38. Love you goodbye

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"Harry!", rief ich noch einmal, nur etwas lauter. 

Leider erhielt ich keine Antwort. Er ist nur einige Sekunden vor mir raus, weit kann er nicht sein. "Fuck! Das darf doch nicht wahr sein...", murmelte ich und tastete mit tauben Fingern nach meinem Handy in meiner Hosentasche. Mit flinken Bewegungen hatte ich Harrys Kontakt auf dem Bildschirm und drückte auf den grünen Hörer.

Kaum ertönte das erste Tuten, hörte ich auch schon leise das Klingeln von Harrys Handy. Ich drehte mich in die Richtung aus der es kam und folgte dem Geräusch. Nach ein paar Schritten sah ich eine Gestalt auf der Bank am Straßenrand sitzen. Es war heute Nacht starkt bewölkt, sodass der Mond kein Licht spendete und ich mir erst ein paar Meter vor der Bank sicher sein konnte, dass es wirklich Harry war.

"Hier bist du. Warum hast du nicht geantwortet?", fragte ich ihn, als ich direkt von ihm stand. Er hatte seine Ellenbogen auf den Knien abgestützt und knetete seine Hände, während sein Blick starr auf den Boden gerichtet war. Er antwortete mir nicht.

"Harry! Was ist los?" Harry schnalzte mit der Zunge, machte eine Kopfbewegung, schaute mich aber weiterhin nicht an. "Geh wieder rein. Lass mich in Ruhe, Louis."

Wie bitte?!

"Was? Nein, wieso sollte ich dich hier einfach so sitzen lassen?", fragte ich etwas schockiert und hockte mich vor ihm hin. Ich musste mich mit meinen Händen an seinen Knien abstützen, damit ich durch den Alkohol nicht umkippte.

"Ich sagte, du sollst wieder reingehen. Ich will dich jetzt nicht sehen." Ich schluckte. Autsch. Gott, seit wann können Wörter so schmerzen? "Harry... ", murmelte ich und versuchte gar nicht erst meinen Schmerz zu verstecken. "... sag mir bitte, was los ist." Mit einem Ruck stand mein Freund auf den Beinen und ich konnte mich gerade so noch an der Bank festhalten, um nicht zu fallen. "Verstehst du mich nicht? Du sollst mich in Ruhe lassen, habe ich gesagt!", seine Stimme war lauter geworden und mit großen Augen sah ich zu ihm. Noch kein einziges Mal habe ich ihn mit erhobener Stimme erlebt. Und nun hatte er sie auch noch gegen mich erhoben. Ich brauchte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst hatte.

"Verdammt! Dann sag mir verflucht nochmal, was los ist und schrei mich hier nicht ohne Grund an!", schleuderte ich ihm ebenso laut entgegen. "Ohne Grund?! Ich fass es nicht... Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen..." Wovon redet er?

"Was meinst du? Auf was einlassen?" Er zögerte einen Moment, starrte mich aber weiterhin mit wütender Miene an. "Auf eine Beziehung mit dir. Erzähl mir, warum du das mit mir gemacht hast. Hast du eine Wette verloren?"

Was? Nein, das kann er nicht Ernst meinen. Er bereut es? Er denkt, ich wäre nur aufgrund einer Wette mit ihm zusammen? Wie kam er darauf? Er glaubte Ruth, das muss es sein. Mein Herz fühlte sich an, als würde es jemand mit seinen Händen erwürgen. Jetzt verstand ich, woher das Wort Herzschmerz kam.

"Scheiße, was laberst du da für einen Müll?! Es gibt keine verfickte Wette!", inzwischen schrie ich schon. Ich war wütend. Wütend auf Harry, weil er so einen Bullshit laberte. Wütend auf mich, dass ich mich aufs Tanzen eingelassen habe. Wütend auf Ruth, dass sie so einen Stuss von sich gab.

"Ist auch egal. Geh einfach. Geh zu Ruth oder Eleanor oder Danielle oder wem auch immer. Wer weiß schon, wie viele Weiber du am Start hast.", spuckte er die Worte zu meinen Füßen und drehte sich um. Darum ging es also tatsächlich. War er wirklich immer noch so unsicher, dass ich es nicht Ernst mit ihm meinen würde? Durch die Unsicherheit wuchs anscheinend auch seine Eifersucht. Vor meinem Auge tummelten sich die Bilder der letzten Tage. Ich lasse Harry links liegen, um mich Eleanor und Ruth zu treffen. Beim Essen legt Ruth mir ihre Hand auf den Oberschenkel und ich dachte mir nichts dabei. Beim Tanzen schmiegt sich Ruth eng an meinen Körper und schwärmt Zayn dann vor, ich würde mehr von ihr wollen. Und dann das Wissen, dass ich bisher nur etwas mit Frauen hatte. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre an Harrys Stelle... Scheiße! Ich bin so ein Idiot!

Ich blinzelte einige Male und sah, dass Harry sich schon ein gutes Stück entfernt hatte. Fuck! "Harry!" Ich rannte los, um ihn einzuholen. "Harry, bitte bleib stehen.", rief ich. Er reagierte nicht und ging einfach weiter. Man, so ein Sturkopf!

"Verdammt, Harry!", rief ich und griff nach seinem Oberarm, um ihn zum Stehenbleiben zu kriegen. "Was?!", blafft er mich mit einem zornigen Gesichtsausdruck an.

"Hör mir bitte kurz zu, ja?" Er verdrehte die Augen und verschränkte die Arme. "Mach hinne." Meine Güte, seit wann war denn so zickig? Ich kannte ihn nur nett, freundlich, höflich und verständnisvoll. Aber so? Uff...

"Harry, bitte. Ich weiß nicht, welcher Floh dir ins Ohr gesetzt wurde. Ich interessiere mich für keine dieser Frauen. Generell interessiert mich keine Frau, sondern nur ein Mann. Und der bist du. Ruth erzählt Bullshit, bitte glaub mir. Es gab auch keine Scheißwette. Du bist mit Gemma vor einem Monat in Zayns Bar gestolpert und hast mich direkt fasziniert. Verdammt, ich habe mich so schnell in dich verliebt, dass ich es selbst gruselig fand, das ist mir nämlich noch nie passiert..." 

Ich lächelte und streichelte ihm über die Wange. Erst hatte ich Angst, dass er zurückweicht, doch zu meinem Glück ließ er es zu und sein Blick war schon etwas weniger wütend. "... Ja, verflucht. Ich habe mich in dich verliebt. Und es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich so ein Idiot war und nicht gepeilt habe, wie das für dich ausgesehen haben muss. Ich habe keinen Plan, wie man sich in einer Beziehung verhalten soll. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht verletzen, eifersüchtig machen oder sonst irgendwas. Bitte... das musst du mir glauben. Harry... ich liebe dich."

Mein Atem ging schwer als wir uns intensiv in die Augen schauen. Habe ich gerade wirklich die drei bedeutungsvollen Worte zu ihm gesagt? Heiliger Bimbam... das habe ich noch nie zu jemanden gesagt. Aber... sie waren wahr. Ich liebe diesen Mann, das habe ich bereits erkannt. Warum also sollte ich sie nicht sagen?

"Ich liebe dich.", wiederholte ich flüsternd und ließ meine Hand von seiner Wange zu seiner Brust gleiten. Mein Herz pochte so stark wie noch nie, kurz hatte ich das Gefühl überwältigt von meinen Gefühlen zu sein und umzufallen. 

Einen Moment sagte Harry gar nichts und es fühlte sich an, als würde die Stille mich erdrücken. "Du bist betrunken, Louis."

Das... war nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte, auch wenn er sich schon um einiges ruhiger anhörte. Natürlich wäre es mir auch lieber gewesen, das erste 'ich liebe dich' wäre anders verlaufen, aber jetzt gerade hatte ich das Bedürfnis, es zu sagen. "Na und? Es ändert nichts an meinen Gefühlen. Jetzt gerade ist mein Kopf so klar wie lange nicht mehr. Wenn ich nüchtern bin, würde ich es dir ebenfalls sagen.", sprach ich leise und schaute bittend in Harrys Augen. Ich konnte seine Unentschlossenheit erkennen. Verdammt! Warum lässt er mich so leiden? "Ich liebe dich. Bitte geh nicht.", sprach ich erneut so leise, als könnte uns jemand hören. Wenn Harry jetzt gleich nicht reagiert, wird mein Herz in tausend Stücke explodieren. Meinen eigenen Herzschlag hörte ich schon in meinen Ohren.

Doch dann schloss Harry plötzlich die Augen und drehte sich weg. Meine Hand glitt dabei armselig von seiner Brust und mein Kopf kippte resigniert nach vorne.

Nein! Das kann er mir doch nicht antun... Bitte nicht. Und das nur wegen dieser... wegen Ruth.

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Düdümmm... Huch? Was macht Harry jetzt?


Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt