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„Ist es das, was du hören wolltest?", fragte ich und begann am ganzen Körper zu zittern, „gibt es dir irgendeinen kranken Kick recht zu haben?", ich war völlig außer Atmen.

Die Luft kam nur noch stoßweiße aus meinen Lungen. Ich sah keine Farben mehr. In meinem Sichtfeld waren nur schwarz und weiß. Ich war mir sicher, dass ich in jeder Sekunde anfangen könnte zu weinen. Nur ein Blick von Damon und ich würde vollkommen verzweifeln. Deshalb schaute ich zu Boden. Ich war zu schwach, um ihm in die Augen zu sehen.

Innerhalb von Sekunden wurde mir bewusst, dass ich soeben einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Ich war Damon vollkommen grundlos angegangen und hatte ihn einer Sache beschuldigt, für die er wohl am Wenigsten etwas konnte.

„Es tut mir leid.", sprach ich zu meinen Füßen, „was ich da eben gesagt habe, war dumm von mir. Du hast eine ganz normale Frage gestellt und ich bin komplett ausgeflippt.", ich blöde Kuh. Weshalb musste ich denn immer so impulsiv sein?

„Schon ok.", hörte ich ihn murmeln und spürte die Vibration seiner Stimme bis in meinen Körper, „ich bin nur froh, dass du endlich weißt, was mit dir los ist. Es muss furchtbar sein, sowas zu erfahren, aber zumindest weißt du jetzt, dass es Gründe für deine Vergesslichkeit gibt."

Jetzt schaute ich ihn an. So richtig. Versuchte mir sämtliche Details seines Gesichts einzuprägen. Jedes kleine Fältchen, den winzigen Leberfleck an seinem Auge, welchen ich jetzt das erste Mal sah und selbstverständlich diese Augen. Die Augen, die ihn so einzigartig und so unendlich teuer für mich machten.

Wie sehr es mich nach ihm verzehrte. Wie sehr ich mir wünschte, mich in seine Arme fallen zu lassen und mit ihm nach Indonesien auszuwandern. Das mit Indonesien würde wohl so schnell nicht gehen, doch zumindest Ersteres könnte ich jetzt tun.

Eher er hätte reagieren können, war ich zu ihm herangetreten und hatte mich an ich gekuschelt. Ich sog seinen Geruch auf und seufzte zufrieden aus, als sich in mir die Gefühle des vollkommenen Glücks ausbreiteten. Wie sehr ich ihn vermisst hatte. Wie hatte ich mir auch nur eine Sekunde einreden können, dass ich mich von ihm fernhalten könnte? Wie war dieser lächerliche Gedanke entstanden, dass ich ohne ihn einfach weiterleben könnte, nach allem, was wir schon durchgemacht hatten? Niemals würde ich ihn wieder gehen lassen. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das könnte.

„Du gehörst zu mir, wie Klebezettel.", flüsterte ich sanft an seine Brust. Als Reaktion hebte und senkte sie sich, um ein Lachen herausbringen zu können.

„Von deinen Stimmungsschwankungen kann einem echt schwindelig werden.", ich hörte in seiner Stimme das Schmunzeln heraus. Ganz automatisch hebten sich auch meine Mundwinkel.

„Tut mir leid, dass ich immer so kompliziert bin."

„Ist schon ok. Sonst würde es auf Dauer doch langweilig werden.", er fing wieder an zu lachen. Ich schubste ihn spielerisch weg.

„Hey! Du hättest mir nicht recht geben dürfen!", rief ich mit gespielter Empörung.

„Habe ich aber und was willst du jetzt dagegen machen?", fragte er und während er seine Arme provozierend verschränkte, glitzerten seine Augen voller Belustigung, sodass ich mich einfach nicht mehr zurückhalten konnte, mich ihm wieder näherte und meine Finger in seinem Nacken verschränkte.

Wir waren uns wieder so nahe, so wunderbar nahe. Jetzt oder nie, dachte ich mir und nährte mich todesmutig seinen Lippen. Ich war so voller Glücksgefühle, dass mein Sicherheitsgen ausgestellt war. Ich sah ihn und wusste, was ich wollte und hielt unweigerlich den Atem an, als auch er Anstalt machte, sich mir zu nähern.

Ganz kurz, bevor sich unsere Lippen berührten, hielt er inne. Ich spürte, dass ihm etwas auf dem Herzen lag und brachte deshalb ein wenig Abstand zwischen uns, doch auch nur so viel wie nötig war, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Bevor wir das jetzt machen, muss ich einfach wissen, was das zwischen dir und Kyle war. Ich habe euch gesehen.", mein Herz wurde schwer, als ich den Funken von Schmerz in seinen Augen aufflammen sah. Seine Gefühle wurden durch ein unsichtbares Band, welches uns aneinanderfügte auf mich übertragen. Ich wollte ihn nicht so leiden sehen, deshalb strich ich die kleine braue Locke, welche sanft über sein Gesicht fiel, mit den Händen zur Seite und schaute ihn mit aller Ernsthaftigkeit an.

„Dieser Kuss war ein großer Fehler. Ich habe mich vollkommen daneben verhalten. Zwar war es Kyle, der mich geküsst hat, doch ich kann mich nicht hinter ihm verstecken. Schließlich habe ich ihn erst viel zu spät davon abgehalten.", ich dachte an die Szene zurück und wollte am Liebsten im Boden versinken. Ich hatte mich so danebenbenommen und dabei auch noch den Menschen, der mir am meisten bedeutete, weh getan.

„Du weinst ja.", wisperte Damon da plötzlich. Ich hatte es gar nicht mitbekommen, doch als Damon mit seinen Fingern über meine Wange fuhr, spürte ich die Träne, welche aus meinen Augen herausgekullert war.

Gaps in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt