Siebzehn

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Nach einer Dusche, einem kleinen Ausflug mit einem Jet und einer halben Bruchlandung in Polen stand ich vor der Bar, in der ich meinen siebzehnten Geburtstag gefeiert hatte. Es war Dylans Idee gewesen. Natürlich. Es war eine kleine Bar, auf der groß der Name in Leuchtschrift prangte: „17".

Bucky betrachtete sie. Er trug eine Lederjacke und eine Kappe. Erst war er alles andere als begeistert gewesen, weil er nicht unter Leute gehen wollte. Aber mitten in Polen kannte man ihn kaum, hier waren sogar die Avengers nahezu unbekannt. Solange er seine netten Halbhandschuhe trug, dürfte niemandem auffallen, dass er einen Metallarm hatte.

„Woher kennst du die Bar?", wollte er wissen.

„Ich war einmal eine Weile in Polen. Shadow ist hier in der Nähe aufgetaucht. Mein Cousin war hier feiern und hat mich zu meinem siebzehnten Geburtstag hergebracht", erklärte ich und trat ein.

Drinnen lief gerade irgendein polnisches Lied, das ich nicht kannte. Einige ältere Männer tranken in einer Ecke, während eine Handvoll Jugendlicher lautstark auf der Tanzfläche rumhüpften. Ein paar davon sahen viel zu jung aus, um in dieser Bar zu sein.

Ich schlängelte mich bis zur Theke. Die Musik war etwas leiser als anderswo - perfekt für meine armen Ohren, immerhin war es fast Vollmond - aber dafür hatte das Lokal absolut geile Bässe.

Ich bestellte uns Drinks und nutzte dabei eine Mischung aus Englisch und Polnisch, wobei ich letzteres nur bruchstückhaft beherrschte. Dann setzte ich mich mit unseren Getränken an einen Tisch. Bucky setzte sich mir gegenüber und zog die Schultern hoch. Seine Augen waren die ganze Zeit auf die Leute gerichtet und er war völlig im Assassinen-Modus.

„Lass das, hab etwas Spaß. Hier interessiert sich niemand für uns und keiner würde dich hier vermuten", mahnte ich und nahm einen Schluck von meinem Cocktail.

Er war nicht so toll, wie ich es gewohnt war, aber er war trinkbar. Bucky nahm ebenfalls einen Schluck. Wenn er Steve auch nur im Entferntesten ähnelte, konnte er nicht betrunken werden. Deshalb riskierte ich auch diesen einen Drink. Im Notfall würde er mich schon vermöbeln, sollte ich die Kontrolle verlieren.

Jetzt will ich mich schon von ihm verprügeln lassen. Meine Würde sinkt mit jedem Tag.

Ein vertrautes Lied fing an und ich grinste breit. Enthusiastisch sprang ich auf und zog ihn mit.

„Komm, wir tanzen jetzt!"

Ich hüpfte auf die Tanzfläche und bewegte mich zu „What does the fox say", während Bucky mich irritiert anstarrte. Lautstark sang ich mit und wirbelte durch die Menge, die total abging. Das Licht spielte verrückt und ich sah Bucky, der von jemandem angetanzt wurde, dann hüpfte ich wild auf und ab und sah nur noch Hände.

Ich traf ihn wieder, als ich mich glücklich im Takt der nächsten Strophe etwas entspannte. Er drängte sich neben mich, doch ich achtete nicht auf seine Proteste.

Scheiß auf Würde.

Ich stieß ihn an und hüpfte hin und her. Nach kurzem Zögern machte er halbherzig mit. Zufrieden schloss ich die Augen und genoss die Musik.

Zwei Lieder später waren wir beide wild am Tanzen. Oder eher ich tanzte und er bewegte sich ein wenig zur Musik. Der Alkohol ließ mich alles entspannter sehen, aber ich war noch nicht betrunken. Glücklich ließ ich ihn stehen, als eines der Teenies ihn antanzte und besorgte mir was zu trinken.

Summend beobachtete ich die Lichtershow, als er sich neben mich fallen ließ. Immer noch völlig fit griff er sich ein Getränk und leerte es in einem Zug. Dann beobachtete er mich kurz.

„Das war nett, aber nicht genug, glaube ich", schrie er schon fast.

„Ich habe gute Ohren, sei etwas leiser!", beschwerte ich mich, dann knallte ich das Glas auf den Tisch und zog ihn mit.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt