Jetzt bin ich dran

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„Und du bist dir sicher, dass du hierbleiben willst?", fragte ich Shadow das tausendste Mal.

Eigentlich war die Frage sinnlos, denn sie konnte immer noch nicht richtig fliegen und war der Meinung, dass ich endlich alt genug war, um auf mich selber aufzupassen. Außerdem war Bucky in ihren Augen klug genug, meine Launen richtig einschätzen und mich vor Dummheiten bewahren zu können. Bei Letzterem war ich mir jedoch nicht ganz so sicher.

Mein Wolf grummelte ungeduldig und ich trat ihm in Gedanken kräftig in sein imaginäres Hinterteil, dann umarmte ich Shadow noch einmal. Liebevoll stupste sie mich an und blinzelte, als würde sie sich für mich freuen und mir viel Spaß wünschen. Dabei war mir nicht der warnende Killerblick entgangen, den Bucky seit einer Woche ertragen musste, wenn ich nicht hinsah.

Es ist eine Weile her, seit ich zuletzt ohne sie den Kontinent gewechselt habe. Ich glaube, das letzte Mal war Bucky als Winter Soldier hinter mir her...

Aber ich war klug genug, Shadow nicht daran zu erinnern. Ein letztes Mal strich ich ihr über die Stirn und wollte zum Jet laufen, in dem Bucky bereits wartete, doch Dylan, der sich von meiner Familie und meinen Freunden entfernt hatte, trat mir in den Weg.

„Wenn er irgendwas macht, was du nicht willst, komme ich rübergeflogen und reiße ihm den Arsch auf", sagte er ernst und schaute mich eindringlich an.

Mein Wolf hechelte und der Laut wäre mir fast entschlüpft. Dylans Gabe Tiere zu beeinflussen hatte auch einen leichten Einfluss auf meinen Wolf. Doch ich brachte mich wieder unter Kontrolle und verdrehte die Augen.

„Ich weiß es, Bucky weiß es und halb Wakanda auch. Bis dann", mit diesen knappen Worten klopfte ich ihm kurz auf die Schulter und flitzte in den Jet.

Meine Güte, wie kann der neben Yuki auch noch mich dauernd bewachen wollen? Der hat echt zu wenig zu tun!

Bucky sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir zurück und ich winkte ihm hastig zu. Er sollte sich mal beeilen, bevor sich die Hälfte meiner Familie in den Kopf setzte, uns zu begleiten. Lediglich Pam stand fit wie eine dreißig Jahre jüngere Frau hinter dem Jet und winkte mit einem verschwörerischen Grinsen. Mein Vater dagegen sah aus, als würde er sich am liebsten erhängen.

Seine einzige Tochter fliegt mit einem ehemaligen Massenmörder in den Urlaub, ist doch nichts dabei.

Bucky startete den Jet, während ich rief: „Mach mal hinne, sonst hängt sich Dylan noch ein einen Flügel!"

„Ich glaube nicht, dass er das lange durchhalten würde. Wo willst du hin?", erwiderte Bucky und sah mich erwartungsvoll an.

Mit schiefgelegtem Kopf musterte ich ihn und trat zu ihm. „Das habe ich doch schon gesagt. Paris!"

Er zögerte und warf mir einen unergründlichen Blick zu. Wahrscheinlich erinnerte er sich ebenso gut an unsere letzte gemeinsame Zeit in dieser Stadt wie ich.

„Ich dachte, das wäre ein Witz. Bist du dir sicher?", wollte er gequält wissen.

Ich lehnte mich gegen ihn und schlang von hinten meinen Arm über seine Schulter. Dabei musste ich mich allerdings auf die Zehenspitzen stellen, was die verführerische Wirkung doch ganz schön schmälerte. Ich könnte schwören, dass mein Wolf mich innerlich auslachte.

Mach's besser, du Töle!

„Ich bin durch die halbe Weltgeschichte gereist, um deine blöden russischen Wörter umzupolen und habe mich nie beschwert, zumindest nicht allzu oft. Ich will nicht immer Horrorvorstellungen von Paris haben, also kannst du auch mal was tun und mich ‚umpolen', klar? Warum sollst du denn den ganzen Spaß haben? Ich bin auch mal dran."

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt