Der Wolf

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Luft fuhr in meine Lungen und ich hustete. Adrenalin pumpte reichlich verspätet durch meine Adern und für einen Moment war ich mir sicher, dass ich trotzdem sterben würde. Instinktiv rollte ich zur Seite und hörte Shadow gegen das zweite Netz ankämpfen, das sie erwischt hatte.

Über mir stand er. Ich wusste nicht, welche Seite von ihm. Doch dann traf ich seine Augen, sah all die Emotionen und das tiefe Entsetzen. Erleichtert sank ich kurz zusammen.

Es ist Bucky. Gott sei Dank. Ich glaube, ich hätte mir fast in die Hose gemacht. Jetzt aber mal im Ernst.

Zum Glück war mir das nicht passiert. Wäre doch etwas peinlich geworden.

„Nein!", schrie der HYDRA-Heini und starrte wild zwischen Bucky und mir hin und her.

Mein Hals brannte und fühlte sich an, als hätte ich brennendes Benzin gegurgelt. Darum verzichtete ich auf einen Kommentar und zeigte ihm lediglich den Mittelfinger. Sein Gesicht lief puterrot an.

„Oh Gott, Rachel! Es tut mir so leid!", entfuhr es Bucky und er fuhr sich durchs Haar, während er voller Panik auf seine Metallhand starrte.

Ich hätte ihm gern gesagt, dass ich einfach nur heilfroh war, dass er es sich im letzten Moment doch noch anders überlegt hatte, aber meine Stimme und der Typ machten mir einen Strich durch die Rechnung.

„Tötet sie, das Mädchen und den Drachen!", donnerte er stinksauer.

Bucky fuhr herum. Zum ersten Mal sah ich wahre Mordlust in seinen Augen. Mit einem zornigen Schrei griff er an, worauf Mister HYDRA leichenblass wurde. Ich rappelte mich hoch, schüttelte meinen dröhnenden Kopf und verwandelte mich.

Den Spaß lasse ich ihn doch nicht alleine machen!

Natürlich brauchte ich dann aber noch Ewigkeiten, um wieder auf die Pfoten zu kommen. Im selben Moment zerriss Shadow mit einem einzigen mächtigen Hieb das Netz. Ich hatte sie wirklich noch nie so sauer gesehen. Das Jagen und Kämpfen der letzten Tage hatte sie an den Rand ihrer Geduld gebracht. Mit einem lauten Brüllen griff sie an und enthauptete einen HYDRA-Agent.

Ich folgte ihr, noch etwas wackelig auf den Beinen. Mein Wolf hatte ebenso die Schnauze voll und ich ließ ihn bedenkenlos frei. Mit einem Heulen zog ich in den Kampf, packte den Lauf einer Waffe und trat dem erschrockenen Agent, der dazugehörte, schwungvoll die Pfote in den Magen. Er stürzte ächzend zu Boden. Grollend zerfetzte ich seine Kehle und warf mich dann auf den nächsten. Bucky hatte sich eine Waffe geschnappt und ballerte alles ab, was nicht schnell genug in Deckung ging. Shadow peitschte mit dem Schwanz und zerlegte mit Zähnen und Klauen alles, was zu fliehen versuchte. Ich erledigte den Rest.

Sprung um Sprung riss ich die Agents um und schredderte sie förmlich. Manche sahen hinterher aus, als hätten sie einen Kampf gegen einen Rasenmäher verloren. Energisch trat und biss ich und ließ meiner aufgestauten Spannung freien Lauf.

Wer könnte es mir verübeln? Ich hatte verdammt noch mal schon einen Kampf, eine Gefangenschaft und eine Nahtoderfahrung hinter mir!

Hey, das wäre dann ja ein neuer Rekord.

Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Familie und Freunde mich nie wieder außer Sicht lassen würden, wenn sie das hier erfuhren. Sofern ich es überlebte.

Mein Blick fiel auf einen Mann, der sein Bein wohl an Shadow verloren hatte. Ich schauderte bei dem brutalen Anblick. Doch dann erkannte ich entsetzt, dass er seine Waffe auf Bucky richtete und nachlud. Der Supersoldat rang gerade mit dem HYDRA-Chef vor Ort und bemerkte nichts von der Gefahr. Shadow hatte ebenfalls nichts gemerkt und ich würde niemals rechtzeitig dort sein.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt