Mir war ungewöhnlich warm. Ich redete mit ein, dass es an dem schwülen Wetter lag, doch ich wusste, dass es da noch einen anderen Grund gab.
Eben dieser Grund lief in diesem Augenblick mit zügigen Schritten auf mich zu. Er lächelte ganz leicht, was fast ein wenig schüchtern aussah. Damon hatte sich für eine dünne, dunkelblaue Stoffhose und ein weißes Shirt entschieden, welches locker über dem Bund seiner Hose lag. Wahrscheinlich hatte er mit dem Herrichten seiner Frisur am längsten gebraucht. Wie immer hatte er sie leicht nach oben frisiert, doch einige Strähnen hatten sich abgelöst und wippten nun im selben Takt mit seinen Schritten.
„Hey."
„Hallo.", antwortete ich.
„Danke, dass du meine Einladung angenommen hast. Können wir diesen ganzen Streit nicht einfach vergessen?", er strich sich eine braune Strähne aus seinem Gesicht und runzelte abwartend die Stirn. Erleichterung zuckte in Form von reinstem Glück durch meinen Körper. Er wollte das wirklich. Ich sah es an seiner Körpersprache, ich fühlte es an der Art, wie er mich ansah.
„Natürlich können wir das. Ich habe mich unmöglich verhalten und das tut mir leid. Eigentlich hattest du jedes Recht, böse auf mich zu sein. Ich habe mich in deine Angelegenheiten eingemischt.", ich kratze mir verlegen an der Schläfe.
Seine Mundwinkel schossen in die Höhe und er blickte mich offen an. Mein Herz machte sich auf einmal selbstständig und pochte in einem ungewohnt schnellen Rhythmus in meiner Brust. Was passierte denn plötzlich mit mir?
Normalerweise ließ ich mich doch auch nicht so aus der Ruhe bringen. Selbst bei dem peinlichen Treffen mit Kyle gestern, hatte ich die Ruhe bewahrt und mich mit erhobenem Haupt zurückgezogen.
Ich mochte dieses neue Gefühl der Unsicherheit nicht. Ich fühlte mich, als wäre ich im Freien Fall und nur Damon hätte die Macht dazu, in letzter Sekunde die Reißleine zu ziehen. Ich wollte nicht derart abhängig von einem Jungen sein, da es ebenso wahrscheinlich war, dass er mich einfach fallen lassen würde.„Gut. Wenn wir das jetzt geklärt haben, können wir ja zum vergnüglichen Teil des Tages kommen.", er zog seine Augenbrauen spielerisch hoch. Lag es nur an mir, oder war dieses Geste eben sehr zweideutig gewesen? Da ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte, grinste ich ihn unsicher an.
„Welche Sorte Eis darf ich dir spendieren?"
Ich war überrascht.
„Oh nein! Du musst mir kein Eis ausgeben. Ich habe selber Geld mit.", als Beweis kramte ich mein kleines Portemonnaie aus meiner Tasche hervor und hob es in die Luft.
„Aria, lass mich doch einmal ein Gentleman sein. Ich möchte dir beweisen, dass ich bei weitem kein solcher Idiot bin, wie es anscheinend auf dich wirkt.", er zwinkerte mir zu. Meine Wangen erröteten und ich sah beschämt auf den Kaugummi, welcher vor einiger Zeit mal achtlos auf den Boden geworfen wurde und nun ganz plattgetreten war.
„Ok, aber nur eine Kugel.", gab ich mich geschlagen.
„Schonmal ein Anfang.", ich konnte mir sein triumphierendes Gesicht sehr gut vorstellen.
Ich sah nach oben und er machte eine Handbewegung Richtung Restaurant.Damon schob die Tür auf und bat mich herrein. In dem Restaurant war es sehr frisch. Jemand hatte es wohl zu gut mit der Klimaanlage gemeint. Ich fuhr mir fröstelnd über die Arme.
„Keine Sorge. Wir beeilen uns.", flüsterte mir Damon ins Ohr. Er war mir auf einmal sehr nahe gekommen und ich spürte seinen Atem auf der empfindlichen Haut meines Ohrläppchens. Nun war mein Körper endgültig mit Gänsehaut bedeckt.
Mein Begleiter ließ seine Hand kurz auf meinem Rücken ruhen und lief dann in den kleinen Nebenraum. Dort wurde das Eis verkauft. Ich folgte ihm und ließ meinen Blick dabei durch den Raum schweifen. An den Wänden hingen überall Bilder. Auf manchen erkannte ich Götter wie Zeus, Hera und Ares. Auf anderen wiederum waren Männer, die gegen Schlangen oder andere Kreaturen kämpfen mussten.
Jedes Mal, wenn ich in dieses Restaurant kam, entdeckte ich etwas Neues. Heute fiel mein Blick auf eine Vase, die auf einem großen Fensterbrett stand. Sie glänzte im Sonnenlicht und bildete eine Frau mit Pfeil und Bogen ab.
„Artemis.", hauchte ich beeindruckt.
„Was?", Damon stand plötzlich wieder bei mir und blickte irritiert. Ich drehte mich schnell weg von der Vase, doch er hatte bereits gesehen, wovon ich sprach.
Mir war das alles ziemlich unangenehm, besonders, weil ich nun wirklich nicht wollte, dass er mich für einen Nerd hielt, doch stattdessen näherte er sich der Vase und betrachtet sie genauer.
„Woher weißt du, dass das Artemis ist?"
„Der Pfeil und der Bogen. Das sind ihre Erkennungszeichen.", murmelte ich verlegen. Es rührte mich, dass er sich so dafür zu interessieren schien.
„Was hat sie da im Gesicht."
Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken.
„Das ist eine Hirschmaske."
„Ich wette mit dir um alles was ich habe, dass sie die Göttin der Jagd ist.", er wandte sich von der Vase ab und blickte mir direkt in die Augen. Aus seinen war nur ein was zu erkennen: die pure Herausforderung.
„Du bist ja ein richtiges Genie."
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Gaps in my Head
Teen FictionInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...