„Wovon, zur Hölle, sprichst du? Was soll mit mir passiert sein?", ich sah ihn verständnislos an und hatte es langsam satt die ganze Zeit im Dunkeln zu tappen.
„Das möchte ich dir jetzt erklären.", er deutete auf mein Bett und ich bezwang mein Ego und setze mich neben ihn. Ich war einfach viel zu neugierig, was er mir zu berichten hatte.
Ich schaute ihn an, während er konzentriert nach den richtigen Worten suchte. Nervös knetete er seine Finger. Die Anspannung, die von ihm ausging übertrug sich auf mich und auch ich versuchte die Nervosität von meinem Körper zu bekommen, indem ich meine Knie immer wieder anhob.„Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir den Streit hatten und ich dir vor Augen geführt habe, dass es nicht normal ist, komplette Abschnitte aus seinem Leben zu vergessen?", ich nickte. Aber natürlich erinnerte ich mich daran. Das war der Tag, als ich aufwachte und Damon plötzlich neben mir lag. Ich hatte einen Herzinfarkt bekommen.
„Hast du dich nie gefragt, was an dem Abend passiert ist, dass ich bei dir schlafen durfte?", selbstverständlich war ich überrascht gewesen. Zu dieser Zeit kannte ich Damon erst seit Kurzem. Deshalb war ich umso entsetzter, ihn in meinem Bett zu finden. Ich hatte danach auch versucht, mich an den Abend zu erinnern, doch zwecklos. Kurze Zeit später hatte ich dann von meiner Krankheit erfahren und dieser seltsame Augenblick war vergessen.
„Nein- ich meine- danach war einfach zu viel passiert.", antwortete ich verwirrt und wusste nicht, wie Damon nun zu der Schlägerei gestern Abend überleiten wollte. Doch es schien so, als wüsste er genau, was er tat.
„Du warst an dem Abend mit dem Zug unterwegs gewesen, um Erledigungen für deine Mutter zu machen. Du hast mich völlig aufgelöst angerufen und ich bin sofort zu dir an den Bahnhof gefahren. Als ich da war, hast du dich in meine Arme geworfen und bist zusammengebrochen.", es war eigenartig, wie mir Damon von diesem Abend berichtete. Als würde er mir ein Märchen erzählen, welches aber ganz zufällig mein Leben war. Es hörte sich lächerlich an, was mir Damon da erzählte, dennoch unterbrach ich ihn nicht. Es war interessant, mir anzuhören, was ich angeblich getan hatte. Was in meinem Leben passiert war, ohne dass ich mich daran erinnerte.
„Ich hatte dich noch nie zuvor so erlebt. Du hast am ganzen Leib gezittert, warst so voller Angst...", ich schielte auf seine Arme, auf welchen sich Gänsehaut gebildet hatte. Ihm schien die Erinnerung vollkommen fertig zu machen, „du wolltest mir nicht erzählen, was passiert war und ich wollte dich auch nicht dazu nötigen, mir davon zu berichten. Ich dachte mir, dass ich dich ja auch am Tag danach fragen könnte, was passiert ist. Oder Wochen danach, je nachdem, wann du mit mir darüber reden wolltest. Doch dann konntest du dich nicht mehr an den Abend erinnern. Du wusstest nicht mehr, was passiert war."
„Damon... ich weiß nicht, worauf die hinaus willst...", ich sah ihn zweifelnd an und versuchte im Kopf die neuen Informationen zu verarbeiten. Wieder versuchte ich mich an den schicksalhaften Tag zu erinnern, doch da war nichts. In meinem Kopf herrschte eine frustrierende Leere, dass ich am liebsten laut aufgestöhnt hätte.
„Doch das war noch nicht alles.", kam es aus ihm heraus. Er blickte mir kummervoll ins Gesicht und ich konnte nichts anderes tun, als seinen undurchdringlichen Gesichtsausdruck zu kopieren.
„Als du mit Tränen in den Augen eingeschlafen warst, habe ich noch ein wenig dagelegen und meine Gedanken schweifen lassen. Ich hatte verschiedene Szenarien in meinem Kopf abspielen lassen, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen, was da mit dir passiert war. Und dann-..."
„Was dann?", ich klebte förmlich an seinen Lippen.
„Dann hörte ich dich im Schlaf reden. Im Nachhinein wurde mir bewusst, dass das das einzige Mal war, dass ich dich im Schlafen reden gehört habe.", für mich war diese Information ebenfalls überraschend, „aber nicht die Tatsache, dass du geredet hast, hat mir Sorgen bereitet, sondern viel eher, was du gesagt hast."

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Gaps in my Head
Teen FictionInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...