Lass uns doch einfach wandern gehen!

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Ich tauchte nur langsam aus der Trance auf, in der ich gefangen war. Ebenso langsam kamen meine Erinnerungen wieder zurück. Meine Familie, Bucky, Red, die Granate.

Ja gut, das ist auch mal was neues. Ich glaube ich hab noch nie eine Granate abbekommen. Das muss ich irgendwo festhalten.

Sicherheitshalber tastete ich geistig nach Verletzungen und fand zu meiner Überraschung nur einige steife Muskeln und Hautreizungen. Vermutlich hatte Evie den Großteil geheilt und meine eigenen Fähigkeiten hatten den Rest erledigt.

Da ich sowieso nicht ewig rumliegen konnte, schlug ich die Augen auf und starrte an die dunkelblaue Decke mit den weißen Punkten. Ich lag also in meinem Bett im Wohnwagen. Langsam richtete ich mich auf und grummelte, als sämtliche Muskeln ziehend protestierten.

Neben meinem Bett auf meinem vollgemüllten Nachttisch stand ein Glas Wasser, das ich in einem Zug leerte. Dann schwang ich die Beine aus dem Bett und wollte aufstehen.

„Uff!", ächzte ich überrascht und landete mit dem Hintern wieder auf meinem Bett, als meine Beine direkt wieder nachgaben.

Wie lange war ich bitte weg?!

Ich wartete einen Moment, bis mein Kreislauf wieder in Schwung kam, dann stand ich langsam auf und humpelte steif zur Tür. Gerade streckte ich die Hand danach aus, als sie aufgerissen wurde und mein Vater in der offenen Tür zum Vorschein kam. Eine Sekunde lang glotzten wir uns gegenseitig doof an, dann kam er in Bewegung und drückte mich besitzergreifend an sich. Sofort erwiderte ich seine Umarmung und schloss die Augen.

Wie lange ist es her, seit wir uns so umarmt haben? Ich hab es vermisst.

Da erst merkte ich, warum ich mich nicht wohlfühlte. Etwas fehlte. Ruckartig riss ich die Augen auf.

„Dad, wo ist Shadow?"

„Rachel!", hielt ihn eine Stimme von der Antwort ab.

Er ließ mich los und ich lugte an ihm vorbei. Einen Meter entfernt stand Riley, ihr Gesicht war völlig verheult und sie zupfte nervös am Ärmel ihrer Jacke herum.

„Ich... du hast meinen Jungen gerettet. Was... wie kann ich das nur wiedergutmachen?", schluchzte sie und schlug sich die Hand vor den Mund, während sie von neuem zu weinen begann.

Ich hatte sie noch nie so gesehen. Langsam ging ich zu ihr und sah ihr fest in die Augen.

„Du musst dich nicht bedanken, das hätte ich bei jedem aus der Familie gemacht", sagte ich ernst.

Sie blinzelte hektisch und sah nicht so aus, als würde sie sich in der nächsten Zeit wieder einkriegen. Doch bevor ich sie auch umarmen konnte, tauchte in einem silberblauen Wirbel Pietro neben mir auf und musterte mich von oben bis unten.

„Also geht es dir besser. Gut, wir haben uns alle Sorgen gemacht. Wanda wollte schon herfliegen und Tony hat neunundachtzig Mal angerufen", teilte er mir mit.

„Ihr habt es Tony gesagt?!"

„Ich wusste nicht, ob du das überleben würdest. Da habe ich ihm eine Nachricht geschickt. Er verdient es, sowas zu wissen. Er liebt dich sehr", gab mein Vater zu.

Verwundert und berührt sah ich zu ihm auf. Dann bemerkte ich eine Bewegung in dem sonst leeren Halbrund der Wohnwagen und ich entdeckte Bucky, der mit trübsinniger Miene zu uns sah und gleichzeitig versuchte, den Saum seines T-Shirts vor Ziege Mouschka zu retten.

Oh Gott, er hat die Verbindung zwischen Shadow und mir gesehen. Was ist, wenn er noch mehr von mir gesehen hat? Zum Beispiel, dass ich noch Jungfrau bin? Warte, was? Wieso stört mich das am meisten?!

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt