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Ich hatte Annika meine unzähligen Fragen stellen können und sie hatte sie alle mit Ruhe und Sorgfalt beantwortet. Das Gespräch war optimal verlaufen und ich war froh, sie getroffen zu haben. Das erzählte ich Damon, als er mich fragte, wie ich diese Verabredung empfunden hatte.

„Alles im allen bin ich glücklich, dass sie eine solch verständnisvolle Person ist. Sie hat mir, um ehrlich zu sein, ein wenig die Angst genommen.", seufzte ich und warf mich auf mein Bett.

Plötzlich überkam mich eine furchtbare Müdigkeit und ich musste hart mit mir kämpfen, nicht meine Augen zu schließen und einzudösen. Ich fühlte mich mit einem Mal vollkommen entspannt.

Damon setze sich neben mich und blickte mit träumerischem Blick durch den Raum.

„Auch bezüglich uns?", nun fokussierten sich seine Augen auf mich und meine Müdigkeit war wie weggeblasen. In meinem Kopf fing alles an sich zu drehen, da mir unwillkürlich klar wurde, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Das war dieses eine Gespräch, welches jedes Pärchen mal führen musste, am Anfang ihrer Beziehung. Diese Aussprache, die alles verändern würde und die so viel Mut verlangte, das es einem die Lunge zuschnürte. Je mehr einem die andere Person bedeutete, umso aufgeregter war man in diesem Moment. Konnte es wahr sein? War es tatsächlich möglich, dass Damon und ich gleich diesen einen entscheidenden Schritt wagen würden?

„Das mit uns macht mir immer noch Angst.", ich hätte das ganze wohl abkürzen können, doch ich wollte ehrlich zu ihm sein. Ich sah den Schock in seinen Augen und musste kichern, dann legte ich sanft meine Hand an sein Gesicht und er bettete seine Wange in sie ein.

„Aber nicht so wie du denkst.", sein Blick ruhte ruhig auf mir. Er wartete geduldig, bis ich mich sortiert hatte und mit einem dicken Kloß im Hals weitersprach. Noch nie war mir Reden so schwergefallen.

„Ich bin kompliziert, ich habe ein Handicap und ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich morgen noch an dieses Gespräch erinnern kann und weißt du was? Ich bin abscheulich egoistisch! So verdammt egoistisch, dass ich trotz dieser Makel es nicht ertragen könnte, mich von dir loszusagen. Ich bin nicht fähig dich auf Abstand zu halten und das macht mir gewaltige Angst. Ich weiß einfach nicht weiter...", beendete ich meine unglückliche Rede.

Ich musste einige Male tief ein- und ausatmen. Ich war völlig außer Atem, obwohl ich kaum etwas gesagt hatte. Doch ich war stolz auf mich. Endlich hatte ich Mut bewiesen und die Gefahr einer Ablehnung hingenommen. Nun hatte Damon zu entscheiden, wie es weiterging.

„Aria, du kannst doch nicht wirklich glauben, dass diese Makel für mich relevant sein können. Ich bin süchtig nach dir. Seitdem ich dich kenne, wirken all die anderen so blass und unecht. Ich kann mit keinem Mädchen mehr reden, ohne dass ich dich in Gedanken neben ihr sehe und bestätigt bekomme, dass du alles bis, was ich brauche. Das wollte ich dir übrigens auch im Kino sagen-.
Was ich versuche dir zu erklären, ist, dass auch ich es nicht schaffen könnte, mich von dir loszusagen. Selbst wenn es dir gelingen würde, Distanz zu bewahren, würde ich bis zum Ende um dich kämpfen, da mir klar ist, dass es eine wie dich nicht zweimal gibt.", er strich über meine Haare und zog mich zu sich.

Ich umklammerte bebend seinen Oberkörper und gab ein wimmerndes Geräusch von mir. Es hörte sich an, wie ein verletzter Welpe und es wäre mir bestimmt peinlich gewesen, wenn ich mich in diesem Moment nicht so wunderbar frei gefühlt hätte. Er wollte mich auch! Ich hatte endlich den Beweis dafür, dass er ähnlich fühlte, wie ich.

Plötzlich hörte ich ihn lachen.

„Was ist denn?"

„Wir hätten nie nur Freunde sein können, oder? Egal, wie man es dreht und wendet, früher oder später wäre es doch genau auf diese Situation hinausgelaufen."

Ich lächelte.

„Ich glaube, du hast recht. Entweder das, oder wir hätte uns irgendwann umgebracht."

„Das kommt vielleicht noch."

Wir strahlten uns einige Momente glückselig an. Unsere Freude war zum Greifen nahe und ich spürte, wie geborgen ich mich in diesem Augenblick fühlte. Sekunden später küssten wir uns wieder. Es war verrückt, wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte, obwohl unser letzter Kuss erst wenige Stunden her war.

Wir harmonierten perfekt miteinander, verflossen zu einem Ganzen, was es uns unmöglich machte, voneinander abzulassen. Vereinigt waren wir unbesiegbar, unzertrennlich.
Seine Lippen fühlten sich unglaublich weich und warm an. Noch nie hat es sich so gut angefühlt, jemanden zu küssen.

Schon diese wenigen Küsse sorgten dafür, dass mich das Verlangen nach ihm umwirbelte, wie ein Tornado. Folglich herrschte in meinem Körper das reinste Chaos. Alles in mir rief seinen Namen so laut und unbarmherzig, dass mir ein leises „Damon" über die Lippen glitt, als er Küsse auf meine Schläfe drückte.

Inzwischen war er mit seinen Händen am unteren Saumen meines Pullovers angekommen. Er tastete ihn seitwärts ab, als würde er um mein Einverständnis bitten. Ich schmiegte mich als Bestätigung näher an ihn heran, im Wissen, dass ich sterben würde, sollte er jetzt aufhören. Allerdings war ich, als er mit seiner Hand behutsam über meinen Rücken strich, einem Herzinfarkt nahe. Kurzerhand entschied ich mich für letzteren Tod, da ich mir keine schönere Todesursache vorstellen könnte.

Ich ging das Risiko ein, dass auf meinem Grabstein „Tod durch erwiderte Liebe" stand. Bei dem Gedanken gluckste ich amüsiert.

„Was ist denn?", er richtete sich überrascht auf und sah mich mit seinen glänzenden Augen an. Noch nie war er so schön wie jetzt. Seine Haare standen in allen Himmelsrichtungen ab und ließen ihn jungenhaft wirken. Die erröteten Wangen gaben mir den Rest. Für einige Momente hatte mir sein Anblick glatt die Sprache verschlagen. Wieder hatte ich Mühe die richtigen Worte zu finden. Scheinbar gab es keine Worte, die in diesem Augenblick ausdrücken konnten, was ich empfand.
Es gab keine Möglichkeit Damon klarzumachen, wie beflügelt ich war, deshalb entschied ich mich für den abgedroschensten, kitschigsten aber absolut passensten Satz, den es überhaupt gab.

„Ich glaube, ich liebe dich.", raunte ich an seine aufgequollenen Lippen. Ich sah das strahlende Lächeln, was sich auf ihnen bildete, betrachtete das Sprudeln, welches geysirartig von seinen Augen ausging und spürte, dass ich mit diesem Satz alles richtig gemacht hatte.

Gaps in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt