18. A. M.

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Habt ihr eigentlich alle Ferien bzw. Urlaub? Ich habe das Gefühl, ich bin die Einzige die morgens aufstehen muss, um zu arbeiten :/

_____

Harry war eingeschlafen. 

Was soll ich denn jetzt machen? Im Sitzen zu schlafen ist ziemlich ungemütlich und mit Sicherheit hat er keinen Wecker gestellt. Am besten ich drücke ihn aufs Sofa, sodass er wenigstens liegt. Einen Wecker könnte ich in seinem Handy einstellen.

Ich schielte einmal zu Harry rüber und sah, dass sein Kopf zur Seite gekippt war und ein paar Strähnen in seinem Gesicht hangen. Meine Hand hob sich wie von selbst und vorsichtig strich ich ihm die Haare aus den Augen. Zwei Sekunden länger als nötig blieb meine Hand hinter seinem Ohr liegen. Vielleicht sollte ich ihn ins Bett tragen, das wäre um einiges gemütlicher. Aber was sollte er dann von mir denken, wenn er währenddessen aufwachte. 

Seufzend stand ich auf und ging in die Küche, ich brauche erstmal ein Glas Wasser, dann kann ich überlegen, was ich mache. Ich nahm die Wasserflasche aus dem Kühlschrank und ging zu dem Hängeschrank, aus dem Harry vorhin schon Gläser genommen hatte. Ich langte nach einem Glas, stieß schwungvoll die Schranktür zu und erschrak beim lauten Knall, die diese von sich gab. Oh... er hatte wohl keine Softclose-Schränke wie ich. Verdammt!

Und natürlich - keine 10 Sekunden später stand ein verschlafener Harry im Türrahmen. "Du bist ja doch noch da.", murmelte dieser. "Sorry, ich wollte dich nicht wecken. Ich habe so Türdämpfer zu Hause, daran habe ich gerade nicht gedacht. Tut mir leid.", grinste ich ihn entschuldigend an. "Kein Ding, im Sitzen schlafen, wäre eh blöd gewesen. Wie lange habe ich denn geschlafen?" - "Nicht lange, vielleicht 10 Minuten." Erleichtert atmete Harry aus und lächelte mich mit seinen müden Augen an. 

"Danke fürs Kochen, aber ich denke du solltest jetzt schlafen, Harry." - "Ja, tut mir leid, dass ich eingepennt bin. Ich bring dich eben noch zur Tür." Ich nickte und folgte Harry auf den Flur bis zur Tür, schnell schlüpfte ich in meine Schuhe und Jacke, ehe ich einen spontanen Entschluss fasste.


"Harry, lass Gemma nachher schlafen. Ich bin um 2 Uhr hier, passe auf und bring sie dann in den Kindergarten."

Entrüstet sah Harry mich an: "Was? Nein, das kommt gar nicht in Frage. Ich will dich nicht um deinen Schlaf bringen." Fragend hob ich eine Augenbraue: "Aber Gemma? Harry, du weißt, dass ich nichts zu tun habe und ich helfe gerne." Ein paar mal blinzelte Harry, ehe er vorsichtig nickte. Zu meinem Glück war er gerade wahrscheinlich einfach zu müde, um zu diskutieren.

"Na gut, unter einer Bedingung." - "Und die wäre?" - "Du schläfst hier auf dem Sofa. Das wäre Quatsch, wenn du jetzt nach Hause gehst und dann gleich wiederkommen würdest." 

Er will, dass ich hier schlafe? Auch wenn es nur auf dem Sofa ist, aber dass er möchte, dass ich hier bleibe, verschafft mir eine Gänsehaut und meine Schmetterlinge im Bauch erhöhen den Bass der Musik auf ihrer Party.

Erst jetzt fiel mir auf, wie nahe wir uns standen. Wenn ich meine Hand heben würde, könnte ich ohne Problem seine Wange berühren und auch kurz zuckte meine Hand, konnte mich jedoch gerade noch beherrschen. "Okay.", sagte ich flüsternd und grinste. Wie gern würde ich ihn jetzt küssen und als ich sah, dass Harry schluckte, fragte ich mich, ob er das wohl auch wollen würde.

Jedoch wollte ich mir auch nicht verspielen, dass ich hier schlafen durfte, also beließ ich es dabei und wand mich schließlich ab. Ich brachte einfach noch nicht den Mut auf, einen Mann zu küssen. Oder lag es eher daran, dass ich verliebt war und Angst vor eine Abweisung hatte?


Nachdem wir beide im Bad waren, brachte Harry mir noch eine Decke und Kissen und so schlief ich ziemlich schnell ein. 

Ich fand mich auf einer Wiese voller bunter Blumen wieder. Es war ein berauschender Duft in der Luft, es roch nach Sommer, Sonne und Liebe. Keinerlei schlechte Gedanken waren in meinem Kopf und ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Es war so herrlich hier! Nie wieder will ich woanders sein. "Louis, komm. Komm hierher.", sprach eine ruhige Mädchenstimme und ich drehte mich um meine eigene Achse, um zu schauen, wo sie herkam. Ein Mädchen entdeckte ich zwar nicht, jedoch eine Treppe aus Wolken. Mit einem Lächeln im Gesicht ging ich darauf zu und ging die ersten Wolkenstufen hoch. "Ja genau, komm her Louis.", ertönte wieder die liebliche Stimme. Die Umgebung änderte sich und ich war umgeben von Zuckerwatte in allen möglichen Pastelltönen. Ein riesiger rosarote Wattebausch glitzerte und zog mich magisch an. Mit langsamen Schritten ging ich darauf zu, als ich eine menschliche Silhouette ausmachte. Jeder Schritt in diese Richtung machte mich schwereloser und schließlich erkannte ich die Person vor mir. "Harry... wo sind wir?" Harry lächelte mich breit an und streckte eine Hand nach mir aus. "Wir sind im Himmel, Louis. Im siebten um genau zu sagen." Ich nickte und wollte meine Handfläche gegen seine legen, doch spüren konnte ich ihn nicht, sodass ich die Stirn runzelte. "Wir sind Hologramme, Louis. Komm mit, ich will dir was zeigen." Und schon schwebte Harry davon, ich hüpfte in die Luft und folgte ihm lachend. Das ist genial hier! Wie im Weltall. Am Ende einer Wolke blieb Harry stehen und ich stellte mich neben ihm. Unter uns erstreckte sich eine tolle Aussicht über das Land, alles war winzig. "Das ist wunderschön, Harry." - "So wie du, Louis." Ich drehte mich zum Lockenkopf, welcher wieder die Hand nach mir ausstreckte und mir über die Wange strich, woraufhin sich um meinen Herzen eine wohlige Wärme ausbreitete. Irgendwie konnte ich diese Berührung spüren und das, obwohl wir Hologramme sind. "Schlaf noch ein bisschen, Louis. Bis später.", hörte ich die tiefe Stimme flüstern. Und augenblicklich verschwamm alles um mich herum, ehe ich wieder dunkles Schwarz um mich herum hatte.


Ich schreckte hoch, als plötzlich das Klingeln meines Handys ertönte. Draußen war es noch dunkel, wer ruft mich denn bitte jetzt an? Mit einem Brummen griff ich blind nach dem Teil und wollte auf dem Display schauen, wer es war. Doch zu meiner Überraschung war es der Wecker. Wecker? Warum hatte ich mir bitte einen Wecker gestellt? Ich war gestern bei Harry und dann... achja! Gemma. Ächzend erhob ich mich und stellte den Wecker aus. 

Was hatte ich da heute eigentlich für eine kitschige Scheiße geträumt? Ich erinnere mich selten an meine Träume, aber dieser blieb im Gedächtnis. Ich berührte meine Wange, wie es Harry in meinem Traum getan hatte. Es fühlte sich schon fast real an, zu schade, dass es das nicht war. 

Kurz schaute ich einmal zum Fenster. Im Dunkeln aufzustehen, war ich mal so gar nicht gewohnt, trotzdem zwang ich mich dazu hoch zu kommen und Harrys Schwester zu wecken. "Guten Morgen.", sagte ich zu ihr mit einem Lächeln im Gesicht, als sie mich mit ihren schläfrigen Augen ansah. "Wo ist Harry?", fragte sie, als sie sich im Bett aufsetzte. "Dein Bruder ist schon zur Arbeit. Komm steh auf, ich bringe dich heute in den Kindergarten."

Sie nickte, strampelte sich die Decke vom Körper und ging wie selbstverständlich ins Bad. Und wieder fragte ich mich: was kann ein 5-jähriges Kind? "Brauchst du bei irgendwas Hilfe, Gemma?", rief ich ihr hinterher. "Ich bin doch kein Baby mehr." Und zack - da war die Badezimmertür auch schon zu. Oooookay.

Ein wenig ratlos schaute ich in den Kühlschrank. Was könnte man denn mal mit in den Kindergarten geben? Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und fing an zu googlen. Schließlich fand ich ein gesundes Sandwich, wofür sogar alle Zutaten vorhanden waren. Dazu noch eine kleiner Tupperdose mit ein paar Weintrauben und einem kleingeschnitten Apfel und eine Flasche Saft. Ich musterte die Dinge vor mir kritisch, als Gemma gerade fix und fertig angezogen in die Küche kam. Anerkennend zog ich eine Augenbraue hoch: "Wow, du bist ja auch schon angezogen." - "Ich bin 5? Natürlich bin ich angezogen." Alles klar, ich frag ja schon nicht mehr. 

Nachdem Gemma noch einen Joghurt gegessen hatte, zogen wir uns an und gingen nach draußen. Ich staunte nicht schlecht, als ich den ganzen Schnee sah, es muss wirklich die ganze Nacht durchgeschneit haben, Harrys Fußspuren waren kaum noch zu erkennen. Ich musste lachen, als Gemma mich leicht verzweifelt ansah und bis zu den Knien im Schnee steckte. "Na komm." Kurzerhand hob ich sie hoch, um sie bis zu Harrys Auto zu tragen. 

Im Kindergarten selbst wurden wir diesmal zum Glück von einer anderen Erzieherin begrüßt, welche Gemma schnell nach drinnen zog. Ich verabschiedete mich und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Ich muss dringend duschen und vielleicht könnte ich noch die ein andere Stunde schlafen.


Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt