Maya Tucker stöhnte genervt auf. Anklagend drehte sie sich zu ihrem großen Bruder um.
„Josh, was soll das? Wir sind mitten im Nirgendwo. Kaum Städte, Straßen oder richtige Läden in der Umgebung. Nur Hitze, Trockenheit und giftige Tiere!"
Josh Tucker lachte nur über die Beschwerden seiner Schwester. Er war sich sicher, dass sie die wenigsten Probleme mit diesem kurzfristigen Umzug haben würde. Immerhin hatte Maya kurz vor einem Schulverweis gestanden - und das in ihrem Abschlussjahr.
Doch die letzten beiden Monate vor ihren Prüfungen, dass nahm sich Josh vor, würden sie nicht umziehen.
Er wusste, dass es seinen beiden jüngeren Geschwistern gegenüber nicht fair war, sie zu jedem seiner weiter entfernten Einsätze mitzunehmen.
Josh war der Grund, warum die drei Waisen allein in den letzten acht Jahren 14-mal umgezogen waren.
Von Kap Horn über Südafrika und Indonesien - Josh war schon fast überall gewesen.Er bekam fast monatlich neue Aufträge, und da Ryan erst ab nächstem Jahr volljährig sein würde, konnte Josh Maya noch nicht bei ihm zu Hause lassen.
Ab und zu blieben die beiden in der Zentrale von ISASP, wenn er selbst nicht allzu weit entfernt von ihnen oder nur kurz eingesetzt wurde. Doch manchmal, so wie bei diesem Fall, brauchte er seine Geschwister auch als Tarnung. Eine einzelne Person war meist auffälliger, als drei Geschwister, die trotz ihrer schlagenden Ehrlichkeit doch nichts von Joshs Aktivitäten als Agent verrieten.
Vielleicht nahm Josh seine Geschwister so oft mit, damit sie immer wieder neu anfangen konnten oder damit sie zusammen blieben - er wusste es selbst nicht genau. Doch nach der Scheidung seiner Eltern vor zehn Jahren war Josh das immer wichtiger geworden.
Maya, die jüngste, verkraftete das am besten. Mit ihrer natürlichen, fröhlichen Art fand sie in der Regel schnell Anschluss
Aber der 20-jährige Ryan bereitete ihm in letzter Zeit immer größere Probleme. Er ließ sich häufig mit den falschen Leuten ein, wie vor drei Monaten in London.
Der junge Mann war in einen Einbruch mit einer Organisation verwickelt gewesen, die Jugendliche für Verbrechen rekrutierte - und gegen die Josh erfolgreich ermittelt hatte.
Auch Ryan hatte in Untersuchungshaft gemusst, war jedoch aufgrund von Joshs Beziehungen zu höheren Kreisen nur eine Nacht im Gefängnis geblieben.
Seitdem hatte das einstmals enge Band zwischen Josh und Ryan tiefe Risse bekommen und Josh hatte Angst, der 20-Jährige würde ihm durch die Finger gleiten.
Immerhin hatte Josh vor sieben Jahren das Sorgerecht für seine Geschwister übernommen, nachdem ihr Vater zwei Jahre nach der Scheidung bei einem Flugzeugabsturz umgekommen war.
Ihre Mutter hingegen war schon vorher verschwunden. Seit dem war Josh war für seine Geschwister verantwortlich.
Das war selten einfach, mit der temperamentvollen Maya und dem rebellischen Ryan. Besonders seine kleine Schwester schien zu denken, dass Josh sie aufgrund seiner Beziehungen zu ISASP vor allen Schwierigkeiten beschützen könnte, oder sie machen könne, was sie wollte, da die Tuckers sowieso bald weiterziehen würden.
Josh stellte die letzte schwere Reisetasche neben ihrem restlichen Gepäck auf der staubigen Erde ab und gab dem Fahrer das Geld. Als der Wagen abfuhr, mit dem der Mann sie vom Flughafen hierher gebracht hatte, blieben die Tuckers alleine zurück.
Josh wischte sich mit dem Ärmel seines Shirts über sein Gesicht. Maya hatte recht; es war wirklich ungewohnt heiß.
Die Luft flirrte.
Am liebsten wäre Josh sofort wieder zurück nach Kanada geflogen. Selbst die Arktis hätte er lieber als Reiseziel angenommen. Aber es ging immerhin um seinen Partner.
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It All Comes Back Again
Ficção AdolescenteDie plötzliche Ermordung von Sheriff McLucas versetzt ganz Brendshire in Aufruhr. Um in seinem Todesfall zu ermitteln, werden drei Geheimagenten in das kleine, amerikanische Dorf geschickt. Einer von ihnen ist Mark O'Ryan, dessen Familie zu den best...