Der Plan und die Wahrheit

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Schweigend beobachtete ich hinter einigen Autos versteckt die Agents, die den Park durchkämmten.

Dank ihnen hatte ich Kleidung aus einem Lieferwagen stehlen müssen, die an einen Laden geliefert worden waren. Nur mit Mühe war es mir gelungen, rechtzeitig zu verschwinden.

Und weil ich als Kind die Taschendieb-Nummer für die Auftritte gelernt habe.

Nachdenklich beäugte ich einen der schwarzen Wagen, der einem Agent gehörte.

Genug überlegt. Es wird Zeit für meinen Plan!

Den hatte ich inzwischen entwickelt, während ich die Agents beobachtet hatte. Die Idioten suchten nach einem riesigen Wolf und nicht nach einem schmalen Mädchen in bauchfreiem Pullover und Stretch-Jeans.

Was für eine bescheuerte Idee war es auch, im Herbst bauchfreie Winterkleidung zu verkaufen! Mir war arschkalt und eine Jacke hatte ich auch nicht.

Ich verdrängte die Gedanken und humpelte auf mein Ziel zu, der schwarze Wagen.

Dank meines unsanften Abgangs tat meine Hüfte weh. Allerdings war es bereits besser und auch der Streifschuss, der mir eine Schürfwunde am Hinterteil hinterlassen hatte, war kein Problem.

Ich duckte mich hinter das Auto und überprüfte mit einem Blick die Seitenstraße, in der es stand. Niemand da. Dann lugte ich in das Beifahrerfenster.

Bingo!

Der Typ war als einziger alleine gekommen, also hatte ich gehofft, dass sein Partner ausfiel und ein Funkgerät zu viel da war. Eben dieses lag auf dem Armaturenbrett.

Ohne Skrupel packte ich einen Stein und rammte ihn ein paar Mal gegen das Fenster. Sofort ging die Alarmanlage los, doch ich machte weiter, bis die Scheibe zersplitterte. Rasch griff ich nach drinnen, schnappte mir das Funkgerät und machte mich aus dem Staub.

Fünf Minuten später war ich bereits weit weg, hockte auf einer Feuerrettungsleiter und stöpselte mir das Funkgerät ein. Dann lauschte ich.

Jede Menge belanglose Befehle erreichten mich. Bis eine Stimme sagte: „An alle Agents, sie ist weg. Director Fury hat angerufen, er will einen Einsatzbericht in der Universität heute Abend."

„Warum ausgerechnet da?"

Das würde mich auch interessieren.

Woher soll ich das wissen? Vielleicht weil er noch eine Vorlesung halten will, wie wir die Kleine erwischen können?"

Empört schnaubte ich.

Ich bin ein ponygroßer Wolf! Das nennt der klein?!

Mehr zu dem Thema hörte ich nicht, also verstaute ich das Teil in einem leeren Blumentopf und dachte nach.

Director Fury, heute Abend in der Uni. Gut, dann eben so.

Mein Plan stand fest. Ich musste nur die letzten paar Stunden um die Ohren schlagen.

Jetzt, mit einem Plan zur Hand und dem Wissen, dass ich bereits zweimal entkommen war, hatte ich keine Angst mehr. Zumindest nicht viel.

****

„Verdammte Scheiße!", fluchte ich, als der Kies unter meinen nackten Füßen knirschte.

Auch wenn ich es gewohnt war barfuß herumzulaufen, weil ich das als Kind immer getan hatte, schaffte ich es einfach nicht, den Weg zum Tor der Uni leise genug zu betreten.

Bei jedem Knirschen verzog ich das Gesicht und betete, bis ich vor dem Tor stand.

So weit, so gut. Und jetzt?

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt