren trinkt, raucht und flucht er gerne, zudem darf fast jedes Wochenende eine andere Frau sein Schlafzimmer kennen lernen. Er le...