50. Too much to ask

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Louis: Wir können uns treffen. Louis
Erzeugerin: Louis? Danke, dass du mir schreibst. Liebend gern. Wann und wo?
Louis: Heute, 17 Uhr im Termini
Erzeugerin: Ich werde da sein. Bis später

"Du hast deine Mutter als 'Erzeugerin' eingespeichert?", fragt Zayn mich ungläubig, als ich zwei Tage später bei ihm in der Bar sitze. "Ja, natürlich. Als was denn sonst? Ganz bestimmt nicht unter 'Mum' oder so'n Scheiß." - "Naja, du hättest sie immerhin 'Johannah' nennen können.", zieht er mich spöttisch auf.

"Alter, auf wessen Seite stehst du überhaupt?", brumme ich ihn an, werfe ihm dabei einen wütenden Blick zu. "Du weißt, dass ich immer hinter dir stehe. War doch nur ein Joke. Chill mal." Ein Versuch der Besänftigung, doch innerlich kocht es weiterhin in mir. Wie konnte ich nur so dämlich sein, einem Treffen mit meiner Mutter zustimmen? Jetzt habe ich den Salat.

"Ihr hättet euch doch auch hier treffen können." Ganz bestimmt nicht. Nicht umsonst, habe ich einen Schuppen ausgewählt, in dem ich sonst nie verkehre. Wer weiß, was das für ein Weib ist. Nachher will die noch häufiger mit mir reden und läuft mir hinterher, sucht wahrscheinlich noch in dem Laden, wo wir uns getroffen. Ne ne, da habe ich mir schon was bei gedacht. "Mach mir mal lieber einen Drink und quatsch mich jetzt nicht voll."

Ich zucke zusammen, als Zayn mir ein leeres Glas vor die Nase knallt und dann Cola hineinkippt. "Was soll die Scheiße?" - "Du säufst jetzt ganz bestimmt nicht. Du willst doch einen guten Eindruck bei der Mutter hinterlassen und nicht mit einer Fahne aufkreuzen."

Ist nicht sein Ernst. "Pff... guter Eindruck", schnaube ich. "...was die von mir denkt, geht mir sowas von am Arsch vorbei. Außerdem war sie eine Säuferin.", beschwere ich mich, nippe aber trotzdem an der dunklen Flüssigkeit.

Eine Stunde später verabschiede ich mich von Zayn und mache mich auf den Weg ins Termini. Ein kleines Café in einer Seitenstraße, keine hippe Bar wie die von Zayn. Hier laufe ich wenigstens nicht Risiko, dass mich jemand sieht. Vor dem Laden bleibe ich stehen und schaue auf die Uhr, ich habe noch ein paar Minuten. Außerdem habe ich noch eine Nachricht.

From: Harry
Du schaffst das, Baby! Ich denk an dich xx

Durchs Fenster versuche ich zu erkennen, ob sie vielleicht schon da ist, kann meine Mutter jedoch nicht entdecken. Ich fische meine Zigarettenschachtel aus meiner Jackentasche, ziehe eine Kippe raus und lasse die Flamme des Feuerzeuges vor dem Glimmstängel tanzen.

"Darf ich mir mal Feuer von dir leihen?" Mein Kopf schießt zur Seite und blicke zum dritten Mal in meinem Leben in das Gesicht der Frau, welche meine Mutter sein soll. Ohne ihr zu antworten, werfe ich ihr das Feuerzeug zu, welches sie mit Leichtigkeit fängt. Mein Auge zuckt kurz. War ja klar, jeder Säufer ist auch ein Raucher. Noch nie habe ich etwas anderes gehört. Sie entzündet ihre Kippe und lässt das Feuerzeug zurückfliegen.

Ganz provokant drehe ich mich ganz zu ihr und mustere jeden Zentimeter dieser Frau, während ich genüsslich an der Zigarette ziehe. Sie macht es mir nach und lässt mich nicht aus den Augen. Ganz schön mutig, die Gute. Das kann lustig werden.

"Ein hübscher junger Mann bist du geworden, Louis." Erneut sage ich nichts, sondern schaue sie einfach weiter an. Ich versuche irgendwelche Ähnlichkeiten zu entdecken, doch bis auf die gleiche Haarfarbe fällt mir nichts auf. Ich weiß, dass sie jetzt 46 ist und dafür, dass sie eine Säuferin ist, hat sie sich gut gehalten. Weder sieht sie müde, noch erschöpft aus.

"Wollen wir dann?", frage ich, nachdem ich meine Kippe ausgetreten habe und sage damit die ersten Wörter, seitdem sie aufgetaucht ist. Sie lächelt und nickt mir zu, betritt das Café durch die Tür, welche ich ihr - freundlich wie ich nunmal bin - aufhalte.

Ein Kellner führt uns zu einem kleinen Tisch ans Fenster und reicht uns auch direkt die Karte. Ich werde hier sicherlich nichts essen, so kann ich schneller flüchten, falls es mir zu bunt wird. Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl nieder und verschränke die Arme. Da meine Mutter auch nicht zur Karte greift, gehe ich davon aus, dass sie auch nichts essen möchte - ihr Glück.

Die Situation ist angespannt und unsere Augen führen ein Gefecht aus, nur darauf wartend, dass einer von beiden einknickt und den Anfang macht. Doch da ich heute noch nach Hause will, rolle ich mit den Augen und fahre mit den Fingern durch meine Haare. "Schieß los."

"Was möchtest du denn wissen?" Ist das ihr scheiß Ernst? "Warum bist du jetzt wieder aufgetaucht? Mein bisheriges Leben hat dich auch einen verfickten Scheiß interessiert, also was soll das?" Sie zieht eine Augenbraue hoch und beäugt mich, ihre Augen huschen über meine tätowierten Arme, die jetzt sichtbar sind. Na, passt dir mein Aussehen doch nicht? Oder meine Aussprache? Sie räuspert sich und lächelt mich dann wieder an.

"Ich kann verstehen, dass du unheimlich wütend sein musst. Mir würde es absolut nicht anders gehen Louis, aber glaube mir bitte, wenn ich dir sage, dass ich mein Verhalten damals aus tiefstem Herzen bereue. Ich war noch sehr jung, als ich mit dir schwanger wurde. Ja, ich gebe zu, dass mir Party und Alkohol damals wichtiger waren und ich die wohl schlechteste Mutter war, die ein Kind nur haben kann. Aber ich habe mich geändert. Ich habe vor einigen Jahren einen Entzug gemacht. Ich bin trocken, Louis. Ich habe schon so lange nach euch gesucht, nur waren mir die Hände gebunden, was meinen Erfolg betraf, so dass ich es irgendwann aufgab."

"Bis Weihnachten im Restaurant...", füge ich bei. Sie nickt. "Bis Weihnachten. Ich bin vor einiger Zeit hergezogen und es muss einfach Schicksal sein, dass wir uns wiedergefunden haben." Ich schnaube verächtlich und schüttel den Kopf. Schicksal? Dass ich nicht lache.

"Wer war der andere junge Mann? Hat dein Vater noch einen Sohn bekommen, also war das dein Bruder?" Ja, genau. Harry ist mein Bruder. Wir tun auch Dinge, die nur Brüder miteinander machen. Wobei... 'warme Brüder' wäre ja doch richtig. "Nein, ist er nicht." - "Achso, ich dachte, weil er und das kleine Mädchen bei euch mit am Tisch saßen und er auch letztens mit dir bei deinem Vater war. Also ist es ein Kumpel von dir?" Ich schaue aus dem Fenster. Verleugnen will ich Harry nicht, allerdings hat sie es keineswegs verdient, die Wahrheit vor meinem Vater zu erfahren. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht."

"Oh... tut mir leid. Aber du hast trotzdem Geschwister." Ich sehe auf und schaue in ihr lächelndes Gesicht. Sie hat noch ein Kind oder mehrere Kinder bekommen? Die armen Gören habe eine Säuferin als Mutter. "Achja?", frage ich nach. "Ja. Charlotte, Phoebe, Daisy und Félicité.... Phoebe und Daisy sind Zwillinge." 

Vier! Sie noch vier fucking Gören bekommen. "Und? Durften die wenigstens mit ihrer Mutter aufwachsen?", frage ich trocken und lasse es so klingen, als wäre es mir scheißegal. Ihr Lächeln stirbt. "Louis... ich... es tut mir leid. Aber..."

"Nichts aber. Du kannst ruhig zugeben, wie es ist. Du warst oder bist... wie auch immer, eine verfluchte Säuferin. Du wolltest mich nicht. Scheiße, du hast in der Schwangerschaft gesoffen. Ich hätte tot sein können und es war dir scheißegal. Und du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich jetzt wie ein Honigkuchenpferd freue, wenn du mir erzählst, dass du dann noch vier Kinder bekommen hast, die eine trockene Mutter hatten...." Ich kann nicht verhindern, dass ich lauter werde. Diese Frau vor mir regt mich einfach nur auf. Sie senkt den Blick und starrt auf ihr Wasser, welches bereits zur Hälfte geleert ist.

Keine Ahnung, was mich geritten hat, diesem Gespräch zuzustimmen. Kopfschüttelnd krame ich in meinem Portemonnaie nach Geld, schmeiße den Schein auf den Tisch und erhebe mich. "Schönes Leben noch... Mutter." Mit einem letzten spöttischem Blick schaue ich sie an, ziehe mir die Kapuze über den Kopf und verlasse das Café. Einmal höre ich noch meinen Namen rufen, doch folgen tut sie mir nicht. Ihr Glück.

_____

Och Lou...

Was meint ihr... sollte Louis seiner Mutter eine Chance geben oder ist er zu Recht so wütend? Wie würdet ihr handeln?

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt