Am nächsten Morgen werde ich geweckt, weil irgendetwas immer wieder an meinen Haaren zieht. Hatte ich doch eine Frau abgeschleppt, welche jetzt weitermachen wollte oder noch schlimmer: frühstücken wollte?!
Blinzelnd öffne ich die Augen und benötige tatsächlich einige Versuche, um sie auch offen halten zu können. Auch brauche ich einen Moment, um zu verstehen, wessen Augen ich da sehe. "Gemma?! Was machst du hier?" Ich schloss wieder die Augen, dann das konnte nur ein Traum sein, also konnte ich getrost weiterschlafen.
"Ich wohne hier?", antwortet das junge Mädchen jedoch in einem Ton, als wäre meine Frage total dämlich gewesen. Seit wann wohnt Gemma denn bei mir? Was habe ich verpasst? Oder warum träume ich so einen Bullshit?
Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und rieb mir über die Schläfen, dabei berührte ich mit meinem rechten Ellenbogen eine Sofalehne. Irritiert öffne ich nun doch wieder die Augen und setze mich für meine aktuellen Verhältnisse ziemlich schnell auf. Okay, das ist wirklich nicht meine Wohnung und anscheinend hatte ich bei irgendeinem Fremden auf dem Sofa gepennt. Mein Kopf pochte und eine Zigarette wäre jetzt auch angebracht.
"Warum hast du auf dem Sofa geschlafen?" Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme von einem Kind wahrnahm und schaute neben mir. Da saß tatsächlich Gemma, was wohl hieß, dass ich eben nicht geträumt hatte. "Ich...", ich musste mich einmal räuspern. "Ich habe keine Ahnung. Habt ihr einen Balkon?" Gemma nickte, nahm meine Hand und wollte mich anscheinend mitziehen. Vorher prüfte ich jedoch noch mit einem Blick unter die Decke, welche über mir lag, ob ich noch kindergerecht gekleidet war. Gut, ich hatte also niemanden flachgelegt. Ich will mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, hätte ich die Freundin oder Frau von Harry genagelt. Nach dieser Bestätigung ließ ich mich dann vom Wohnzimmer, über den Flur, bis hin zur Küche schleifen. Dass ein so kleines Mädchen schon so viel Kraft hatte, unglaublich.
"Hier ist unser Balkon." - "Danke." Ich löste mich von Gemma, öffnete die Balkontür und setzte mich an den kleinen Tisch, welcher dort stand. Mit Vorfreude auf meine Zigarette, fischte ich meine Schachtel aus meiner Hosentasche. Sie war etwas platt, da ich scheinbar darauf geschlafen hatte, aber was soll's - Kippe ist Kippe.
"Ich glaube nicht, dass dein Bruder es so toll findet, wenn du in meiner Nähe bist, wenn ich rauche.", sagte ich zu der Kleinen, welche mich aufmerksam ansah. Sie grinste nur und ging ein paar Schritte rückwärts, bis sie mit dem Rücken an die Brüstung stieß. Sie konnte wirklich süß sein, dachte ich mir und musste tatsächlich lächeln. "Wo ist dein Bruder überhaupt?"
"Duschen, müsste aber gleich fertig sein." Ich nickte und ohne, dass ich es wollte, spinnte sich in meinem Kopf ein Bild zusammen, in dem Harry gerade nackt unter der Dusche stand und mit geschlossenen Augen sein Gesicht in den Wasserstrahl streckte. Er griff nach dem Duschgel und rieb langsam, Stück für Stück, seinen Körper mit dem Gel.... Wow, okay, Louis! Was war das?! Warum habe ich solche Bilder im Kopf?
"Guten Morgen.", kam es nun von meiner linken und ich drehte den Kopf. Harry stand dort am Türrahmen angelehnt und grinste mich an. Was war bitte so lustig?! "Morgen.", brummte ich zurück und runzelte die Stirn. "Gut geschlafen, Prinzessin?"
Ähhh... warum nannte er mich Prinzessin?
"Ja habe ich, aber Louis hat geschnarcht." Oh, er meinte Gemma. Sie hatte ich schon wieder ganz vergessen. "Ich schnarche nicht." Daraufhin erntete ich nur ein lautloses Lachen von Harry. "Wahrscheinlich nur, wenn du getrunken hast, hm? Kommt ihr beiden, ich habe uns Frühstück gemacht?"
"Äh, Harry?" Ich drückte schnell die Zigarette aus und gehe den beiden hinterher in die Küche. Gemma saß bereits am Tisch und ihr Bruder schenkte gerade Kaffee in einen Becher. "Möchtest du auch einen Kaffee, Louis?" Zögerlich wechselte mein Blick von Gemma zu Harry. "Wieso bin ich hier?", frage ich ihn schließlich, ohne auf seine eigene Frage einzugehen. Der Lockenkopf seufzte und drückte mir einfach den Becher mit der dunklen Flüssigkeit in die Hand. "Du warst total weg und hast auf dem Bürgersteig in deinem eigenen Erbrochenen geschlafen. Ich bin einfach zu gutmütig dafür, als dass ich dich dort hätte liegen lassen können." Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht mein eigenes Shirt trug, sondern eines, welches mir etwas zu groß war. Und plötzlich war mir die Situation wirklich peinlich. Warum nur? Mir war sonst nie etwas peinlich, erst recht nicht, wenn mich ein wildfremder Kerl besoffen sah, das war mir sonst sowas von egal. Aber anscheinend hatte er mich auch umgezogen. "Dein Shirt ist übrigens in der Wäsche, die ganze Wohnung roch schon. Und jetzt lass uns was essen.", sagte er, als hätte er meine Gedanken an mein Shirt gesehen und grinste mich dabei an.
"Dann... Danke.", ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Denn er wirkte schon fast fürsorglich und das war ich einfach nicht gewohnt. Harry machte lediglich eine wegwerfende Handbewegung und schnappte sich dann ein Brötchen.
"Was hast du eigentlich auf einem Sonntag so früh dort gemacht, Harry?" Dieser Gedanke kam mir erst jetzt. "Ich habe gearbeitet, in der Bäckerei die dort gegenüber ist, backe ich vor Ladenöffnung Brötchen."
"Äh... bist du nicht Fotograf?" Verwirrt schaute ich ihn an, doch er zuckt lediglich mit den Schultern. "Beides. Das Geld kommt schließlich nicht von alleine. Was machst du beruflich?" War ja klar, dass diese Frage kommen musste und wieder war es mir unangenehm. Was war nur los mit mir heute Morgen?! Sonst war es mir scheißegal, was jemand über mich dachte. Und selbst wenn, könnte ich ihm jetzt locker eine kleine Notlüge auftischen, noch einmal würde ich ihm sicherlich nicht begegnen. Doch zu meiner eigenen Überraschung, wollte keine Lüge über meine Lippen kommen. "Ich arbeite momentan nicht. Also.... nur unentgeltlich. Ich helfe Zayn in der Bar.", versuchte ich meine Situation etwas verschönert hinzustellen, nicht dass er noch dachte, dass ich nur faul auf dem Bett lag, Filme schaue und mich auf Partys vergnügte.
"Was ist mit euren Eltern?", fragte ich ziemlich unüberlegt, denn in der gleichen Sekunde erinnerte ich mich daran, dass Gemma sagte, dass ihr Papa im Himmel wäre. Mist!
"Sie sind vor ein paar Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Seitdem schlagen wir uns alleine durchs Leben.", gab Harry zur Antwort und zuckte nur mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte er schon oft genug Mitleid bekommen und wollte dies jetzt nicht noch von mir haben.
Und mit einem Mal stellte ich meine komplette Lebensweise in Frage. Vor mir saß Harry, welcher etwa so alt sein musste wie ich, seine Eltern bei einem Unfall verloren hatte, plötzlich von heute auf Morgen für ein Kind sorgen musste und das ganze noch mit zwei Jobs. Und dann war ich da: arbeitslos mit viel Kohle, die mein Vater mir in den Arsch schiebt, Trinker und Raucher. Bravo Louis! Du hast so viel geschafft - nicht!
Nach dem Frühstück wäre ich am liebsten noch länger geblieben, ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich in dieser Wohnung pudelwohl. Nur leider fiel mir keine plausible Erklärung ein, warum ich bleiben könnte, sodass ich gerade im Wohnzimmer meine paar Dinge zusammensuchte, um gleich verschwinden zu können, als mich plötzlich Gemmas Stimme hochblicken ließ.
"Louis, malst du wieder mit mir?" - "Heute leider nicht, Süße. Aber wir sehen uns bestimmt bald wieder." Gemma schaute mich verwirt an und verschränkte die Arme, wie ein bockiges Kind. Bitte fang nicht an zu weinen. Bitte fang nicht an zu weinen. Bitte fang nicht an zu weinen.
"Ich bin schon 5! Ich bin nicht doof, Louis. Ich weiß, dass es heute nur Zufall war." Wie konnte ein so junges Mädel schon so intelligent sein? Sie fing an zu schmollen und das konnte ich mir nicht mit ansehen. "Was hältst du davon, wenn du deinen Bruder mal fragst, ob ich seine Handynummer haben darf, damit du und ich uns mal verabreden können.", zwinkerte ich dem kleinen Mädchen zu, welche mich umgehend mit großen und strahlenden Augen anschaute und grinste. Sofort sprang sie auf und rannte in das Schlafzimmer von ihrem Bruder. Was machte er überhaupt da drinnen so lange?
Doch lange Zeit mir darüber Gedanken zu machen, hatte ich nicht. Denn Besagter kam gerade mit seiner Schwester an der Hand auf mich zu. "So, du willst also meine Handynummer?", grinste der Lockenkopf mich an. "Ja, damit ich mich mit Gemma zum Malen verabreden kann." Sein Schmunzeln wurde verschmitzt und er nickte nur, ehe er mit einem Kugelschreiber seine Nummer auf ein Blatt Papier schrieb und mir dieses dann gab.
Verdammt, was tue ich hier eigentlich?! Ich tausche mit einem Fremden Handynummern, nur damit ich mit seiner Schwester malen konnte? Ich musste krank sein... oder krank werden... ganz einfach. Ich mag keine kleinen Kinder.
![](https://img.wattpad.com/cover/130714781-288-k914048.jpg)
DU LIEST GERADE
Where is the love - [Larry-AU]
Fiksi PenggemarFremde würden sagen, Louis ist ein unangenehmer Zeitgenosse und man solle ihm lieber aus dem Weg gehen. Mit seinen 26 Jahren trinkt, raucht und flucht er gerne, zudem darf fast jedes Wochenende eine andere Frau sein Schlafzimmer kennen lernen. Er le...