Heimkehr

1.2K 110 46
                                    

„Kannst du mir jetzt endlich erklären, was wir hier machen?", wollte Bucky genervt wissen und wich einem Brombeerstrauch aus.

„Heimkehr. Du hast keine Heimat, also dachte ich mir, zeige ich dir, was das bedeuten kann, mit mir als Beispiel", rief ich über die Schulter und betrat endlich den kleinen Campingplatz in einem österreichischen Wald.

Die Wohnwagen meiner Familie standen im Halbkreis vor uns, die Pferde grasten am Rand in einem abgezäunten Bereich. Glücklich blieb ich stehen und sog den vertrauten Geruch von Tieren, Wohnwagen und meiner Familie ein.

Endlich wieder zuhause.

Shadow gurrte fröhlich und hob den Kopf, als ein massiger Hund hervortrat und uns skeptisch beäugte. Ungläubig betrachtete ich das Tier.

„Reed? Meine Fresse, bist du riesig geworden!", lachte ich.

Da erkannte der Hund mich und bellte tief, während er schwanzwedelnd auf mich zukam. Erfreut ging ich in die Hocke und umarmte den Riesen liebevoll, der mir erstmal seine sabberige Zunge durchs Ohr zog. Angewidert zuckte Shadow zurück und beeilte sich, etwas Abstand zwischen sich und den Hund zu bringen.

„Wäh!", beschwerte ich mich, doch anstatt mich in Ruhe zu lassen, warf Reed mich um und leckte mir quer übers Gesicht, meinen Protestschrei völlig ignorierend.

„Rachel! Leute, Rachel ist da!", schrie da jemand.

Ich schob den Kangal von mir runter und erblickte George, der auf mich zugelaufen kam. Kurz vor mir blieb er stehen und grinste fies.

„Na, hast du schon Reed begrüßt?", höhnte er.

„Ach, halt die Klappe", murrte ich gespielt beleidigt, „oder willst du was?"

Hastig wich er zurück, als ich ihm etwas Sabber auf den Arm klatschte und gab einen mädchenhaften Schrei von sich.

„Rachel!", ertönte eine vertraute Stimme und ich strahlte, als ich Evie entdeckte.

Lachend rannte sie auf mich zu und schloss mich in die Arme, was ich erwiderte.

„Eve, ich hab dich vermisst! Wie geht's dir? Ist Kilian auch da?", fragte ich sie.

Doch die Frage war völlig überflüssig, denn Sekunden später war ich von meiner gesamten Familie umringt und ging vor lauter Umarmungen unter. Selbst Yuki war da.

„Lasst sie doch erstmal ankommen! Und vielleicht willst du uns deinen Begleiter vorstellen?", rettete mein Vater mich schließlich.

Da erst erinnerte ich mich an Bucky und stellte fest, dass er alleine und unsicher am Rand stand und sich offenbar fragte, ob das wirklich alles meine Familie war.

Stimmt, den gibt's ja auch noch. Hoffentlich weiß Dad nichts von der Winter Soldier-Sache. Könnte sonst ein bisschen ungemütlich werden.

„Das ist James Barnes, oder einfach Bucky. Komm mit, ich muss mich waschen", stellte ich ihn knapp vor, dann lief ich voran zum Truck.

Ein Großteil meiner Familie verteilte sich, der Rest wurde davongescheucht. Von Pam, die mir und Bucky vielsagende Blicke zuwarf. Ich beschloss einfach, sie dezent zu ignorieren.

Die Gute ist immer noch so fit wie vor zwanzig Jahren. Wer weiß, vielleicht wird sie ja sogar mich überleben?

Kaum betraten wir den Truck, sprach ich Buckys Auslösewort, dann wusch ich mein Gesicht am Spülbecken. Inzwischen war es für uns beide nichts neues mehr, die russischen Worte zu sagen oder hören. Bucky entdeckte unterdessen die Liste mit den Namen für mich, die meine Familie sammelte. Ich trocknete mein Gesicht und warf ihm dann einen Blick zu.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt