35. Fool's gold

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Einige Tage später schlenderte ich mit Harry und Gemma durch die belebte Fußgängerzone. Es lag zwar kein Schnee mehr und trocken war es auch, dennoch war es arschkalt. Gemma durfte man nicht aus den Augen lassen, auch wenn sie eigentlich mit ihrer blinkenden Mütze kaum zu übersehen war. Immerzu rannte sie ein Stückchen, um die verschiedenen Stände und geschmückten Schaufenster zu begutachten.

"Willst du einen Glühwein?" Harry war vor einem Stand mit verschiedenen Getränkeangeboten stehen geblieben und schaute mich fragen an. "Ja, gerne." - "Okay, dann hole ich uns eben einen. Warte kurz." Und schon verschwand Harry mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Auch wenn meine Freunde bereits Bescheid wussten, war Harry in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend. Kein Händchenhalten, kein Kuss. Irgendwie fand ich es ja schon rührend, dass er sich Gedanken darüber machte, ich könnte mich unwohl fühlen. Andererseits fragte ich mich, ob es wirklich deswegen war oder es vielleicht einen anderen Grund gab.

"Hier. Man, der wird auch von Jahr zu Jahr teurer.", beschwerte sich Harry, als er mir einen Becher mit dampfenden Glühwein reichte. "Danke.", nuschelte und nippte direkt an dem gut riechenden Getränk. "Da vorne ist ein Tisch frei geworden. Wollen wir uns dort hinstellen?", wollte Harry von mir wissen und nickte in Richtung des benannten Tisches. Ich bejahte seine Frage und folgte ihm. 

Seine Unterarme hatte er auf den Stehtisch gelehnt und mit beiden Händen umfasste er seinen heißen Becher. Ich lächelte bei diesem Anblick, da man durch seine großen Hände das Gefäß kaum noch erkennen konnte. "Ist was?", fragte er mich etwas amüsiert, da er mein Grinsen anscheinend bemerkt hatte. "Nein, nein, ich bin nur glücklich.", grinste ihn an und ließ meine Fingerkuppen unauffällig über seine Hand streicheln. Also ich muss sagen, bis jetzt bereute ich das Lebensmodell 'Beziehung' noch kein Stück, und wenn man sich immer so beflügelt fühlt, wird dieser Fall auch nie eintreten. Gut, wir waren gerade mal 6 Tage zusammen, fühlte es sich aber schon viel länger an.

"Ich habe auch Hunger. Wir sollten uns gleich mal was zu Essen besorgen.", grinste ich Harry an, als ich seinen Magen rumoren hörte. Er lächelte und wollte etwas erwidern, hielt jedoch inne, als der Klingelton meines Handys ertönte. Mit gerunzelter Stirn fischte ich es aus meiner Jackentasche. Eleanor.

"Hey Eleanor. Alles okay?", begrüßte ich sie freundlich. "Louis, du Socke. Bei mir ist alles tutti. Wie sieht's bei dir aus? - "Bei mir ist auch alles gut. Weswegen rufst du an?"

Während ich auf ihre Antwort wartete, ließ ich meinen Blick über die Fußgängerzone und die Besucher des kleinen Weihnachtsmarktes schweifen. Als meine Augen Gemma anvisierten, musste ich verträumt lächeln. Dieses kleine Mädchen und ihr verdammter Bruder haben mich und mein Leben in so kurzer Zeit auf den Kopf gestellt. Nie - und damit meine ich wirklich nie, hätte ich mit so einem Umschwung vor einem Monat gerechnet.

"Eine Freundin von mir und ich haben morgen keine Vorlesungen und wir wollen daher heute was trinken gehen. Ich wollte dich fragen, ob du mitkommst? Dein Loverboy kann natürlich auch gerne kommen.", erzählte sie sichtlich aufgeregt, was mich leise lachen ließ. "Warte kurz." Ein Treffen in einer Bar mit ein paar Drinks wird mit Sicherheit super witzig. Bock hätte ich auf jeden Fall.

Ich nahm das Handy vom Ohr und schaute zu Harry, welcher mich mit gerunzelter Stirn musterte. "Eleanor, eine Freundin von mir, fragt, ob wir was mit ihr und noch einer Freundin von ihr heute was trinken gehen wollen?" Erwartungsvoll guckte ich meinen Freund an, doch dieser schien alles andere als erfreut über die Einladung zu sein. Das sagte mir jedenfalls sein leicht genervter Gesichtsausdruck. "Louis... du weißt ganz genau, dass das nicht geht bei mir. Ich habe Gemma und zwei Jobs. Ich muss quasi gleich wieder aufstehen."

Achja...

Wie dumm von mir, das zu vergessen, obwohl ich erst vor ein paar Sekunden an ihn und Gemmas Eintritt in mein Leben dachte. "Aber du kannst ruhig gehen.", fügte Harry noch an und schaute dann zu Seite. Irgendwie überkam mich ein Gefühl, dass ich dem Treffen nicht zustimmen sollte, sondern den Abend bei Harry bleiben sollte. Einen triftigen Grund fand ich jedoch nicht, weshalb ich mich lieber noch einmal versichern wollte. "Sicher? Ich mein..." - "Ist okay, Louis. Geh ruhig.", unterbrach mich Harry direkt und schenkte mir ein Lächeln, was nur irgendwie so anders aussah, als all die anderen, die ich bisher bei ihm gesehen hatte. Aber nun gut, wenn er sagt, es ist okay, wird es wohl okay sein.

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt