Manchmal muss man zurückgehen, um vorwärts zu kommen

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Die Wüste Wakandas breitete sich unter uns aus. Shadow glitt gemächlich durch die Luft, auf die Bäume zu, wo sich Wakandas Hauptstadt versteckte.

Nach der Offenbarung meines Vater war ich geflohen. Der Gedanke, die letzte lebende Erbin eines riesigen Unternehmens zu sein, das so viele Feinde hatte, laut meinem Vater, hatte mich völlig durcheinander gebracht.

Meine Mutter ist nicht, wer sie sein sollte. Sie war eine Stark.

Unter anderen Umständen wäre mir das alles egal gewesen, aber die Starks waren eben eine Familie, die nicht sehr langlebig war. Soweit ich wusste, war Tony mein letzter lebender... Verwandter.

Shadow summte beruhigend. Ihr entging nicht, in welche Richtung meine Gedanken abglitten. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte ich stur geradeaus. In meinem Inneren tobte ein Sturm aus Unsicherheit, Wut, Angst und Verwirrung. Allein der Gedanke, dass ich mich mit meinem Onkel angefreundet hatte, sein Leben gerettet hatte, ohne überhaupt die Wahrheit zu wissen...

Es war schwer. Ich mochte Tony, doch Familie war mächtig und er war kein Mensch, den ich mir so vorstellen konnte, dass er in dieses Bild von Familie passte. Er war kein Familienmensch, er war Einzelgänger.

Wusste S.H.I.E.L.D. Bescheid? Haben sie mich mit Absicht zu Tony geschickt, um zu sehen, was wir wissen? War das alles ein Spiel?

Das Schlimmste war, dass ich mein ganzes Leben in Gefahr geschwebt hatte. Mein Vater hatte mir die Vermutung mitgeteilt, dass er glaubte, ihre Herkunft sei für den Tod meiner Mutter verantwortlich.

Sie ist vielleicht gestorben, weil sie Stark heißt. Ich bin eine halbe Stark. Stark, Podowdy, Wolf und Drache, wie viele Besonderheiten kann man denn haben? Bin ich eine Art intergalaktische Schnittstelle für Ungewöhnliches?

Mein Aufbruch war zwei Wochen her. Shadow und ich waren ziellos umhergeirrt, hatten uns langsam Richtung Wakanda bewegt und erst an der Küste Afrikas bemerkt, wohin wir uns treiben ließen. In Wakanda hatte ich lange Zeit gelebt, um meine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bekommen. Die Königsfamilie und die meine waren seit Generationen befreundet. Hier würde ich mich verstecken können, bis ich wusste, was ich tun sollte.

Ich könnte es Tony erzählen.

Doch allein der Gedanke sorgte dafür, dass mir übel wurde. Lieber würde ich mein ganzes Leben lang auf Nudeln verzichten, als ihm jetzt mitzuteilen, dass er mein Onkel war.

Eine weitere Sache, die mir zu schaffen machte: Meine Mutter war gegangen und hatte ihren Bruder zurückgelassen. Die Mutter, die ich in ihr immer gesehen hatte, hätte das niemals getan. Nach dem Tod ihrer Eltern hätte sie ihn doch nur noch mehr lieben müssen? War etwas zwischen ihnen vorgefallen? Hatte sie ihre eigene Familie so sehr gehasst, dass sie einfach nur noch weg wollte? Oder war sie einfach nicht die, für die ich sie gehalten hatte?

Unsere Ankunft blieb nicht unbemerkt. Während sich immer wieder dieselben Fragen in meinem Kopf drehten, näherte sich uns einer der Jets Wakandas. Shadow blieb in der Luft stehen und erwartete das Fluggerät.

Willkommen in Wakanda, Rachel Podowdy und Shadow. Wenn Sie uns bitte folgen würden", ertönte eine Ansage, dann drehte das Ding ab.

Shadow tat wie ihr geheißen, ich saß einfach nur wie ein Sack auf ihrem Rücken und überließ mich meiner Identitätskrise.

Anmutig landete sie auf dem königlichen Flugplatz und richtete sich auf. Ich rutschte - etwas steif - von ihrem Rücken und klopfte vergeblich den Dreck von meinen Sachen, als ich bemerkte, dass wir bereits erwartet wurden.

Mit einem breiten Lächeln trat T'Challa, mein bester Freund, auf uns zu, die Hände professionell hinter dem Rücken verschränkt und in einer offiziellen, schwarzen Robe. Bei seinem Anblick vergaß ich für einen Moment meine Probleme, den Grund für meinen Besuch.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt