54. You Wanted to Talk?

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*Foxys P.O.V.*

Das Gilberthaus brannte. Das Feuer umhüllte es wie ein Mantel aus Gelb und Orange. Stefan und ich standen am Straßenrand und sahen zu wie der letzte Fleck des Hauses vom Feuer verschlungen wurde. "Ihr bringt Elena zu euch, richtig?", fragte ich ohne meinen Blick vom hypnotisierenden Feuer abzuwenden. "Ja." "Gut, ist für das Beste." "Und was machst du?", fragte Stefan. "Ich werde ein lange, warme Dusche nehmen, mich in meinen gemütlichsten Schlafanzug werfen, dazu werde ich eine Flasche Whiskey leeren und mich darauf ins Bett schmeißen.", antwortete ich und streckte meine Arme. "Dann viel Spaß dir dabei." Ich drehte mich zu ihm. "Danke, dir auch viel Spaß. Versucht Elena ins Bett zu kriegen.". Wir lächelten uns einander kurz an. "Machen wir. Bis morgen dann." "Wahrscheinlich.", seufzte ich. Stefan lief dann, mit den Händen in seinen Jackentaschen, an mir vorbei. Ich dagegen lief geradewegs auf mein Haus zu. Ich öffnete meine gefütterte Weste, streifte sie ab und legte sie über einen Arm. "Foxy!" Ich stand gerade auf meiner Verandatreppe, da drehte ich mich überrascht um, und sah Damon. Er stand auf dem Gehweg, mit meiner Tasche in seiner rechten Hand. "Du hast deine Tasche vergessen.", sagte er. Ich trat die Treppe hinunter, und er kam über den gepflasterten Stellplatz auf mich zu. "Oh stimmt, danke." Ich nahm ihm dankend lächelnd die Tasche ab. Dann sahen wir uns an. Keiner sagte was, es wurde unangenehm. Ich wusste nicht was mit mir anzustellen, also sah ich zu meiner Haustür. "Nun, ich werde dann mal reingehen.", meinte ich und stieg die wenigen Treppen hoch, da sowieso keine normale Unterhaltung zustande gekommen wäre, sondern wahrscheinlich wieder nur irgendwelche Beleidigungen oder dergleichen von Damons Seite aus. Und dafür hatte ich sicherlich keinen Nerv für. Dean müsste zu Hause sein, also müsste ich eigentlich nicht aufschließen, denn den Schlüssel habe ich auch nicht bei. "Warte.", meldete sich Damon zu Wort, ehe meine Hand den Türknauf berührte. Wieder drehte ich mich überrascht um. "Hm?" Er kam auf die Veranda und lehnte sich leicht gegen den Pfeiler. Ich hielt mit beiden Händen die Taschengriffe. Was kommt jetzt? Er blickte nachdenklich zu Boden, als würde er im Kopf mit sich selbst Diskutieren. "Was gibt es denn?", fragte ich. Als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen schnallte sein Blick zu mir. Er räusperte sich. "Auf der Insel, am Strand, da – wolltest du mit mir reden." Daran kann er sich noch erinnern? Nach all der Aufregung hatte selbst ich das vergessen. Hat das etwa die ganze zeit an ihm genagt? "Und? Ich meine du wolltest offensichtlich nicht.", sagte ich trocken. Er erwiderte nichts und sah nur bedrückt zur Seite. Will er mit mir reden? Will er einfach nur meine Zeit verschwenden? Was will er? "Wärst du denn jetzt an einer Unterhaltung interessiert?", fragte ich. Er nickte knapp. Über diese Antwort fiel mir fast überrascht die Tasche aus den Händen. Eine große Freude machte sich in mir breit. Damon ist bereit mit mir zu reden. Und wie es den Anschein hat könnte es auch zu einer normalen, sachlichen Unterhaltung führen. Die Tasche legte ich neben der Tür ab, und setzt mich dann auf die weiße Metallbank, die mir Toby kurz nach meinen Einzug besorgt hatte. Die Bank stand senkrecht am Ende der Veranda. Während ich auf sie zulief zog ich mein Pulli aus. Darunter hatte ich noch ein weißes Top an, weswegen ich dann nicht in Unterwäsche mit ihm reden müsste. Ich setzte mich hin, legte den Pulli über meinen Schoss und sah zu Damon, der immer noch gegen den Pfeiler gelehnt war. "Kommst du?", fragte ich und klopfte leicht auf den Platz neben mir. Ohne einen Widerrede kam er auf die Bank zu und setzte sich neben mich. Die Bank war zwar ein Pärchensitz, aber dennoch recht klein, weswegen wir etwas eng nebeneinander saßen. Ich versuchte mich kleiner zu machen, damit wir nicht zu viel Körperlichen Kontakt haben, und Damon keine schlechte Laune bekommen brauch. Aber trotzdem berührten sich unsere Oberschenkel. Normalerweise würde ich sagen das die Berührung elektrisierend ist. Mich ganz kribbelig macht, und es ein angenehmes Gefühl ist, aber es ist eher als würde mein Oberschenkel einfrieren. Nervosität machte sich nun breit. "Also, worüber wolltest du reden?", fragte er schlicht, aber resigniert. Es ist nun soweit, huh? Wir haben endlich dieses Gespräch. "Kannst du es dir denn nicht denken?" Er beugte sich vor und verankerte seine Hände miteinander. "Über uns. Du willst also über...uns reden?" Ich nickte. "Ja.", fügte ich noch hinzu, da wir uns ja nicht ansahen, und er mein Nicken nicht sah. Er atmete stark aus. "Dann rede." Verblüfft weiteten sich meine Augen. Uh?Was? Oh, ich weiß nicht mal womit ich anfangen soll. Ich bin gerade selbst recht überrascht das wir es überhaupt so weit geschafft haben überhaupt uns nebeneinander hinzusetzten, und einige normale Worte mit einander auszutauschen. Ich wusste nicht das ich es zu einem Gespräch mit ihm schaffe. Ich habe nie darüber nachgedacht wie ich anfangen würde, oder was danach kommen würde, würde ich Damon dazu kriegen mit mir zu reden. Ich wusste nur das wir reden mussten.  "I-ich-" "Na?" Ich wurde nervös. "Also, was ist nun?" "Was ist denn nun mit uns?", fragte ich. Es war das einzige was mir einfiel. "Was mit uns ist?", wiederholte er verwirrt. "Mit uns ist nichts, wir sind nicht zusammen.", antwortete er dann zornig und stand mit einen Satz auf. Wegen seiner plötzlichen Stimmungsschwankung zuckte ich auf. "Damon, ich wollte einfach nur wissen wie es mit uns nun weitergeht." "Nichts geht weiter. Du hast, glücklicherweise, mit mir Schluss gemacht gehabt, wenn ich dich daran erinnern darf. Also geht hier nichts weiter. Es ist aus zwischen uns. Das hättest du dir vorher schon selbst beantworten hätten können, dann müsste ich jetzt nicht meine Zeit an dich verschwenden.", donnerte er. "Das hier ist Blödsinn!" Und ich fürchtete schon das im nächsten Moment Dean aus der Eingangstür stürmen würde. So laut wie Damon war, hat er wahrscheinlich die ganze Nachtbarschaft geweckt gehabt. "Ist es deswegen? Weil ich mit dir Schluss gemacht habe, deswegen verhältst du dich wie das größte Arschloch?", fragte ich und sah ihn fragend an. Er blinkte ein paar mal verdutzt. "Weil du mit mir Schluss gemacht hast?", fragte er spottend. Es schien als wäre er kurz davor fassungslos zu lachen. "Das ist mir voll egal! Wie oft soll ich noch sagen das ich froh bin das du es getan hast, das du mir die Erleichterung gegeben hast dich nicht mehr ertragen zu müssen. Du warst eine Belastung, Foxy! Du warst nichts als eine Bürde, die ich so schnell wie möglich loswerden wollte, und als ob du meine Gedanken gelesen hättest, tatest du mir den Gefallen und trenntest dich dann von mir!" Meine Finger krallten sich immer mehr in meinen Pulli. Die Kälte seiner Worte durchfuhr meinen Körper und ließ mich erfrieren. Verkrampft saß ich da, meine Augen geschlossen. "Und nochmal fürs mitschreiben, und so das auch du es nun endlich kapierst: Ich liebe dich nicht! Habe ich nie, und werde ich nie! Das alles was ich mit dir abgezogen hatte, das war reinster Zeitvertreib. Das bin ich, so bin ich, nur ... so kennst du mich einfach nicht.", sagte er kalt. "Was habe ich mir nur dabei gedacht mit dir reden zu wollen?", sprach er zu sich selbst und drehte sich zum gehen. "Das...glaub ich dir nicht.", murmelte ich heiser. Damon stoppte und drehte sich leicht zu mir. "Hast du was gesagt?", fragte er abwertend. Versteift stand ich auf. Meine Hände zu Fäusten geballt, meine Nägel in meine Handfläche gebohrt. "Das glaub ich dir nicht!", wiederholte ich klarer und lauter. "Das glaube ich dir einfach nicht. Du bist nicht so, so warst du noch nie...das bist einfach nicht du, Damon." Ich trat einen Schritt auf ihn zu. "Du würdest nie jemanden so behandeln. Nicht mal deinen schlimmsten Feind. Das würdest du nicht. Du würdest ein paar sarkastische Kommentare fallen lassen und denjenigen etwas Ignorieren...ok gut und denjenigen vielleicht attackieren, aber...das? Nein. Den Damon, den ich kenne, der...der steht nicht vor mir." Ich trat noch näher. "Wo ist der Damon? Der Damon, der mich überwältigt hat, der jede Sekunde mit mir im Bett verbracht hätte, der Damon der mein Herz gestohlen hatte, der...für mich die Welt zu Füßen gelegt hätte so wie ich es für ihn getan hätte? Der mir vertraute und ehrlich zu mir war? Wo ist er? Was ist mit ihm passiert?" Ich stand nun genau vor ihm und sah ihm direkt in die Augen, aber wie zuvor, kein Anzeichen von irgendwelchen Emotionen, einfach nur ein unlesbarer Eissturm. "Der hat nie existiert.", hauchte er. "Das stimmt nicht.", wisperte ich. "Denn das hat er. Ich habe es selbst gesehen." Langsam hob ich meine Hände. Wachsam beobachtete er sie. Zaghaft umfasste ich sein Gesicht. Und er zuckte nicht zurück, sondern ließ es geschehen. Wieder keine Elektrizität bei der Berührung. Seine Haut war wie immer glatt und kalt, sein Duft fuhr mir wieder in die Nase, und in mir wurden Erinnerungen geweckt. Meine Augen scannten jeden Teil seines Gesichts. Mein Blick stoppte bei seinen Lippen. Ob die sich noch genauso anfühlen wie ich sie in Erinnerung habe? Wie sehr ich diese Lippen jetzt auf meinen spüren würde. Wie gern ich diese Lippen zwischen meinen hätte, wie gern ich ihren Geschmack mit meinen vermischen würde. Ich kann den Whiskey schon schmecken. Leicht leckte ich mir über meine Lippen. Ich schluckte leicht und sah dann nach oben in seine Augen. "Willst du das ich dich hasse? Willst du mich dazu bringen dich zu hassen? Dann sag ich dir mal was: Ich hasse dich nicht, ich könnte dich nie hassen. Du brauchst es gar nicht versuchen, denn es wird dir sowieso nicht gelingen.", erklärte ich. "Hat es etwas mit diesen "Ich-Bin-Nicht-Gut-Genug-Für-Dich" Scheiß zu tun? Denn ich habe dir schon mal gesagt: Ich entscheide!", fragte ich wispernd. "Damon, ich will es nur verstehen. Denn ich glaube dir kein einziges Wort. Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß...das du mich liebst. Hast du Angst? Wenn, wovor?", fragte ich sanft und sein Blick fiel nach unten. "Hör mir zu:-" Seine Blick kam wieder hoch und ich strich mit meinen Daumen über seine Wange. "Ich-" Automatisch näherte sich mein Gesicht sein. Sein Atem war auf meiner Haut zu spüren. Unsere Gesichter kamen sich immer näher. Damon war wie fest gewurzelt, er bewegte sich nicht ein bisschen, nicht mal atmen tat er. Meine Nase strich seine und ich konnte schon die Gegenwart seiner Lippen spüren. Aber dann, mit einer Bewegung entriss er sich mir und schritt zurück. "Lass es einfach gut sein." Es klang warnend, und als würde er etwas schützen? Ich habe keine Ahnung was in ihn vorgeht. Er lief die Veranda entlang. Ich folgte ihm hastig. Er sprang die Treppen runter, ich ihn dicht auf den Fersen. Er lief über den Rasen, ich folgte ihn immer noch, aber dann hielt ich an. "DAMON STOP!" Und wirklich...er stoppte abrupt. "Hör auf immer wegzulaufen, oder mich zu ignorieren, oder die Tatsache das...-" Ich musste einmal durchatmen. "Du wirst mir jetzt zuhören!", befahl ich. "Bevor du mich wieder ignorieren, und mir jede Gelegenheit nehmen wirst wieder mit dir reden zu können. Du wirst jetzt bleiben und es dir anhören." Ich lief etwas näher auf ihn zu. Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir. "Und was soll das bringen?", fragte er knapp, ohne sich umzudrehen. "Ich weiß es nicht, vielleicht gar nichts.", antwortete ich ruhig. "Und warum? Warum? Warum bist du so naiv, habe ich dir denn nicht genug Beweise gegeben das du mich in ruhe lassen sollst? Das ich nichts für dich empfinde? Das du aufhören sollst, an etwas festzuhalten was nicht existiert?", knurrte er laut. Er drehte sich immer noch nicht um. "Weil ich dich liebe.", stieß ich sanft aus. Es war wie ein erlösender Schuss. Mein Herz schien sich etwas vor Erleichterung zu entfalten. Ihm während diesen Umständen das mal gesagt zu haben ist...irgendwie erleichternd. "So sicher bin ich mir das, wenn das alles vorbei ist, dass ich dich selbst dann ohne Frage lieben werde. Egal ob du Elena heiraten würdest, selbst wenn wir eines Tages mit dieser Stadt untergehen sollten, Fremde unsere Stadt einnehmen, oder wenn unsere Freunde und Bekannten uns verlassen, egal was...Ich werde dich bis zu meiner letzten lebenden Sekunde lieben...wenn nicht sogar noch bis in den Tod. Und du wirst das nicht von mir nehmen. Denn wenn es echt ist, kannst du nicht einfach davon laufen. Ich weiß das du mich liebst, Damon. Verleugne nicht deine Gefühle für mich. Ich weiß es. Und dieses Wissen lässt mich daran festhalten, dich nie aufzugeben." Unbewusst schniefte ich. Ich wollte vor Erleichterung zu Boden fallen. Es ist wirklich anstrengend seine ganzen Gefühle und Emotionen zu offenbaren. Ich atmete stark aus. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber es schien als würde alles an ihm abprallen, als würde er gar nicht zuhören.
"Du kannst dich nun entweder umdrehen, auf mich zu laufen und mich in die Arme nehmen, und mir damit zeigen das ich recht habe, oder...-" Ich schloss die Augen. "-du zeigst mir weiterhin kalt den Rücken...und gehst einfach, und zeigst mir damit das ich dir nichts wert und...dir völlig egal bin.", fügte ich leise hinzu. Erwartungsvoll blieb mein Blick an seinem Rücken hängen. Bitte, dreh dich um! Dreh dich einfach um! Bitte Bitte Bitte! Mehr und mehr kniff ich betend meine Augen zusammen. Dann hörte ich Schritte, aber sie klangen nicht so als würden sie näher kommen...sie entfernten sich. Immer weiter...und weiter...und weiter. Bis ich sie nicht mehr hören konnte, und sie ganz verschwunden waren...so wie der Körper der zu ihnen gehörte.

Nein.

Nein!

HEARTS│GERMANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt