3. Kapitel

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Nach dem dritten Tanz schützte Neela Müdigkeit vor, griff sich ihr Glas und ging auf die Veranda vor dem Haus. Hatte dieser Mann auch nur den Bruchteil einer Ahnung, welche Wirkung er auf sie hatte? Wahrscheinlich nicht, sie hatte es ja selbst nicht gewusst.

Ihre Knie fühlten sich weich wie Pudding an, als sie sich vorsichtig auf die Treppenstufen vor der Veranda des Farmhauses setzte.

Noch immer brannten seine Berührungen wie Feuer auf ihrer Haut. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie daran dachte, wie er seine Hand um ihre Taille gelegt und sie näher an sich gezogen hatte, um sie beim Tanz besser führen zu können.

Sie rieb sich über ihre nackten Arme und bereute es, keine Jacke mit nach draußen genommen zu haben. Neela atmete tief ein und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie musste an etwas anderes denken, als an Mark.

Ihr Vater kam ihr in den Sinn, ein Gedanke, der sie immer beruhigte, schon seit sie klein war. Neela stellte sich seine große, breite Gestalt vor, wie er abends zur Tür herein kam und sie in seine kräftigen Arme schloss. Sie holte tief Luft.

Luka McLucas war Sheriff von Brendshire seit sie denken konnte. Als Neela zwei Jahre alt gewesen war, war ihre Familie, damals noch fünfköpfig, in die gerade neu gegründete Stadt gezogen.

Ihr ältester Bruder Jalen war im Alter von neun Jahren im Copper Creek ertrunken.

Neela gab es nicht gerne zu, aber seitdem hatte sie Angst vor dem breiten Fluss, der mal täuschend ruhig und mal reißend schnell an ihrem Dorf vorbei floss.

Ihre Mutter, Sophie McLucas, war vor drei Jahren infolge eines Schlaganfalls gestorben, etwas, das Neela sehr mitgenommen hatte, hatte sie doch miterleben müssen, wie für ihre Mutter jede Hilfe zu spät kam.

Für Neela war es unbegreiflich, wie ihr Vater und auch ihr Bruder trotz allem, was ihrer Familie wiederfahren war, weiter an ihrem Glauben an einen lieben Gott festhalten konnten.

Es war etwas, das sie von ihnen unterschied.

Neelaverstand einfach nicht, wie ein Gott, der alle Menschen liebt, zulassen konnte,dass einer Tochter in der wichtigsten Zeit ihres Lebens, dem Erwachsenwerden,die Mutter genommen wurde und wieso liebende Eltern ihren unschuldigen Sohn verlierenmussten.
Womit hatten sie das verdient?

Wieder fröstelte sie, als eine erneute Windböe aufkam und ihr über den Rücken strich.

Sie drehte sich zum Haus um. Es stand jemand in der hell erleuchteten Tür.

Obwohl sie gegen das Licht anblinzeln musste und das Gesicht der Person nicht erkannte, da es draußen bereits dunkel war, erkannte sie ihren besten Freund an seiner Silhouette.

„Hier steckst du also", sagte er leise und lehnte sich hinter ihr an das Geländer der Veranda. „Aschenputtel hat den Ball verlassen."

Neela wurde rot. Wie schaffte er es nur, sie heute permanent in Verlegenheit zu bringen? Sie stand auf. „Ich würde gerne gehen, Mark. Sei mir nicht böse, aber es ist dunkel und kalt und... ich möchte einfach nach Hause."

Sie rieb sich über die Arme und fragte sich zum wiederholten Mal, wieso in aller Welt sie ihre Jacke nciht mit nach draußen genommen hatte.

Mark runzelte die Stirn. „Entschuldige, Neela, ich wollte dich nicht verletzen."

Verletzen? Was bitte meinte er jetzt damit? Redete er von seinen Sticheleien? Da war doch nichts Außergewöhnliches gewesen... außer einigen seiner Andeutungen...

„Du hast mich nicht verletzt, Mark. Es ist nur... ich bin ein bisschen... durcheinander. Ich möchte nur nach Hause." Durcheinander traf es nicht annähernd gut genug. Was war das gerade? Es war noch nie so komisch zwischen ihnen gewesen, wie jetzt gerade.

It All Comes Back Again Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt