Ende gut, alles gut

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Ich verzog mich von der Bühne und entkam so dem tosenden Applaus.

„Das war ein guter Auftritt!", rief Carlos mit leuchtenden Augen.

Mary hüpfte in ihrem Engelskostüm hinter den Kulissen herum und geriet jedem zwischen die Beine.

„Rachel! Hier ist jemand für dich!", brüllte Henry durch das Chaos.

Ich drängelte mich durch meine aufgedrehte Familie und blieb wie angewurzelt stehen, als ich Tony neben dem frischgebackenen 17-Jährigen erblickte. Der Milliardär wirkte etwas fehl am Platz und wich immer wieder meinen umherwuselnden Familienmitgliedern aus.

Ich blieb vor ihm stehen und nickte Henry zu, der sich sofort aus dem Staub machte.

„Hallo, Tony", begrüßte ich ihn dann ruhig und suchte in seinem Gesicht nach einer Regung, die mir verriet, was er dachte.

Ich hatte ihn nicht mehr besucht, seit ich ihn auf dem Dach zurückgelassen hatte und ich fühlte mich schlecht deswegen. Aber ich hatte Angst gehabt, was er denken würde.

Niemand, wirklich niemand außerhalb meiner Familie hatte je von Shadows Existenz gewusst und ich war dem Problem lieber aus dem Weg gegangen.

„Das war ein wirklich netter Auftritt. Wo du den Hund in die Ziege verwandelt hast, das war...", er brach ab und starrte mich an.

„Danke. Du und... dein... Drache", bei dem Gedanken schien er sich noch unwohler zu fühlen, „habt mir den Arsch gerettet."

„Ich weiß. Du musst wissen, Shadow und ich teilen eine ganz besondere Verbindung. Ich habe sie immer vor der Außenwelt versteckt. Wir sind die ganze Zeit über dir gekreist, aber ich wollte nicht riskieren, dass die ganze Welt von ihr erfährt", rechtfertigte ich mich unsicher.

Tony hob die Hand. „Nein, ich verstehe schon. Ich will dich auch zu nichts drängen. Ich will nur, dass du weißt, dass ich nichts von ihm erzählt habe. Und ich will ihn kennenlernen. Also den Drachen."

Erleichtert ließ ich die Schultern sinken.

„Sie", korrigierte ich, „sie ist ein Weibchen. Ich werde euch bekannt machen, wenn Zeit ist."

Einen Moment lang schwiegen wir uns an, dann fragte er: „Und jetzt? Wo geht ihr als Nächstes hin?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Vermutlich nach Arizona."

Er nickte knapp.

„Aber ich kann jederzeit zu Besuch kommen. Shadow ist schnell. So heißt mein Drache", fügte ich noch schnell hinzu.

Die merkwürdige Situation entspannte sich etwas, als Tony lachte.

„Ja, das habe ich gemerkt. Gut. Ich werde ein Gästezimmer für dich freihalten."

„Wunderbar, denn ich würde dich gern um Rat fragen bezüglich einer Veränderung an ihrem Sattel", erklärte ich fröhlich.

Ich habe einen weltweit bekannten Milliardär als Freund!

„Gut."

„Gut. Bis dann, Iron Man. Das mit der Pressekonferenz war übrigens wirklich blöd von dir. ‚Nein, ich in einem Anzug, also wirklich... ich bin Iron Man'", äffte ich ihn grinsend nach.

Schmunzelnd schlug er halbherzig nach mir, dann räusperte er sich und trat zurück.

„Ich geh' dann mal."

Verwirrt blickte ich ihm nach, bis jemand hinter mich trat. Der schwere Geruch erinnerte mich an Kaffee. Ich seufzte.

„Fury."

„Podowdy."

Ich drehte mich um und sah dem Einäugigen ins Gesicht.

„Wollen Sie mir jetzt eine Standpauke halten, weil ich nichts von Tonys Tätigkeiten gesagt habe?", fragte ich herausfordernd und verschränkte die Arme vor der Brust.

Director Fury musterte meine Familie, die immer noch hin und her rannte wie aufgeschreckte Hühner.

„Nein, ganz und gar nicht. Natürlich war sein Verhalten nicht in Ordnung und Sie hätten es melden müssen, aber Sie haben erstaunlich viel Initiative bewiesen und mir ihre Handlungsmethoden sehr deutlich gemacht."

Ich stockte. „Das war ein Test? Um zu sehen, wie ich arbeite?"

Fury sah mich ohne jede Reue an.

„Sie haben bewiesen, dass Sie nicht in der Lage sind, einfache Befehle zu befolgen, aber sehr gut selbstständig arbeiten können.
Ja, ich habe Sie getestet. Ein Jäger weiß, welchen Hund er am besten hinter der Beute herschicken muss und ich weiß, welchen Agent ich wann einsetze."

Hat er mich gerade mit einem Hund verglichen?

„Sie wissen schon, dass ein Wolf kein Hund ist?"

Er überging meinen schnippischen Einwurf und zog aus dem Nirwana eine Akte hervor, die er mir hinhielt.

„Ich denke, ich habe die perfekte Mission für Sie. Denken Sie darüber nach."

Mit spitzen Fingern nahm ich die Akte und schlug sie auf.

„Mission Grönland?", las ich.

Als keine Antwort kam, sah ich auf und stellte fest, dass der Director sich wohl in Luft aufgelöst hatte. Schulterzuckend steckte ich die Akte in eine Kiste und machte mich ans Aufräumen.

Grönland also. Vielleicht mache ich mal etwas Einzelurlaub. Muss ja keiner wissen, dass ich wegen S.H.I.E.L.D. unterwegs bin. Obwohl ich keine Lust habe, mir den Arsch abzufrieren.

Also erstmal nach Arizona.

****

In einem leeren Büro, das nur aus grauem Beton und einem wackeligen Plastiktisch bestand, stand ein Mann sichtlich unzufrieden über einem Plan, auf dem sich mehrere Kreuze befanden. Eines davon über Malibu, Kalifornien.

Ein zweiter Mann trat ein und blieb stehen.

„Sie sind bei dieser Familie, Sir. Sollen wir zugreifen?"

„Nein", krächzte der Mann und hob abwehrend die Hand, ohne aufzusehen. „Da kommen wir weder an sie, noch an den Drachen ran. Wir müssen warten, bis wir stark genug sind. Nein, wir folgen ihr und schnappen sie uns, wenn sie nicht aufpassen."

Er erhob sich langsam und drehte sich um. Im schwachen Licht der Baulampe über ihm war nur eine Narbe zu erkennen, die sich über seine rechte Gesichtshälfte zog.

„Das könnte schwer werden", sagte der zweite zögernd.

„Nein, wird es nicht. Sie ist fast noch ein Kind und hilflos und damit hat auch der Drache keine Chance. Wir erwischen sie, keine Sorge. Und dann öffnen wir dieses Portal und kommen endlich nach Hause."

Kaum ist eine Mission erledigt, bekommt Rachel schon die nächste aufgebrummt. Was sie wohl in Grönland zu erledigen hat? Und wer sind die beiden Fremden, die hinter ihr und Shadow her sind? Schreibt eure Vermutungen in die Kommis!

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt