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„Mary... ich kann das erklären.", begann ich etwas unglücklich mit zitternder Stimme.

„Es ist ganz normal mal eine Hausaufgabe oder einen Test zu vergessen. Da ist doch nichts dabei.", kurz machte sie eine Pause. Ich sah ihr an, dass sie ihre Gedanken ordnen musste. Es fiel ihr augenscheinlich schwer, mit dem, was sie in der Hand hielt, umgehen zu können.

„Aber das...! Das nimmt Ausmaße an, die nicht normal sind. Gar nicht normal.", sie stellte die Box wieder ab und behielt nur einen Zettel in der Hand, den sie in der Luft hin- und herschwenkte.

„Ich meine, hier wirst du daran erinnert, deiner Mutter auf eine Nachricht zu antworten.", sie griff nach einem anderen, „und hier daran, dass du dich für das rote Kleid für dein Kino-Date mit Damon entschieden hast.", sie nahm einen weiteren und las ihn noch einmal leise durch, ehe sie ihn mir entgegen streckte, „und hier wirst du daran erinnert, dass du dein Arzttermin nicht vergessen darfst.", sie starrte mich fassungslos und überaus verwirrt an „Ary, was ist los mit dir?".

Diese Frage klang nicht wie ein Vorwurf. Viel eher war sie geprägt von purer Sorge, welche mein Herz schwer werden ließ. Jetzt war die Zeit gekommen. Ich musste Mary endlich einweihen.

„Du hast recht. Es ist ganz und gar nicht normal, so viel zu vergessen. Ich bin krank. Niemand weiß, woran es liegt, aber mein Kurzzeitgedächtnis hat eine Macke. Es ist nicht nur so, dass ich hier und da mal ein Termin vergesse. An das Kino-Date, welches du gerade angesprochen hast, kann ich mich beispielsweise gar nicht mehr erinnern. Da sind- Lücken in meinem Kopf. Lücken, die ich irgendwie füllen muss.", jetzt war es raus. Jetzt wusste Mary Bescheid. Ich war erleichtert, sie eingeweiht zu haben und doch bedrückte es mich, ihr Kummer bereiten zu müssen. Sie sah elend aus und das schlechte Gewissen war ihr regelrecht ins Gesicht geschnitten.

„Oh Aria. Es tut mir alles so leid.", sie drückte mich an sich und ich spürte, wie sich ihre Schultern unkontrolliert anhoben. Sie hatte angefangen zu weinen, „ich war so fies zu dir und habe dir an den Kopf geworfen, dass es immer nur um dich geht, dabei wolltest du mir letztens einfach nur von deiner Krankheit erzählen. Ich war so böse und habe gesagt, dass du mich ignorierst, dabei musstest du einfach nur das alles verarbeiten. Ich habe zu dir gesagt, dass du dich nur um dich gekümmert hast, dabei war ich nicht anders gewesen. Es tut mir so leid.", inzwischen waren auch mir Tränen in die Augen gestiegen. Marys Worte berührten mich und ich war unendlich froh, dass sie mich verstand.

„Meine Krankheit darf aber keine Ausrede sein, dass ich eine schlechte Freundin für dich war. Ich werde mich bessern. Versprochen!", schluchzte ich in ihre Haare und stieß ein erstickendes Lachen aus.

„Ich werde mich auch bessern.", versprach Mary. Noch eine ganze Weile standen wir so da und umarmten uns. Dann ließ ich von ihr ab und lächelte sie sanft an.

„Wir sollten irgendwann anders darüber reden. Immerhin ist das heute deine Geburtstagsfeier und da sollte der Ehrengast nur Freudentränen vergießen.", sagte ich mit scherzendem Tonfall. Mary nickte und ich kam endlich dazu, Pflaster hervorzukramen und ein Glas Wasser für Damon zu besorgen. Dabei musste ich höllisch aufpassen, die Flüssigkeit nicht mit Vodka zu verwechseln und roch mindestens dreimal an dem Getränk, um mir dessen Inhalts sicher zu sein.

Dann lief ich im zügigen Tempo zu Damon. Er musste sich bestimmt bereits gewundert haben, wo ich steckte. Als ich an dem Stuhl ankam, wo er vor einigen Minuten noch gesessen hatte, war von meinem Freund nichts mehr zu sehen. Ich verdrehte genervt die Augen und mich beschlich ein ungutes Gefühl.

Hoffentlich tat er nichts Unüberlegtes oder Dummes. Ich wusste immer noch nicht, woher die Verletzung stammte und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er tatsächlich einfach gegen einen Schrank gelaufen war. Einen sehr spitzen Schrank.

Gaps in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt