57. Kapitel

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„Du bist dran, Harvey."
Neela nickte mit dem Kopf in Richtung der Krankenstation hinter sich, als sie aus der Tür trat. Sie blickte sich um.
„Wo ist Josh?"

„Er ist nur kurz bei Alec. Wollte irgendetwas überprüfen."

Neela zwang sich zu einem Lächeln, als Harvey sie prüfend anblickte.

„Alles okay?"

„Ja, klar. Jetzt geh schon, bevor James mitbekommt, dass wir hier sind. Ich glaube, ich habe etwas überzogen."

Ihr Bruder warf ihr einen letzten Blick zu und nickte dann. „Okay. Bis gleich."

„Ja, bis gleich." Neela lächelte nur flüchtig.

Als Harvey mit der Schwester in der Krankenstation verschwand, atmete sie zitternd aus.
Ein vorbeilaufender Arzt warf ihr einen fragenden Blick zu, sodass Neela sich erneut zu einem Lächeln zwang.

Sie musste irgendwo hin, wo sie alleine war und nicht mehr die Tränen zurückhalten musste, die sich Bahn brechen wollten.

Sie nickte dem Arzt zu und ging dann den Gang hinunter, doch kaum war sie aus dem Blickfeld der Krankenstation, begann sie, zu rennen.

Erst als sie die Tür aufstieß, den Gebäudetrakt verließ und die frische Luft tief einatmete, verlangsamten sich ihre Schritte wieder.

Auf dem ganzen Innenhof war niemand zu sehen.
Erschöpft lehnte sie sich an die Wand und schloss ergeben die Augen.

Sie fühlte sich, als würde sie von innen auseinander gerissen.

Eine Träne rollte ihre Wange hinunter, als sie sich auf den Boden hockte, die Knie anzog und ihren Kopf auf ihre Arme legte.

Warum nur war die richtige Entscheidung oft so schwer?

Alles zog sie zurück zu Mark. Sie wollte aufspringen und wieder zu ihm zurück laufen, alle ihre Worte zurücknehmen.

Aber sie blieb.

Sie wusste, dass sie weinte, aber eigentlich spürte sie nichts.

Außer der großen, tiefen Leere in sich, die ihre eigenen Worte hinterlassen hatten.
Und der Gewissheit, dass sie für Mark immer nur die zweite Wahl nach Anne gewesen wäre.
Ein Schluchzen erschütterte ihren Körper.

Die Verletzung ihres Herzens bereitete ihr beinahe körperliche Schmerzen, sodass sie sich am liebsten auf dem Boden zusammengekrümmt hätte.

Warum tat er ihr das an? Warum jetzt? Diese Frage war das einzige, an das Neela denken konnte.

Warum?

Neela blickte auf, als sich jemand neben sie setzte.
Es war Josh.

Rasch wischte sie sich die Tränen ab, doch er hielt ihre Hände fest.

„Lass. Es ist okay."

Neela starrte ihn an und erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Bitte, kannst du woanders hingehen?"

Josh blickte sie ernst an, doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. „Nein. Ich werde dich jetzt nicht alleine lassen."

Neela schluchzte auf, als er sie an sich zog. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und hatte das Gefühl, sie würde nie mehr aufhören können, zu weinen.

Niemals den Schmerz vergessen können, der sie beinahe umbrachte.

Und niemals jemand anderen lieben können als Mark O'Ryan.

Josh sagte nichts. Er wartete nur ab, bis ihre Tränen versiegt waren und sie nicht mehr weinen konnte.

Irgendwann richtete Neela sich auf und wischte mit dem Ärmel ihrer Strickjacke über ihr Gesicht.

It All Comes Back Again Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt