Rettung gefällig?

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Ich saß an meinem Schreibtisch und spielte mit einem Bleistift herum. Vor mir auf einem Blatt war die grobe Skizze eines verbesserten Sattels für Shadow.

Bestimmt hätte Tony mir helfen können. Warte, was?

Verärgert von meinen Gedanken klatschte ich den Stift auf den Tisch und senkte den Kopf, bis meine Haare mir ins Gesicht fielen und ich nur noch den Stift unter meiner Hand sah.
Ich hatte noch nie jemandem außerhalb meiner Familie von meinen Fähigkeiten erzählt, der es nicht vorher gewusst oder vermutet hatte. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nie damit, dass man mich der Lüge bezichtigen würde.

Wieso stört es mich überhaupt?

Die Antwort war einfach: Ich mochte Tony Stark. So idiotisch, selbstverliebt, egoistisch, asozial, rücksichtslos und empathieunfähig er auch war, wir teilten den selben Kern. Ironie, Sarkasmus, Faszination am Fliegen, Leichtsinnigkeit, Sturheit und den starken Drang, das Richtige zu tun.

Meine Mutter hatte einmal gesagt, wenn du die Wahl zwischen Gut und Böse hast, wählst du Gut. Und wenn du zwischen deinem Tod und dem Leben anderer entscheiden musst, ist das genau dasselbe, aber trotzdem entscheiden sich dort die meisten anders.

Nicht ich. Und auch nicht Tony.

Das Klingeln meines Handys weckte mich aus meinen melancholischen Gedanken. Unwillig angelte ich danach und ging ohne einen Blick darauf zu verschwenden ran.

„Ja?", fragte ich müde.

„Rachel, gut, dass ich dich erreiche! Obadiah hat einen Anzug gebaut und war für Tonys Entführung verantwortlich! Tony geht nicht ans Telefon!", floss es aus einer vollkommen aufgewühlten Pepper heraus.

Wie erstarrt hing ich am Hörer und regte mich nicht, meine Gedanken rasten.

„Rachel?"

„Bin unterwegs", sagte ich knapp und legte auf.

Das hier war nicht mehr nur mein Auftrag, ich konnte Tony gut leiden und auch sonst würde ich nicht zulassen, dass jemandem etwas geschah, wenn ich helfen konnte.

„Was machst du?", hörte ich Noah fragen, als ich schlitternd in den Flur kam und die Treppe runter hechtete.

„Einem Freund helfen!", rief ich über die Schulter und zog die Tür zur Terrasse auf.

Auf mein Pfeifen hin kam Shadow alarmiert aus dem Garten und ich machte mich sofort daran, ihr den Sattel anzuziehen. Sie hielt still, war aber in Alarmbereitschaft. Ihr Schwanz zuckte hin und her und ihre Pupillen waren schmal, wie immer, wenn sie angespannt war.

Als ich endlich fertig war, schwang ich mich auf ihren Rücken und warf einen Blick in den Nachthimmel.

Gut, wenigstens eine Sorge weniger. Niemand kann Shadow so sehen.

„Zu Tony, meine Süße, so schnell du kannst!"

Mit einem Fauchen breitete sie die Flügel aus, duckte sich und katapultierte sich in den Himmel.

Mit einem beeindruckenden Tempo schlug sie mit den Flügeln und nahm volle Geschwindigkeit auf. Ich presste mich dicht an ihren Körper, trotzdem riss mich der schneidende Wind fast von ihrem Rücken.

Immer mal wieder bewegte sie sich leicht, passte ihre Stabilisierungsflügel am Schwanzansatz an und drehte sich leicht im Wind, um die beste Luftströmung zu erwischen. Bald waren wir über dem Meer, dessen warme Aufwinde sie ausnutzte, um direkt auf Tonys Heim zuzurasen.

Das sind garantiert fast zweihundert Stundenkilometer, dachte ich, dann konzentrierte ich mich.

Obadiah würde mit seinem Anzug auf jeden Fall für Tony eine Gefahr werden und damit auch für mich, aber Pepper könnte er auch als Ziel auswählen.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt