Es war tatsächlich wirklich wahr. Damon Mitchell hatte sich für mich entschieden. Wir waren jetzt tatsächlich zusammen. Jeden Tag musste ich mir diese Gewissheit selber vor Auge führen und konnte es jedoch immer und immer wieder nicht glauben.
Die nächsten Wochen schwebte ich auf Wolken. Mein Leben war ein einziges Paradies. Ich ging abends ins Bett, nur um morgens aufzuwachen und festzustellen, dass ich immer noch träumte. Meistens suhlte ich mich noch ein paar Minuten zwischen meinen Kissen hin und her, um gelegentlich geistesgestört in meine Decke zu kichern und dann selig durch die Gegend zu grinsen.
Ich musste wohl so glücklich wirken, dass meine Eltern mich gelegentlich nur griesgrämig betrachteten und meine Schwester genervt „vom zu vielen Lachen bekommt man Falten" rief. Kurz überlegte ich, ob ich wirklich das Risiko eingehen wollte, alt und faltig auszusehen, doch dann dachte ich wieder daran, dass Damon mich auch mit ein paar kleinen Linchen auf dem Gesicht liebte und sofort war der Grinsebär wieder auferstanden. Ja, ich war wohl sehr unerträglich.
Ja, ich war wohl die verliebteste Person auf dem Planeten und, um das gleich vorweg zu nehmen, nein, ich konnte mein Verhalten nicht ändern.
„Sieht das zu gewollt aus?", DAS beinhaltete einen schwarzen Rock und eine schwarze Strumpfhose, gepaart mit einem schlichten T-Shirt.
„Nein, keineswegs. Einfach aber schick.", antwortete meine Mutter, während ich mich ein paar Mal um meine eigene Achse drehte und sie vor meinen Augen verschwamm.
„Na dann ist ja gut.", ich stoppte und warf einen letzten Blick auf meine Kleidung, um mich dann meinen Haaren zu widmen.
„Wohin entführt er dich heute?", sie reichte mir eine Bürste.
„Danke. Ich weiß es nicht. Er meinte, es sei eine Überraschung. Nichts gegen seine Bemühungen, aber es ist blöd, nicht zu wissen, was man anziehen soll."
„Deine Probleme möchte ich haben.", im Augenwinkel sah ich, wie sie die Augen verdrehte.
„Das glaube ich nicht. Immerhin hast du nie eine Verabredung mit Papa vergessen. Für mich müssen hunderte Klebezettel dran glauben, wenn Damon sich dazu entschließt, mich auszuführen."
Leider war das keine Übertreibung. Erst gestern hat mir meine Mutter wieder einen ganzen Beutel voller Zettelchen gekauft. Das ganze Geld, welches meine Eltern dafür ausgaben, musste doch ins Unermessliche steigen. Doch sie hatten sich noch nie beschwert.
Punkt sieben Uhr klingelte es an der Haustür. Ich riss sie wie jedes Mal schwungvoll auf und warf mich in Damons Arme. Das war schon zu einer Art Tradition geworden. Wenn ich dieser auch nur mit halb so viel Energie nachging, wusste er schon, dass irgendwas nicht stimmte.
Dieser innigen Umarmung folgte ein noch intensiverer Kuss, der wie immer die Welt für einige Sekunden anhielt und Damon und mich in eine kleine Ewigkeit verfrachtete.
„Wie geht es dir heute?", er sah mich liebevoll an und augenblicklich spürte ich, dass ich wieder zu Hause war.
„Jetzt ist alles wieder gut.", und dann küsste ich ihn wieder. Leidenschaftlich, verliebt und verdammt überschwänglich durch meine aufsprudelnde Vorfreude auf das Date.
„Verrätst du mir jetzt, wo wir hingehen?", mein Herz strahlte mit meinen Augen um die Wette. Auch von Damon ging ein Leuchten aus, welches sich sofort bis in das Innere meiner Seele einbrannte und mich erahnen ließ, dass ich es wohl niemals loslassen könnte.
„Auf keinen Fall. Ich bin doch kein Spielverderber.", er wirkte so unbeschwert und jungenhaft und das Wissen, das er sich in meiner Nähe wohlfühlte, bestärkte mich in meiner Entscheidung nicht einfach so schnell nachzugeben.
Selbst als wir uns schon von meinen Eltern verabschiedet hatten und an seinem Motorrad standen, versuchte ich noch immer ihm wichtige Informationen über den Zielort auszuquetschen.„Aria, ich sage dir nicht, wo wir hinfahren! Lass dich doch einfach überraschen. Und das ist mein letztes Wort.", er drückte mir genervt einen lilafarbenen Motorradhelm, welchen er mir einmal geschenkt hatte, in die Hand und seufzte tief aus. Schmollend wollte ich ihn mir aufsetzen, hielt aber in meiner Bewegung inne, da Damon sich plötzlich vor zu mir lehnte, „du siehst übrigens wahnsinnig gut aus", flüsterte er mir leise ins Ohr. Ich stülpte mir so schnell wie möglich den Helm über, damit er meine roten Wangen nicht erkennen konnte. Das war jedoch unnötig, da er sich augenblicklich umdrehte und sich um seine eigene Sicherheit kümmerte.
Wir fuhren los und ich schmiegte mich enger, als eigentlich notwendig an seinen athletischen Körper. Ich spürte, die Muskeln, welche sich unter seiner dicken Jacke abzeichneten und stellt erstaunt fest, dass sie sich härter anfühlte, als noch vor ein paar Wochen.
Das musste an dem Footballtraining liegen, welches langsam wieder begann. Seit Februar hatte er Pause gehabt und jetzt gingen wieder die Einheiten los. Ich hatte Damons Trainer erst einmal in Aktion gesehen. Er nahm die Sache vielleicht etwas zu ernst und quälte die Spieler so, als wäre nächste Woche Super-Bowl. Tatsächlich waren es noch Monate bis zur Season-Eröffnung.
„Wir sind da.", hörte ich Damon plötzlich sagen. Durch den Helm nahm ich seine Stimme gedämpft war. Ich blickte auf und sah einen großen, metallic-glänzenden Gebäudekomplex, welcher sich so weit in die Länge zog, dass ich dessen Ende nicht mehr erfassen konnte.
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Gaps in my Head
Teen FictionInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...