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Da Mathe ziemlich langweilig war, überlegte ich mir, was ich in Sachen Damon tun könnte, um die Wogen zu glätten. Ich nahm mit vor, ihn in der nächsten Pause zu suchen. Ich wollte mich für mein verwirrendes Verhalten entschuldigen und ihm nochmal für die Kekse danken. Vielleicht könnte ich die Sache dann auf sich beruhen lassen.

Ich wusste nicht, wo ich nach ihm suchen sollte. Da ich ihn nicht kannte und nur wusste, dass er Football spielte, dachte ich klischeehaft und steuerte das große Footballfeld, welches hinter der Schule lag, an. Ich ging selten diesen Weg, weil ich kein Fan von dieser Sportart war. Mir wurde zu viel gestritten und zu wenig gespielt.

Ich begegnete einigen Jungen, die ich unserer Footballmannschaft zuordnen konnte, entdeckte Damon aber nicht.
Ich lief über das Feld und wollte mir einen besseren Überblick über das Stadion verschaffen. Das Gras kitzelte an meinen Beinen. Hier müsste dringend mal wieder gemäht werden.

Ein Footballspieler, den ich nicht kannte, lief gerade über eine der Tribünen, auf die sich die Zuschauer setzten.

„Hey!", ich versuchte ihn mit Winken auf mich aufmerksam zu machen.
Aus der Ferne erkannte ich, wie er aufsah.

„Ja?", rief er mir zu.

„Kennst du Damon Mitchell?"

Er nickte. Natürlich kannte er ihn.

„Hast du ihn gesehen?"

„Ich glaube, er war auf dem Weg in die Umkleidekabinen. Aber ich weiß nicht, ob er immer noch da ist."

„Okay. Dankeschön!", antwortete ich mit erhobenen Stimme.

„Gern geschehen, schönes Fräulein.", erwiderte er lachend.

„Du siehst mich doch gar nicht aus der Entfernung.", auch ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.

„Das, was ich sehe, gefällt mir."

Ich winkte ab und drehte mich grinsend um. Wenn die Jungs beim Argumentieren in der Schule so schlagfertig wären, würden sie nur gute Noten schreiben. Ich orientierte mich neu und lief nun in Richtung Umkleidekabine der Jungen. Ich hoffte, dass der Junge auf der Tribüne sich nicht geirrt hatte. Es war ziemlich warm und ich wollte mich nicht mehr bewegen, als nötig.

An der Umkleidekabine angekommen, wartete ich vor der Tür. Und was jetzt? Ich könnte doch nicht einfach dort rein, oder? Da mir nichts Besseres einfiel, klopfte ich an die Tür. Nach einigen Sekunden steckte ein blondhaariger Junge seinen Kopf zur Tür heraus.

„Hallo Schönheit."

Was war denn heute los? Noch nie hatte ich so viele Komplimente von Jungs an einem Tag bekommen. Ich war wohl in der Welt der Footballspieler angekommen. Das Leben war ein Spiel und Mädchen waren dazu da, um erobert zu werden. Plötzlich kam mir meine Mission ungemein dumm und naiv vor. Bestimmt hatte Damon nicht aus Freundlichkeit gehandelt, sondern nur weil er zeigen wollte, dass er alle Mädchen aus sämtlichen sozialen Schichten aufreißen konnte.

Und ich war so blöd gewesen und hatte mich darauf eingelassen. Zum Glück hatte ich mich noch nicht bei ihm für mein Verhalten entschuldigt. Er hatte gar nichts Besseres verdient! Ich war kein Teil seiner Welt und ich wollte es auch nicht sein.

„Vergiss' es.", schnaubte ich dem oberkörperfreien Jungen, der sich inzwischen an die Tür lehnte, zu. Ohne ein weiteres Wort entfernte ich mich von dem Gebäude.

„Habe ich irgendwas falsch gemacht?", rief er mir hinterher. Darauf antwortete ich nicht.
Ich war sauer. Ich wusste nicht einmal wieso, aber ich kochte vor Wut. Im zügigen Schritt lief ich um das Gebäude, in welchen die Umkleidekabinen waren, herum.
Dann hörte ich ein knackendes Geräusch. Aus irgendeinem Grund bildete sich Gänsehaut auf meinem Arm. Was war das gewesen?
Ich lief um die Ecke und meine Frage wurde beantwortet.

Eine Gruppe von Jungen hatte einen Kreis gebildet. Man hätte meinen können, dass sie ein Geheimnis besprechen würden.
Wäre da nicht der Junge, der mit einer blutigen Nase auf dem Boden lag. Die Jungen um ihn herum, schlugen ihn. Noch nie hatte ich eine Schlägerei im echten Leben gesehen. Mein erster Instinkt riet mir schnell das Weite zu suchen. Immerhin könnten die Jungen gefährlich sein. Doch etwas in mir wollte nicht davonrennen. Es wäre feige von mir, dem armen Jungen nicht zu helfen.

Wer waren diese Jungs, die zu fünft auf einen Einzelnen losgingen? Wo war ihre Ehre geblieben?

Noch hatten sie mich nicht gesehen. Ich könnte mich also wieder verdrücken. Doch anstatt davonzurennen, rannte ich auf die Gruppe zu.

„Was macht ihr da?", ich hatte sie erreicht und zerrte einem der Raufbolde am Arm.
„Hört auf!", schrie ich, aus Angst sie hätten mich nicht gehört.
Und ganz plötzlich blickte ich in Damons Augen. Das Grün fixierte mich.
Ich ließ seinen Arm wie eine heiße Kartoffel los und taumelte zurück.

„Du solltest lieber gehen, Prinzesschen.", sagte ein Junge mit blauem T-Shirt.

Jetzt reichte es aber.

„Ich bin kein Prinzesschen!", fuhr ich ihn an.

„Das glaube ich dir gerne.", erwiderte er höhnisch und an seine Freunde gewandt, sagte er „schaut mal. Der Zwerg kann reden."

Ich fühlte mich gedemütigt. Damon warf ich meinen vorwurfsvollsten Blick, den ich in der Schnelle hervorkramen konnte, zu und stolzierte davon.

Nach einigen Schritten hörte ich, wie mir jemand hinterherlief.

„Aria, warte!"

Es war Damon.

Gaps in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt