Alles geht den Bach runter

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Ich verbrachte den Tag in Washington, nachdem ich meinen Bericht abgegeben hatte. So oft war ich nicht in der Hauptstadt gewesen und ich hatte ja eine freundschaftliche Verabredung mit Steve.

Der beschwerte sich bei Fury über die Sache mit Natashas eigener Mission während seiner Rettung der Geiseln. Ich wartete nur darauf, dass der ihn für weitere fünfzig Jahre ins Tiefkühlfach steckte.

Das erschien mir sogar ziemlich wahrscheinlich, als ich eine Stunde vor der Tür wartete, ehe er mal auftauchte. Er wirkte etwas durch den Wind.

„Was ist los?", wollte ich wissen, doch er winkte nur ab und schloss die Tür zum Gebäude auf.

Mit gerunzelter Stirn folgte ich ihm die Stufen hinauf.

„Steve, was ist los? Komm schon, sag's mir. Hat Fury dir mit dem Kühlschrank gedroht?"

Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Er seufzte leise und wurde etwas langsamer. Ausnahmsweise wortlos passte ich mich seinem Tempo an, um ihm die Möglichkeit zu geben, es mir zu erklären.

„Es ist nur, dass es mir nicht gefällt, dass nur Fury über alles im Bilde ist. Ich fühle mich nicht wohl damit."

„Du solltest ihm vertrauen. Ich kann den alten Glatzkopf auch nicht wirklich leiden, aber er tut das Richtige, die Sicherheit der ganzen Welt betreffend. Nur vergisst er dabei manchmal, dass Waffen nicht nur Sicherheit bedeuten", sagte ich ernst.

Er warf mir einen überraschten Blick zu.

„Seit wann bist du so klug? Und hast eine gute Menschenkenntnis?"

„Seit ich mir für ihn eine Kugel eingefangen habe. Damals habe ich das nur getan, um mein Leben wieder geradezubiegen, aber ich glaube, ich würde es jederzeit wieder tun. Shadow und ich vertrauen seinem Urteil, wenn schon nicht ihm. Das heißt aber nicht, dass er immer recht haben muss."

Nachdenklich betrachtete Steve die Türen, an denen wir vorbeikamen. Dann brach er von neuem das Schweigen.

„Was ist mit mir? Vertraust du mir und meinem Urteil? Würdest du dich gegen mich wenden, wenn du meinst, ich liege falsch, obwohl du dir nicht sicher bist?"

Verwirrt starrte ich ihn an. Wo kam die Frage plötzlich her?

Warum genau reden wir jetzt über Vertrauen?

„Steve, du bist einer meiner besten Freunde. Ich vertraue dir, das tue ich bei jedem Avenger. Selbst bei Natasha, bis zu einem bestimmten Grad. Aber ich weiß, dass du immer das Richtige tun wirst, moralisch gesehen. Sowohl für die Allgemeinheit, als auch für deine Freunde. Ist das für dich Antwort genug?"

Er lächelte mich leicht an und erwiderte: „Ja, ist es. Ich vertraue dir auch, nur nicht immer deinem Urteil."

„Hey!"

Ich boxte ihn in die Seite und er brachte lachend etwas Abstand zwischen uns, als er in seinen Gang einbog. Grinsend folgte ich ihm, erleichtert, dass er nicht weiter über dieses Thema reden wollte. Vertrauen war etwas, das mir manchmal schwerfiel.

Aber ich habe alles so gemeint, wie ich es gesagt habe. Jedem von ihnen würde ich mein Leben anvertrauen, aber bei Steve weiß ich, dass er sich nicht von seinen Wünschen blenden lässt, dass er das Richtige tun wird. Immer.

Vor uns verließ eine junge Blondine telefonierend und mit einem Wäschekorb unter dem Arm ihre Wohnung. Neugierig sah ich sie an. Sie bemerkte mich neben Steve und wirkte für einen Moment überrascht, doch dann lächelte sie.

Die Nachbarin, von der Natasha geredet hat?

„Hi!", begrüßte sie uns lächelnd.

Ich nickte ihr zu, während Steve sofort leicht nervös wurde. Begeistert sah ich zwischen den beiden hin und her, doch als sie redeten - und Steve sie wirklich schlecht zum Kaffee einlud - fiel mir etwas auf, das meine Aufmerksamkeit fesselte. Ich näherte mich etwas der Wohnungstür von Steve und sog die Luft ein. Zu meiner Freude waren nach meiner Verwandlung meine Sinne länger geschärft als früher, so entging mir nicht der Geruch.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt