Als ich endlich zu Hause angekommen war, schmetterte ich meine Schultasche in die Ecke und fuhr mir frustriert über die Haare.
Was für eine Zeitverschwendung! Ich war Kyle und diesen Mädchen heute eindeutig im Weg gewesen. Ich hatte mich wie das dritte Rad am Wagen gefühlt und im Nachhinein wurde ich doch ein wenig wütend auf ihn.
Ich warf mich rücklings auf mein Bett und reckte mich der Decke entgegen.Was ging nur in dem Kopf dieses Jungen vor sich? Glaubte er, es würde mich nicht stören, wenn er mit anderen Mädchen flirtete, während ich neben ihm saß und an meinem Milchshake schlürfte? Oder dachte er vielleicht, es wäre schon eine Ehre für mich, dass er sich überhaupt mit mir blicken ließ?
Egal, was in seinem -zugegeben- süßen Kopf vor sich ging, ich hatte mich eindeutig in ihm getäuscht. Aus irgendeinem Grund machte mir das zu schaffen.
Ich war nicht eines dieser Mädchen, die andauernd nach Verabredungen von den heißesten Jungs gefragt wurden. Das lag keinesfalls an meiner Schüchternheit, denn ich war alles andere als zurückhaltend.
Es gab einfach Mädchen, die viel attraktiver und auch viel bereitwilliger waren.
Es gab viel zu wenige Jungen, die sich noch die Hände schmutzig machen wollten.Mein Handy machte sich durch den vertrauten Piepton in meiner Tasche bemerkbar. Ich seufzte und es dauerte einige Minuten, bis ich mich motivieren konnte, aufzustehen und nachzusehen, wer es wagte mich in meiner nachdenklichen Phase zu stören.
Der Bildschirm meines Handys hellte sich auf und ich sah eine mir unbekannte Nummer.
Unbekannt: „Hallo. Ist das deine Nummer, Aria?"
Warum hatte die Person nicht noch ihren Namen nennen können? War es vielleicht Kyle?
Aria: „Hallo. Ja, das ist meine Nummer. Bist du das, Kyle?"
Nachdem ich auf Senden gedrückt hatte, bereute ich den letzten Satz sofort. Ich hätte einfach abwarten müssen, was die unbekannte Nummer schreiben würde.
Ich legte mein Handy weg und schaute, während ich auf die Antwort wartete, in den kleinen Kosmetikspiegel, welcher auf meinem Schreibtisch stand.
Er war in einem angenehmen rosé-Ton und kleine Glassteinchen waren sorgfältig auf dem Stiel und Rahmen befestigt.
Das Spiegelglas war mit Make-Up-Flecken übersät und ich musste ihn mit einem Taschentuch sauber machen. Dann betrachtete ich mich. Durch meinen energischen Wurf auf das Bett, waren meine Haare ganz zerzaust. Ich nahm einen Haargummi und drehte meine Haare zu einem unordentlichen Dutt.Mein Handy meldete sich wieder.
Unbekannt: „Nein. Ich bin Damon. Du kennst Kyle?"
Augenblicklich begann mein Herz schneller zu schlagen. Blut strömte in meine Wangen und ich spürte wie mein Gesicht vor Scham und Hitze glühte.
Warum schrieb mich Damon an? Was hatte das zu bedeuten? Ich hätte nicht erwartet, dass er je wieder mit mir sprechen würde, nach unserem heftigen Streit.
Und jetzt fragte er mich auch noch zu Kyle aus!
Was sollte ich ihm auf seine Frage antworten? Ich kenne ihn nur flüchtig und eigentlich möchte ich ihn nicht kennen.
Meine Finger schwebten unentschlossen über die Tasten meines Handys.Aria: „Ich habe ein paar mal mit ihm geredet.
Was gibt's?"Ich entschied mich schnell das Thema zu wechseln.
Damon: „Unser Streit tut mir wirklich leid. Ich will es wieder gut machen. Können wir uns morgen bei Manoli's treffen?"
Seine Nachricht überrumpelte mich. Niemals hätte ich so eine Wendung erwartet. Manoli war griechischer Abstammung und leitete ein furchtbar leckeres Restaurant in unserer Gegend. Doch viele Schüler gingen nicht wegen des leckeren Gyros, sondern wegen des cremigen Eises zu ihm. Schon bei dem Gedanken des fruchtigen Zitroneneises sammelte sich Speichel in meinem Mund.
Ich wollte außerdem unbedingt die Sache mit Damon klären. Dennoch zögerte ich.
Und wenn es wieder so ein Reinfall werden würde, wie heute mit Kyle? Ich hatte wirklich keine Lust, mir an zwei Tagen zweimal klarmachen zu müssen, dass die Jungs mehr an anderen Mädchen interessiert waren, als an mir. So viel Stolz hatte ich noch.Doch dann kam mir wieder der Beweggrund des Streites zwischen Damon und mir in den Sinn. Die Vorurteile, die ich gegen ihn hätte. Es war wirklich nicht fair, die Verabredung sausen zu lassen, nur weil ein anderer Junge sich schlecht verhalten hatte.
Meine Hände zitterten vor Aufregung, als ich ihm antwortete.Aria: „Ja, das hört sich gut an. Um welche Uhrzeit passt es bei dir?"
Die Nachricht war kurz und dennoch musste ich einmal absetzen, weil meine Handflächen feucht geworden waren. Wir legten eine Uhrzeit fest und damit hatten wir nun offiziell eine Verabredung.
Ich war völlig aus dem Häuschen. In mir hatte sich zu viel Adrenalin aufgestaut und das musste jetzt umgehend aus meinem Körper. Deshalb lief ich Kreuz und Quer durch mein Zimmer. So lange, bis mein Vater die Tür öffnete und mir einen mahnenden Blick zuwarf.„Wenn du jetzt nicht mit diesem Krawall, den du hier veranstaltest, aufhörst, kann ich dich nicht länger vor deiner Mutter schützen."
Ohne weiter darauf anzugehen, lief ich auf ihn zu und krallte meine Fingernägel in sein Hemd.
„Ich habe morgen eine Verabredung mit einem Jungen."
„Dann schreibe ich dir jetzt gleich mal einen Klebezettel.", antwortete er und verschwand wieder.
Ich konnte nur grinsen.

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Gaps in my Head
Teen FictionInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...