Güterwaggon

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Es dauerte eine Stunde Reiten, bis ich endlich wach war. Und dann erinnerte ich mich an das letzte Wort in Buckys Liste und ich hatte sofort eine Idee. Shadow hielt für mich Ausschau und führte uns dann zu den Bahnschienen. Ich stieg ab und band Sunrise an einen Baum.

„Was hast du vor?", wollte Bucky wissen und schwang sich von Lioness.

„Dein letztes Wort, schon vergessen?"

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Was hast du vor?", wiederholte er ungerührt.

Deinen Kopf gegen einen Backstein klatschen. Vielleicht lernst du dann ja mal ein wenig Geduld.

„Wirst du schon sehen. Jetzt chill mal ein bisschen, ja? Es wird großartig."

Damit setzte ich mich und wartete. Bucky starrte mich einen Moment lang an, ehe er ergeben seufzte und sich neben mich setzte.

Dieses nervige Kribbeln kommt bestimmt von der Aufregung. Meine Idee ist genial!

„Ich glaube nicht, dass es irgendwas nützt, wenn ich einen Zug vorbeifahren sehe", merkte er an.

„Jetzt warte doch mal! Du wirst schon sehen."

Es dauerte zwei Stunden, bis Shadow landete und mit einem erwartungsvollen Gurren auf mich zukam. Zufrieden stand ich auf und klopfte den imaginären Dreck von meiner Kleidung.

„Danke, Shadow", sagte ich dabei.

Sie senkte den Kopf und stupste mich an, ihre Augen waren groß und voller Sorge.

„Mach dir keine Sorgen, so lange ich nicht über meine eigenen Füße stolpere, kriege ich das hin", verkündete ich und machte mich bereit.

„Rachel, was ist dein Plan?", fragte Bucky und stand ebenfalls auf.

„Jeden Moment kommt ein Zug. Wir werden reinspringen", erklärte ich kurz und knapp.

Das ist das geilste, was ich je getan habe. Zum Glück sind weder Tony noch Steve da. Die würden mir den Kopf abreißen.

„Du willst in einen fahrenden Zug springen?", wiederholte Bucky ungläubig, dunkle Erinnerungen umwölkten seine Augen.

„Sicher, wird lustig. Auf!", rief ich.

Da kam der Zug zwischen den Bäumen in Sicht und ich hetzte los, ohne auf den feigen Supersoldaten zu warten.

Meine Fresse, als Winter Soldier hat er immer einen auf Super Mario gemacht und jetzt traut er sich nicht einmal das hier!

Den Blick fest auf den Zug geheftet merkte ich erst, dass er mir folgte, als er mich mühelos überholte und neben dem Zug her rannte. Schnell merkte ich, dass ich einfach zu langsam war. Während Bucky einfach im Laufen die Tür eines Waggons aufriss und Gas gab, um aufzuschließen, fiel ich immer weiter zurück.

Super, darüber hätte ich früher nachdenken sollen.

Bucky sammelte sich, dann sprang er im Lauf in den Waggon. Kurz darauf lehnte er sich nach draußen und hielt mir die Hand hin.

„Komm, Rachel! Das schaffst du!", vernahm ich schwach seine Stimme durch den rauschenden Wind.

Ich fiel immer weiter zurück, doch irgendwie machte es trotzdem unheimlich Spaß. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, Adrenalin pumpte bei jedem Schritt durch meinen Körper und ich fühlte mich, als würde ich fliegen.

Wieso habe ich sowas noch nie vorher ausprobiert? Das ist der Hammer!

Mit einem Jauchzen tat ich einen Satz und verwandelte mich. Mit allen vier Pfoten landete ich wieder am Boden und kam nicht mal aus dem Tritt. Wild stemmte ich die Pfoten in den Boden und stieß mich kraftvoll ab. Als Mensch konnte ich vielleicht nicht mit einem Zug mithalten, doch als Wolf schon.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt