James Buchanan Barnes

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Einen Tag lang verbrachte ich an Shadow gekuschelt im Schlafanzug auf dem Fußboden meines Zimmers. Mehrere Leute wollten mit mir reden, aber ich schickte sie alle weg. Wanda drohte, die Tür aufzusprengen, worauf ich sie anschrie, dass ich Shadow auf sie hetzen und ihr den Lockenwickler in den Arsch schieben würde. Danach hatte ich meine Ruhe. Lediglich T'Challa versuchte es ein weiteres Mal und ihm erlaubte ich wenigstens, mir was zu Essen ins Zimmer zu stellen. Sicher, sie machten sich Sorgen, aber Shadow war bei mir und das würde alles sein, was ich für's Erste brauchte. Nach zehn Versuchen gab selbst Yuki es dann auf.

Shadow wich mir keine Sekunde von der Seite. Sie half mir, heimlich auf's Klo zu schleichen und beschwerte sich kein einziges Mal. Dabei versuchte sie auch nicht, mich zu irgendwas zu überreden. Sie verstand, dass ich gerade einfach so tun wollte, als gäbe es die Außenwelt gar nicht. Die einzige Person, die ich zu erreichen versuchte, war Tony. Er ging nicht ran.

Aber mir wurde das ganze Selbstmitleid bald zu langweilig. Mal ehrlich, heulend in einer Ecke zu hocken war genauso wie Verstecken spielen mit blinden Rentnern. Total sinnlos. Also lag ich nach einer Weile auf meinem Bett und war in ein wakandanisches Buch vertieft. Allerdings brauchte ich für jeden Satz mindestens zwanzig Minuten und das war ein tausend Seiten Schinken, würde also ein bisschen dauern.

Ich war gerade damit beschäftigt, einen winzigen Satz zu übersetzen, als mein Fenster sich quasi von allein öffnete und Shadow mir mit einem Schnaufen zu verstehen gab, dass etwas nicht stimmte. Verwirrt sah ich auf und erblickte Bucky, der einfach durch mein Fenster einstieg. Ich erschreckte mich so heftig, dass ich instinktiv mein Buch nach ihm warf und ihn am Hinterkopf erwischte. Er drehte sich um und starrte mich verwirrt an.

„Scheiße, musst du mich so erschrecken?", blaffte ich und griff mir theatralisch ans Herz.

Bucky bückte sich und hob mit seinem Metallarm das Buch auf. Mit einem Blick auf den Titel richtete er sich wieder auf.

„Aha. Alle glauben, du wärst kurz vor dem Selbstmord, aber in Wahrheit sitzt du hier und liest irgendeinen Wälzer über afrikanische Geografie? Jetzt verstehe ich, warum dein Vater sich keine Sorgen gemacht hat", stellte er trocken fest.

Moment, Geografie?

„Ich dachte, das wäre ein Krimi. Deshalb sind das so komische Beschreibungen der afrikanischen Natur", murrte ich und stellte traurig fest, dass ich gerade zwei Stunden meiner Lebenszeit verschwendet hatte.

Naja, ich werd ja eh ein paar hundert Jahre leben, da macht das auch keinen Unterschied.

Blinzelnd beobachtete ich Bucky, der mitten in meinem Zimmer stand und mich wortlos ansah. Shadow hob den Kopf, stellte die Ohren auf und sah fragend zwischen uns hin und her. Selbst mein Wolf wand sich unwohl, weil die Situation mit einem Mal wirklich seltsam war.

„Was machst du überhaupt hier und warum zum Geier steigst du durch das Fenster bei mir ein? Willst du einbrechen oder was?", fragte ich schließlich und dachte daran, was ich ihm auf der Hochzeit gesagt hatte.

Oh Gott! Bitte, mach, dass er das nicht alles gecheckt hat! Das wär ein bisschen peinlich.

Bucky seufzte schwer, warf das Buch auf meinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Halb resigniert, halb genervt schüttelte er den Kopf.

„Rachel, ich habe mir ernsthaft Sorgen um dich gemacht! Du verlässt das Zimmer nicht, redest mit fast niemandem und Shadow hat dich auch nicht allein gelassen, und dann finde ich dich lesend auf deinem Bett, als wäre nichts passiert!"

Jep. Willkommen in der Welt der Podowdys.

Schulterzuckend erwiderte ich: „Ich bin halt ein positiver Mensch. Was dagegen?"

Night Wolf  ~Avengers/Marvel FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt