Ich brauch Urlaub

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Bucky kämpfte immer noch gegen die Agents. Es waren immer noch so viele und sein Blick war trüb. Es war offensichtlich, dass er nach meinem ‚Tod' keine Energie mehr besaß. Shadow dagegen kauerte reglos neben mir. Unsere Blicke trafen sich.

Wie eine Welle rauschte der Wolf durch mich hindurch. Er war gleichzeitig ein Tier, eine Macht und ein Gefühl. Er erfüllte mich, warf mich aus meinen Körper und für einen kurzen Moment bekam ich Angst.

Scheiße, habe ich einen Fehler gemacht? Habe ich gerade ein Monster auf die Welt losgelassen?

Doch dann verschmolzen wir miteinander. Ich spürte, wie sich alles wieder normalisierte und doch gleichzeitig anders war. Ich war nicht mehr ein Mensch mit der Gabe, sich in einen Wolf zu verwandeln. Ich war ein Mensch, der einen Wolf in sich trug.

Naja, gerade war ich eher ein Wolf, der einen Menschen in sich trug.

Ich sah Shadow an und hob die Lefzen zu einem wölfischen Grinsen. Beeindruckt senkte sie den Kopf und blinzelte erleichtert. Neugierig betastete sie meinen Geist und stellte fest, dass sie mit der Veränderung prima leben konnte.

Nun denn, lass uns ein paar Agents zerfetzen!

Ein zustimmendes Knurren drang aus meiner Kehle und ich stellte fest, dass ich mich noch an dieses komische... Ding gewöhnen musste. Jetzt wusste ich, wie Bruce sich immer fühlte.

Ein tiefes Knurren von mir gebend, rappelte ich mich auf die Pfoten. Meine Verletzungen waren verheilt. Keine Ahnung, wie das möglich war.

Vielleicht bin ich ja Wolverine? Das wär ja mal was.

Bucky erstarrte und wirbelte herum. Auch die Agents glotzten doof, was eine tiefe Befriedigung in meinem Wolf weckte. Ich spürte seine rohe Kraft.

Heilige, Mom hatte recht! Das, was ich immer als den Wolf bezeichnet habe, war eher ein Hündchen im Vergleich zu dem hier!

„Rachel?", hauchte Bucky und die verzweifelte Hoffnung in seiner Stimme brach mir das Herz.

In dem Moment tat der Wolf einen Satz und begrub einen der Agents unter sich. Überrascht starrte ich auf meine Pfote.

Bin ich gewachsen?!

Mühelos verbiss sich der Wolf im Kopf des Mannes und riss ihn von den Schultern. Erst war ich geschockt, doch dann verdrängte ich das Gefühl und warf mich auf den nächsten Mann, während Kugeln nahezu wirkungslos auf meine Flanken prasselten. Entweder sie drangen kaum durch mein Fell, oder die Wunden heilten erschreckend schnell.

Es war eine seltsame Erfahrung. Es war, als wäre mein Körper eine Hülle für zwei Wesen. Wir ergänzten uns. Der Wolf existierte eigentlich gar nicht, er war nur eine lebendige Macht, aber es fühlte sich echt an. Wir kämpften beide. Wenn ich nicht schnell genug reagierte, übernahm der Wolf die Kontrolle. Ansonsten war ich am Zug. Aber das geschah selten, da ich eigentlich einfach nur noch schlafen wollte, während mein Wolf nach einem jahrzehntelangen Tiefschlaf noch tagelang so weitermachen könnte. Es war eigentlich gar nicht so schlimm, wie ich immer befürchtet hatte. Das Seltsame waren nur die tierischen Gedanken, die nicht ganz die meinen waren und die Tatsache, dass ich jetzt mit meiner anderen Hälfte Selbstgespräche führen konnte.

Alles in allem fühlte ich mich einfach toll.

Und dann sah ich mich nach dem nächsten Feind um und stellte fest, dass keiner mehr übrig war. Die Umgebung hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Es gab wirklich viele Tote.

Na großartig. Jetzt kann ich nie wieder behaupten, dass ich niemandem was tun würde.

Mein Wolf lenkte meine Aufmerksamkeit auf Bucky. Er war neugierig, wie der auf ihn reagieren würde. Dass er die Veränderung erkannte, war offensichtlich, denn er stand ein gutes Stück entfernt und starrte mich verloren an.

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt