Das war's dann wohl mit Unabhängigkeit

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Summend marschierte ich durch die Reihen des Spielzeuggeschäftes und betrachtete die Auslage. Bisher hatte ich rein gar nichts interessantes gefunden.

Achselzuckend nahm ich einen Stoffpanther und musterte ihn. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen.

Ich weiß genau, wem ich dich gebe!

Zufrieden nahm ich ihn mit und stellte mir die Reaktion darauf vor. Oh nein, der Panther würde nicht in meiner Familie landen, aber bei einem alten Freund von uns.

Ich zahlte und verließ den Laden. Es war schon Mittag.

Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man nach Geschenken sucht! Sollte ich öfter so früh machen. Dann komme ich nicht so in Zeitnot.

Gut gelaunt schlenderte ich weiter und hing meinen Gedanken nach.

Ich wurde mir meiner Umgebung erst wieder gewahr, als ich mit der Schulter gegen eine Hausecke stieß.

Was kann ich eigentlich?

Entnervt von meiner Unachtsamkeit schaute ich mich um und blinzelte, als ich merkte, dass ich in einer verwinkelten und leeren Gasse stand.

Dass es sowas in New York gibt...

Schulterzuckend wandte ich mich um, hielt dann aber inne.

Hab ich grad was gehört? Nee, sicher nur Einbildung.

Doch meine Intuition sagte mir, dass da etwas war.

Lauschend stand ich da. Dann hörte ich es wieder, dieses Mal deutlicher. Ein schwaches Wimmern, das rasch wieder verstummte.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dem nicht nachgehen will, dachte ich im Stillen und drehte mich weg.

Meine Beine wollten aber nicht so recht gehorchen und trugen mich in die Richtung des Geräusches.

Ein kurzer Blick kann nicht schaden. Wird wahrscheinlich nur 'ne Katze sein.

Verflucht sei meine Neugier.

Ich schlich in eine dunkle Seitengasse und folgte ihr so leise wie es mir möglich war, immer dem Geräusch nach.

Als ich näher kam wurde das Wimmern lauter. Es kam offensichtlich von einem Bereich der Gasse, der durch einige Metallkästen abgeschirmt war. Ich richtete mich auf und steuerte darauf zu, als ich ein leises Klatschen hörte und ein Aufschluchzen.

„Sei still!", blaffte eine raue Stimme.

Ich blieb wie angewurzelt stehen und in meinem Inneren machte sich ein ungutes Gefühl breit.

Da stimmt was nicht.

Unsicher stand ich da wie der letzte Volltrottel und überlegte fieberhaft, was ich machen sollte. So eine Situation hatte ich noch nie!

Was muss ich tun?

Ein Klicken schien mein Herz zum Stillstand zu bringen. Ich hatte mal bei einer Nummer von Liv helfen müssen, als ich klein war. Dabei hatte sie mit einer Pistole auf einen Dummy geschossen, während mein Vater immer angeben musste, wo sie treffen würde. Mit verbundenen Augen. Praktischerweise besaß meine Familie gewisse genetische Eigenschaften und Liv war in der Lage gewesen, mit Telepathie zu kommunizieren. Aber nur über Berührung. Diese Gabe hatte sie mit ihrer zunehmenden Demenz allerdings fast gänzlich verloren.

Aber ich kam vom Thema ab. So oder so, das Geräusch war eindeutig eine entsicherte Pistole.

Tief holte ich Luft und nahm dank meiner geschärften Sinne und des Adrenalins in meinem Blut bewusst die Umgebung wahr.
Es roch nach Angst. Und Blut.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt