76. Infinity

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#25!!!!...
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Die ohnehin schon lange Zugfahrt nach Hause zieht sich unglaublich in die Länge. Gefühlt bin ich schon drei Tage unterwegs, dabei sind es erst vier Stunden, also etwas mehr als die Hälfte.

Weil mir das alles zu lange dauert, versuche ich zu schlafen, da dann die Zeit schneller umgeht, doch gelingen will es mir nicht. Vielleicht hätte ich letzte Nacht länger wach bleiben sollen, dann wäre ich jetzt wenigstens müde. Genervt öffne ich wieder die Augen und sehe mich im Zugabteil um. Schräg gegenüber sitzt ein Teenager, der Kopfhörer trägt und zum Beat der Musik mit dem Kopf wippt. Hinter ihm sitzt eine junge Frau, die gerade ein Baby stillt. Etwas peinlich berührt schaue ich schnell weg und sehe zum älteren Herrn gegenüber von mir. Er hat einen grauen Hut auf, trägt ein blaues Hemd, sowie eine sandfarbene Cargohose, neben ihm ist ein Gehstock an die Wand gelehnt und sein Blick ist auf die Tageszeitung vor ihm gerichtet.

Meine Augen huschen wieder nach draußen, doch bis auf Bäume, Blumen, Büsche und Wiesen ist nichts Spannendes zu entdecken. Der Himmel ist heute strahlend blau, es ist kein Wölkchen am Himmel und ich beobachte einen Schwarm Vögel, der über den Zug hinweg fliegt.

Das Klackern von Absätzen auf dem Boden, lässt mich aufsehen. Die ältere Zugbegleiterin steht neben unseren Sitzen. "Einmal die Fahrkarten bitte.", sagt sie in einem gelangweilten Ton. Ich will gar nicht wissen, wie häufig sie diesen Satz am Tag sagen muss und das Tag für Tag, da wäre ich auch gelangweilt. Mit der rechten Hand greife ich zu meinem Rucksack und ziehe aus der Vordertasche meine Fahrkarte, um sie ihr zu zeigen. Sie nickt, nimmt das Ticket entgegen und stempelt es ab, bevor sie es mir wieder schweigend in die Hand drückt. Das gleiche macht sie beim älteren Mann, der mir gegenüber sitzt, bevor sie weitergeht. Ich höre ihren Standardspruch noch sechsmal, ehe ihre Stimme und das Klackern ihrer Schuhe verstummt.

Ich ziehe mein Handy aus der Tasche, um Harry zu schreiben, dass ich mich auf ihn freue. Doch dummerweise habe ich hier keinerlei Empfang. Schnell hebe ich meinen Blick, habe ich hier doch vorhin irgendwo ein Plakat gesehen, dass es WLAN hier gibt. Ich entdecke es am Ende des Wagens und augenverdrehend stehe ich auf, damit ich das Passwort lesen kann. Zug123 ist es - wie einfallsreich. Leicht belustigt, tippe ich auf meinem Handy rum und gehe zurück zu meinem Platz, bis ich plötzlich einen stumpfen Schmerz an meiner Schulter merke. "Oh verdammt, tut mir leid.", entschuldigt sich schnell ein Mitfahrer, der seinen Koffer von der oberen Ablage geholt hat und mich damit voll erwischt hat. Ich lächle ihn an und winke ab. "Alles in Ordnung, kann jedem passieren."

Erst als ich wieder auf meinem Platz sitze, realisiere ich, was gerade passiert ist. Vor ein paar Monaten noch, hätte ich mich übelst aufgeregt und rumgeflucht, aber jetzt fand ich es gar nicht so schlimm, dass er mich mit seinem Koffer gerammt hat, auch wenn es etwas wehtat. Kaum merklich schüttel ich meinen Kopf und wende meinen Blick wieder aufs Handy, welches sich nicht mit dem WLAN verbinden möchte. Stirnrunzelnd versuche ich es noch einmal, doch auch beim zweiten und dritten Mal will es nicht. Klappt ja hervorragend. Technik die begeistert.

Grummelnd packe ich das Handy wieder ein, bekomme dafür kurz einen komischen Blick des Mannes von mir gegenüber, und knülle dann meine Trainingsjacke zusammen, um eine Art Kissen zu haben. Bleibt mir ja nichts anderes übrig, als weiter aus dem Fenster zu starren, da will ich wenigstens meinen Kopf gemütlich betten.

Irgendwie scheine ich es doch geschafft zu haben, einzuschlafen, denn als ich das nächste Mal blinzele, ist der Mann verschwunden und mit Freude stelle ich fest, dass es nur noch 20 Minuten bis zu meiner Zielstation sind. Gut, dass ich jetzt wieder aufgewacht bin, sonst wäre ich wahrscheinlich im Nirvana gelandet.

Es ist bereits spät und schon längst dunkel. Harry wird auch schon schlafen, da er morgenfrüh arbeiten muss. Also werde ich ihn wohl doch erst morgen sehen und nicht mehr heute, da ich dann in meine Wohnung fahre und nicht zu Harry, da ich ihn nicht wecken will.

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt