Drei Tage später habe ich den ersten Besichtigungstermin einer Wohnung. Harry hat leider kein frei bekommen und konnte auch nicht früher weg, so dass ich nun alleine auf den Vermieter warte.
Ich bin früh dran und das Wetter ist noch trocken, also zünde ich mir kurzerhand eine Zigarette an. Den Rauch ziehe ich tief in meine Lungen und genüsslich puste ich ihn zurück in die Freiheit. Es ist ein ziemlich ruhiges und spießiges Viertel, wie ich finde. Auf keiner Auffahrt findet man ein bisschen Unkraut oder gar Müll. Alles sieht aus wie geleckt und ich habe das Gefühl beobachtet zu werden.
Auf der anderen Straßenseite läuft eine junge Frau mit einem riesigen Hut und weißem Kleidchen mit eiligen Schritten die Straße entlang. Sie wirkt gestresst und kurz denke ich, dass sie mit ihren High Heels in den Pflastersteinen steckenbleibt, doch sie hat Glück - oder ist geübt. Ich beobachte sie weiter und kann mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen, als ihre helle Handtasche auf den Boden fällt, während sie den Kofferraum eines Mercedes aufschließt.
"Mr. Tomlinson?", ertönt eine Stimme und schnell drehe ich mich um. Vor mir steht ein Mann in den Vierzigern, etwas größer als ich mit Dreitagebart und kurzen braunen Haaren. Meine Kippe schmeiße ich auf den Boden und mit der Fußspitze trete ich sie aus. Dann wende ich mich lächelnd an den Mann vor mir. "Ja, das ist richtig. Sie müssen Mr. Blackwood sein.", begrüße ich ihn freundlich. Er zieht zwar kurz eine Augenbraue hoch, schaut auf den Boden zur Kippe, lächelt dann aber wieder und reicht mir seine Hand. Na toll, Louis. Der erste Eindruck scheint ihm nicht zu gefallen. Harry wird mich killen.
"Sind Sie alleine hier? Wollten Sie nicht noch jemanden mitbringen?", fragt er mich neugierig. "Ja, ich bin alleine hier. Mein Partner hatte leider keine Zeit.", antworte ich ihm. "Okay, dann folgen Sie mir mal." Gesagt, getan. Mr. Blackwood läuft auf das Haus zu, springt geradezu die 4 Stufen auf die Veranda und zückt auch gleich den Schlüssel. Man, hat der es eilig. Es ist eine Doppelhaushälfte mit einem kleinen Garten. Die Bilder im Netz sahen vielversprechend aus und auch von außen macht das Haus einen guten Eindruck. Nur der Vermieter sagt mir irgendwie noch nicht ganz zu. Irgendwas gefällt mir an ihm nicht.
"Kommen Sie, kommen Sie.", bittet er mich und klopf ungeduldig auf der Türklinke rum. Schon im Flur fällt mir auf, wie dunkel es ist. Mich persönlich würde das nicht stören, aber ich weiß, dass Harry es lieber hell und freundlich mag. Der erste Raum, den wir betreten, ist die Küche. Sie ist groß und modern, Harry könnte sich hier jedenfalls ordentlich austoben. Auch das Wohnzimmer gefällt mir, doch eine Etage höher, wird es kritisch.
Mit gerunzelter Stirn schaue ich mir die schrägen Wände des Schlafzimmers an. Wo soll hier denn bitte ein Kleiderschrank Platz finden? "Wie viele Zimmer gibt es noch?", frage ich den Vermieter und versuche die Maße des Raumes abzuschätzen. Wenn es noch drei Zimmer gibt, könnte man hier drinnen schlafen und noch ein Ankleidezimmer einrichten. "Zwei Zimmer folgen noch. Haben Sie Kinder mit ihrer Frau?", fragt er mich, sieht mich dabei mit zusammen gekniffenden Augen an. Was ist sein scheiß Problem?
"Ich habe keine Frau. Ich sagte vorhin, dass mein Partner keine Zeit hat, nicht meine Partnerin.", antworte ich ihm spitz, woraufhin ich ihn zischend Luft holen hören. Kurz sehe ich einen angewiderten Ausdruck in seinem Gesicht, kann aber auch sein, dass ich mich täusche. "Sie... Sie wollen hier mit einem Mann einziehen?" Geht's ihm wirklich darum? Ich rolle mit den Augen, was er jedoch nicht sieht. "So sieht's aus und zwei Kinder sind auch noch dabei. Und wo wir gerade dabei sind... zeigen Sie mir noch die Kinderzimmer?", frage ich ihn zuckersüß. "Natürlich...", er räuspert sich: "... wobei... ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist.", sagt er leise, dennoch habe ich es gehört.
"Wie war das gerade? Was wollen Sie mir damit sagen?", stelle ich ihm die Frage, lehne mich mit dem Hintern an die Fensterbank und verschränke die Arme vor der Brust. Mr. Blackwood seufzt und schiebt sich die Hände tief in die Hosentaschen. "Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich glaube nicht, dass Sie in dieser Nachbarschaft glücklich werden.", gibt er zu. Hm, werden wir nicht glücklich werden oder er? Für mich ist an dieser Stelle schon klar, dass ich hier nicht einziehen will. "Ich denke, dass können wir ganz gut selbst entscheiden. Ich würde dann ganz gerne die anderen Zimmer sehen.", sage ich mit einem gespielt freundlichen Lächeln, nur um seine Zeit jetzt noch ein wenig zu verschwenden.
Er holt tief Luft, nickt dann aber und zeigt mit der Hand nach links. "Einer der Räume ist die Tür am Ende des Ganges. "Danke.", antworte ich ihm grinsend und gehe mit einem übertriebenen Hüftschwung den Flur entlang.
Meine Güte, was tue ich hier eigentlich?
Nur weil ich plötzlich schwul bin, muss ich mich doch nicht so benehmen. Obwohl es bei diesem intoleranten Typen ganz witzig ist. Ob er mir wohl auf den Hintern guckt? Innerlich schlage ich mit der Hand gegen die Stirn. Jetzt denke ich auch schon schwul.
Das Zimmer ist winzig. Wirklich winziger als winzig. "Und wo genau ist nun das Kinderzimmer? Das hier ist schließlich die Besenkammer.", frage ich ihn. "Naja, kleine Kinder brauchen ja nicht so viel Platz.", antwortet er zögerlich. Ist das sein Ernst? "Aha. Und kleine Kinder werden auch nicht größer. Stimmt.", antworte ich ihm dankend, als hätte er mir wirklich etwas interessantes erzählt.
Auch das zweite Zimmer ist nicht besser und so beschließe ich, die Besichtigung nun abzubrechen. Ich ziehe die Kapuze über den Kopf, da es angefangen hat zu nieseln. Was für ein Volltrottel, denke ich mir. Mit schnellen Schritten laufe ich zum kleinen Häuschen der nächsten Bushaltestelle und lasse mich dort auf der Metallbank nieder. Ich zücke mein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Der nächste Bus fährt in 7 Minuten, also kann ich noch eine rauchen.
Mit der Kippe zwischen den Lippen sehe ich auch, dass Harry mir geschrieben hat.
From: Harry
Ich schaff den zweiten Termin nachher doch. Lass uns dort im Hausflur treffen, wenn es regnet xxEin Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich weiß, dass ihm das Exposé dieser Wohnung von nachher ganz besonders gefallen hat. Ich hoffe wirklich, dass das was wird. Das würde Harry glücklich machen und wenn Harry glücklich ist, bin ich es auch.
Es ist eine Maisonettewohnung und liegt in einem etwas hipperen und weniger spießigen Stadtteil. Viele junge Menschen leben hier und ich weiß, dass man dort definitiv nicht blöd angeguckt wird, wenn man schwul ist.
Der Nachmittag vergeht langsam und gefühlt alle 5 Minuten schaue ich auf die Uhr, doch als es dann endlich Zeit ist und ich gerade die Tür des Wohnhauses öffne, sehe ich Harry bereits gegen die Wand lehnen. Grinsend gehe ich auf ihn zu.
"Wie siehst du denn aus?", begrüßt er mich. Ich schätze, ich sehe aus wie ein begossener Pudel, denn der Regen hat zugenommen und die letzte Strecke hierher hat mich etwas durchgeweicht. "Die Frage ist wohl eher, warum du nicht so aussiehst?", frage ich ihn mit hochgezogener Augenbraue. "Regenschirm nennt man das heutzutage, Baby.", grinst er und wuschelt mir mit einer Hand durch meine nassen Haare. "Haha.", erwidere ich.
"Hallöchen, ihr müsst Louis und Harry sein.", ertönt eine aufdrehte Stimme hinter mir. Schnell drehe ich mich um und sehe einen Kerl um die 30, der auf jeden Fall auch schwul sein muss. Ich weiß nicht, aber manchen Menschen sieht man es einfach an. Bei Harry war das nicht der Fall und ich finde bei mir auch nicht, aber er? Nicht zu übersehen. Er ist größer als ich, trägt ein schwarzes Hemd mit pinken Punkten, eine knallenge weiße Jeans, sowie schwarze Bikerstiefel. Seine dunklen Haare hat er hoch gestylt, seine Fingernägel lackiert und mit einem breiten Grinsen schaut er uns an.
"Ja, sind wir.", antwortet mein Freund, geht an mir vorbei und begrüßt den Typen höflich. "Ich bin Nick und der Eigentümer der Wohnung, die ihr euch anschauen wollt.", erklärt er und reicht mir ebenfalls seine Hand. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie schüchtert mich der Typ ein. Angst habe ich jetzt nicht, denn ich bin mir sicher, dass er niemandem was tut, aber irgendwas stört mich - ich weiß nur noch nicht was. Wie bei dem ersten Vermieter heute Morgen.
"Hi, ich bin Louis.", begrüße ich ihn auch und schaue ihn dabei an. "Cool. Freut mich, dass ihr da seid. Lasst uns hochfahren.", grinst er, nickt dabei in die Richtung des Fahrstuhls.
Na, jetzt bin ich aber mal gespannt.
DU LIEST GERADE
Where is the love - [Larry-AU]
FanfictionFremde würden sagen, Louis ist ein unangenehmer Zeitgenosse und man solle ihm lieber aus dem Weg gehen. Mit seinen 26 Jahren trinkt, raucht und flucht er gerne, zudem darf fast jedes Wochenende eine andere Frau sein Schlafzimmer kennen lernen. Er le...