90. Paper houses

5.3K 540 85
                                    


"Miss Calder...", fängt mein Anwalt wieder an. "Wem machen Sie hier was vor? Was soll das Ganze? Sie studieren, Sie sind also eine intelligente junge Frau. Ihnen sollte doch bewusst sein, dass Ihre Taktik ins Nichts führt. Mein Mandant war nie mit Ihnen liiert, sondern mit Mr. Styles. Und mein Mandant hat Sie auch nicht gezwungen, dass Sie ihm K.o.-Mittel ins Glas geben. Das wäre ja sowas von absurd. Also... kooperieren Sie, dann mildert sich das Strafmaß. Es gibt Zeugenaussagen, Beweismaterial auf Video und auch in den Blutergebnissen meines Mandanten lässt sich die Substanz nachweisen."

Mein Anwalt dreht sich zum Richter und geht ein Stück auf ihn zu. "Ich beantrage die Beschlagnahmung des Smartphones sowie die Sichtung aller Nachrichten von Miss Eleanor Calder. Ich bin mir sicher, dass wir dann die Wahrheit erfahren werden", sagt er schlicht und sieht den Richter erwartungsvoll an.

Sofort nickt dieser und bewilligt den Antrag meines Anwalts. Ich wette, dass diese Verhandlung eine Lappalie für ihn ist und die Angelegenheit einfach nur schnell über die Bühne bringen will.

Eleanor seufzt und kramt in ihrer Handtasche. "Dann aber auch von Harry, da sehen Sie nämlich, dass Louis ihn nur verarscht hat und auf Frauen steht", gibt sie grimmig von sich. Ihre Stimmung ist plötzlich verändert. Hat sie eben noch auf das arme kleine Mädchen gemacht, ist sie nun gar nicht mehr so traurig, sondern eher angepisst. "Oh, Miss Calder, woher wissen Sie das denn? Und warum nicht das Handy von meinem Mandanten?", fragt mein Anwalt grinsend und nimmt das Handy entgegen, um es an den Staatsanwalt weiterzureichen.

Warum sie das weiß? Sie hat die Nachrichten selbst geschrieben! Und warum nicht mein Handy? Weil sie dort nicht mehr zu finden sind, da Eleanor sie direkt gelöscht hat!

Eleanor zuckt jedoch nur mit den Schultern und verschränkt die Arme vor der Brust. Meine Mundwinkel zucken, denn ich bin mir sicher, dass sie aufgegeben hat. 

Zuletzt muss ich auch noch meine Aussage abgeben und wiederhole im Grunde alles, was ich auch schon bei der Polizei erklärt habe. Alles deckt sich auch mit den Aussagen von Harry, Perrie, Zayn und Ruth.

Der Staatsanwalt beantragt eine kurze Unterbrechung, um die Handynachrichten von Eleanor zu inspizieren, welche der Richter auch direkt genehmigt. Dieser teilt sogleich mit, dass sie während der Unterbrechung auch die Urteilsberatung erledigen werden, doch vorweg hält mein Anwalt noch das Plädoyer.

"Hohes Gericht, Herr Verteidiger. Die Angeklagte Miss Eleanor Calder wurde zu nichts gezwungen. Sie war nie in einer festen Beziehung mit meinem Mandaten, sondern hat sich als freundliche Bekannte ausgegeben. Von Anfang an hat sie Ihre Tat geplant, sie hat also grob fahrlässig und vorsätzlich gehandelt. Mit Gamma-Hydroxy-Buttersäure, auch K.o.-Tropfen genannt, ist nicht zu spaßen und sie hat es billigend in Kauf genommen, dass mein Mandant Schaden dadurch erleidet. Zu guter letzt kommt noch hinzu, dass sie die ehemalige Nachbarin von Mr. Tomlinson benutzt hat, um hier eine Zeugin zu haben. Dass Mrs. Robinson allerdings nichts zu bezeugen hat, sollte mittlerweile allen klar sein. Wir haben hier also Täuschung, Falschaussage, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie eine schwere Körperverletzung vorliegen. Da sie meinen Mandanten entkleidet hat, könnte man daher sogar noch von sexuellem Missbrauch sprechen. Ich beantrage daher, die Angeklagte zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 40 Pfund sowie einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten zu verurteilen."

Die Beamten verlassen den Raum und auch ich muss hier raus. Ich schnappe mir meine Jacke und laufe zur Tür. Mit einem Blick gebe ich Harry zu verstehen, dass er mir ruhig folgen soll. 

"Fuck, ich fasse es nicht! Wie kann diese Bitch so einen Bullshit erzählen?", fluche ich und krame in meiner Jackentasche nach meinen Zigaretten. Mit meinen Füßen kicke ich die kleinen Steinchen durch durch die Gegend, um mich irgendwie abzureagieren. Weil meine Hände vor Wut zittern, lasse ich zweimal das Feuerzeug fallen.

Noch bevor ich den ersten Zug nehmen kann, wird mir die Kippe aus dem Mund genommen. "Was so-...", doch weiter kann ich mich nicht beschweren, denn Harry legt seine Hände an meine Wangen und presst seinen Mund auf meinen. Flatternd fallen meine Augen zu und ich seufze in den Kuss. Harry lässt ihn langsam angehen und es fühlt sich an, als ob er mit diesem Kuss all meine Wut aussaugt. 

"Besser?", fragt er leise, als er sich von mir löst. Etwas perplex kann ich nur nicken. "Ich denke nicht, dass sie Eleanor glauben. Warum auch? Alles spricht gegen sie und außerdem war ihre letzte Reaktion ja fast schon ein Geständnis", versucht er mich zu beruhigen. "Ja, trotzdem. Was soll die Scheiße von ihr?", frage ich ihn etwas ruhiger und stecke mir die Zigarette in den Mund, doch Harry zuckt nur mit dem Schultern. "Frag mich nicht, ich kann nicht in ihren Kopf gucken."

Die Pause zieht sich in die Länge und ich bin mir sicher, dass die Beamten nicht nur die Nachrichten sichten und das Urteil festlegen, sondern auch noch ein Kaffeekränzchen halten. Denn als es endlich weiter geht, kommen sie gut gelaunt in den Saal. 

Alle Anwesenden erheben sich und erst als der Richter das Zeichen gibt, setzen sich wieder alle. Ich könnte platzen vor Spannung, während Eleanor eher gelangweilt aussieht. Auch die anderen Anwesenden lauschen neugierig dem Richter. "Nun, wir haben die Nachrichten gesichtet und sind noch einmal die heutige Verhandlung durchgegangen, haben demnach bereits ein Urteil gefällt. Der Staatsanwalt wird daher nun das Urteil verlesen."

Besagter räuspert sich und steht auf. "Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. In der Strafsache Louis William Tomlinson gegen Eleanor Calder wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz in Tateinheit der schweren Körperverletzung hat das Amtsgericht für Recht erkannt: Die Angeklagte Eleanor Calder wird wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Missachtung des Betäubungsmittelgesetzes zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 40 Pfund sowie einer Gesamtfreiheitsstrafe von 12 Monaten verurteilt. Die Vollstreckung der Freiheitsstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Die Angeklagte wird damit schuldig gesprochen, die vorgeworfenen Dinge getan zu haben. Die Kosten des Verfahrens sowie ihre eigenen notwendigen Auslagen trägt die Angeklagte..." Im Großen und Ganzen schildert der Staatsanwaltschaft nun noch einmal die Tat, doch ich habe bereits abgeschaltet.

Eleanor wurde schuldig gesprochen. Hallelujah!

Zwar muss sie nicht ins Gefängnis, dafür darf sie ordentlich hinblättern. Hatte sie doch noch vor der Verhandlung gegrinst, bin ich nun derjenige. Eleanor verdreht daraufhin die Augen und lässt sich im Stuhl zurückfallen.

Nachdem noch ein paar Formalitäten geklärt wurden, erklärt der Richter die Verhandlung für geschlossen und entlässt uns. Grinsend laufe ich direkt auf Harry zu und lasse mich in eine feste Umarmung ziehen. "Habe ich dir doch gesagt", nuschelt er mir in den Nacken. 

"Leute, das muss gefeiert werden", höre ich Zayn rufen. Ich löse mich von Harry und umarme auch Zayn. "Ja, aber ich gebe aus", pflichte ich ihm bei. "Davon bin ich ausgegangen, Bro", grinst er. 

Wir verabreden uns dazu, uns um 18 Uhr bei Zayn in der Bar zu treffen. Bevor ich mit Harry das Gerichtsgebäude verlasse, gehe ich noch zu Bobby Scott, meinem Anwalt, und bedanke mich bei ihm. Ich denke, es war tatsächlich besser einen Anwalt zu haben. Wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre. Ich hätte wahrscheinlich gar nicht richtig argumentiert und wäre nur aggressiv geworden, weil Eleanor so einen Bullshit gelabert hat.

Einige Minuten später verlasse ich mit meinem Freund den Parkplatz und kann das Grinsen gar nicht mehr abstellen.

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt