Versammlung

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„WER WAR DAS!"

Stille herrschte nach meinem Schrei und meine Familie starrte mich mit großen Augen an. Heute hatten sich alle in meine Etage gequetscht - mit Ausnahme von Carlos, dem es immer noch schlecht ging und Grace, die beim Arzt war - und waren bis eben munter in Gespräche vertieft gewesen. Jetzt versteckten die Mitglieder der Chaostruppe meine PlayStation-Controller hinter ihren Rücken und Noah, der alte Spielverderber, setzte seine typische Ich-hab's-doch-gesagt-Miene auf. Die Chaostruppe durfte eigentlich nicht an meiner neuen PlayStation zocken - ein Geschenk von Pepper - aber das war nicht mein Problem.

„Was ist denn los, Liebes?", fragte Pam von ihrem gepolsterten Sessel aus, neben dem Shadow lag und mich wachsam beobachtete.

Aber jetzt hatte ich keine Zeit für meine liebevolle Urgroßmutter. Ich war fuchsteufelswild.

„WO IST MEIN TWISTER-EIS!"

Nichts, wirklich nichts war mir wichtiger als das bunte Eis am Stiel, das ich letzte Woche in einem Supermarkt entdeckt hatte und seitdem dauernd aß.

Es ist nicht in meinem Kühlfach! Wer auch immer mein letztes Twister gegessen hat, wird qualvoll zugrunde gehen!

Shadow schnaufte und legte den Kopf wieder auf die Vorderbeine. Sie verstand meine innige Liebe zu diesem Eis nicht und wäre es nicht zu süß für ihren Geschmack, hätte ich sie für die furchtbare Tat verantwortlich gemacht.

Mit in die Hüften gestemmten Händen stand ich da und sah von einem zum anderen. Irritierte, genervte und belustigte Blicke begegneten mir. Mein Vater lächelte müde. Das erinnerte ihn wohl an meine Stockbrot-Phase. Und meine Episode mit Erdbeerkuchen. Und all die anderen Geschichten mit Essen, das ich für einige Tage absolut vergötterte und dann mit dem Arsch nicht mehr ansah.

„Vielleicht hast du es schon gegessen und erinnerst dich nicht dran?", warf Riley ein und tröstete Red, der sauer war, weil seine Mutter ihn nicht den Flachbildfernseher betatschen lassen wollte.

Nein! Definitiv nicht!

Ich schüttelte heftig den Kopf. Meine Familie sah sich gegenseitig an. Ich wollte gerade erneut losdonnern, als Evie vortrat und schuldbewusst den leeren Eisstiel hochhielt.

Weinen oder nicht weinen, das ist hier die Frage.

Ich seufzte, aber Evie konnte ich nie sauer sein. Noch dazu, weil sie und Kilian sich dicht aneinander drückten und beide furchtbar traurig schauten. Frustriert warf ich die Hände in die Luft.

„Gut, ich vergesse das dieses eine Mal! Aber ich muss jetzt sowieso runter für die Versammlung, heute sind mal alle da. Letztes Mal haben einige abgesagt. Ihr geht bald?"

Pam lächelte: „Natürlich, wir räumen nur erst auf. Und ersetzen die Vase, die Mary und Lola aus dem Fenster geworfen haben."

Ein mehrstimmiges „Hey!" begleitete mich, als sich die Aufzugstüren schlossen. Meinetwegen hätten sie die gesamte Einrichtung rausschmeißen können, Tony hatte ja genug Geld. Mich störte eher, dass sie es geschafft hatten, JARVIS zu überlisten, das Einflugsloch zu öffnen. Anders hätten sie die Vase nicht rausschmeißen können.

Als ich in die Lounge trat, waren schon alle da. Wirklich alle. Nicht nur Shadow, die mich natürlich überholt hatte und von außen reingekommen war - sie lag auf ihrem Platz, als hätte sie sich hingebeamt - sondern auch Thor. Mit einem breiten Grinsen blieb ich stehen und musterte ihn.

„Du bist immer noch fast doppelt so groß wie ich. Aber ich hab die Sache in England mit den Dunkelfeen mitgekriegt. Warum hast du uns nicht geholt? Ich hätte dir helfen können. Mit Shadow", schimpfte ich und sah zu ihm auf, als er lachend zu mir kam.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt