Hide and Seek

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Meine Seiten hoben und senkten sich in beunruhigendem Tempo und mein silber-braun-grau-weißes Fell - viel besser konnte ich es nicht beschreiben, einfach Wolfsfell! - war gesträubt. Ich presste meinen Körper ins Unterholz und atmete so flach wie möglich.
Einen fünfminütigen Stressausraster hatte ich bereits hinter mich gebracht und einen Plan gefasst.

Einen Schlafplatz finden. Einen sicheren. Mich verwandeln und Ausrüstung besorgen. Denn zurück zu meiner Familie konnte ich nicht. Da würden sie mich erwarten und ich wollte sie nicht in Gefahr bringen. Also erstmal in Sicherheit bringen und dann nachdenken.

Und das ging am besten in einem fremden Haus, das leer stand. So wie die Nummer 14 hier am Rande von New York. Dass ich wieder in der Großstadt war, hatte mir ein Schild verraten.

Immerhin hatte eben die Nachbarin den Briefkasten geleert. Also nahm ich mal an, dass das Haus leer stand.

Warum auch immer die Alte das nach Mitternacht tat.

Ich wartete noch einen Moment, dann mühte ich mich auf die Pfoten und huschte über die Straße. Ich zwängte mich zwischen die Hortensien und die Garage und wühlte mit der Nase im Blumentopf herum. Dorthin hatte die alte Nachbarin den Schlüssel gelegt.

Als ich fündig wurde, verwandelte ich mich.

Scheiße, ist das kalt!

Frierend krümmte ich mich zusammen und rieb über meine nackte und verschwitzte Haut, die sich jetzt anfühlte, als wäre -30 Grad.

Bibbernd schnappte ich den Schlüssel, eilte geduckt zur Haustür und schloss auf. So schnell wie möglich quetschte ich mich rein und schlug die Tür hinter mir zu. Dann ließ ich mich seufzend mit dem Rücken daran nieder und starrte mit leeren Augen vor mich auf den Boden.

Warum musste das ausgerechnet mir passieren?

Unglücklich kämpfte ich mich hoch und machte mich auf die Suche nach passenden Klamotten. Fündig wurde ich im Kinderzimmer.

1,65 m waren halt manchmal etwas bitter.
Ich fand einen - zu großen - Bh und eine - zu kleine - Unterhose und schaffte es trotz der prekären Lage deswegen deprimiert zu sein.
Dann aber nahm ich das und einen weißen Schlafanzug mit einem blauen Tintenfisch - sie hatten einen Sohn - ins Bad und duschte ganz kurz. Gott sei Dank hatten sie nicht das heiße Wasser abgestellt!

Noch nie in meinem Leben hatte ich so kurz geduscht.

Ich schlief schlecht. Nicht nur brauchte ich drei Stunden, bis ich endlich eingeschlafen war, ich schlief auch nicht viel länger und verließ das Haus so früh wie möglich.

Trotz meines Vorsatzes wollte ich nicht kriminell werden - auch wenn ich das jetzt eh schon war - und zog mir nur passende und normale Kleidung an, einen grauen Hoodie und eine etwas weite blaue Jeans, nahm eine Wasserflasche mit und das war's.

In der Nacht hatte ich eine Weile nachgedacht und beschlossen, dass ich niemanden in diese Sache mit reinziehen würde. Nicht einmal meine Familie oder Shadow. Wo auch immer die steckte.

Ich verdrängte diese Gedanken rasch und konzentrierte mich auf meinen neuen Plan.

Ein schlechter Plan.

Ich würde versuchen rauszufinden, wer der Chef der komischen... was auch immer-Division war und diesem klarmachen, dass ich nichts mit den Toten oder dem Datenklau zu tun hatte.

Jeder andere würde mich wahrscheinlich direkt erschießen, also hatte ich keine Wahl. Ich würde niemanden sonst da reinziehen und auch den Rest meines Lebens wegrennen wollte ich nicht.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt