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„Weil ich mich so dafür schäme. Ich wollte dich abschrecken, weil ich dachte, es sei besser, wenn du mich vergisst und einfach weiterlebst. Sicher willst du kein Leben mit einer Freundin, die ständig irgendetwas wichtiges vergisst und sich sogar an euer erstes Zusammentreffen nicht mehr erinnert. Ich dachte, es sei gut für dich, wenn du mich hasst und habe deshalb Grenzen überschritten. Ich werde mir dieses Verhalten niemals verzeihen können.", dann schwieg ich.

Was konnte ich auch mehr sagen? Es lag voll und ganz in Damons Hand, ob er mir vergab. Ich könnte verstehen, wenn er sich auf der Stelle umdrehen und aus dem Haus marschieren würde. Ich hätte es auch gar nicht anders verdient. Doch anstatt zu gehen, tat er genau das Gegenteil. Er nahm meine Hand. Ich war mir sicher, er sah mir die Überraschung deutlich an.

„Zum Glück bin ich nicht du.", da waren sie wieder! Diese Grübchen, für die ich einen Mord begehen würde!
„Zum Glück bin ich nicht so furchtbar nachtragend und kann dich sogar verstehen. Was du getan hast, hat mir weh getan.", die Grübchen verschwanden, stattdessen bildete sich ein Schatten auf seinem Gesicht, „dich und ihn miteinander zu sehen, dass war furchtbar,", sein Griff um meine Hand verstärkte sich und ich spürte, wie sich seine Finger versteiften, „wie er dich an sich gedrückt hat, als würdest du ihm gehören- ich konnte das einfach nicht mit ansehen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich dich an einen anderen verloren hatte."

„Das wird niemals passieren.", versicherte ich ihm und strich beruhigend über seine versteiften Finger. Langsam lockerten sie sich wieder und synchron dazu, hellte sich seine Miene auf.

„Ich bin froh, dass du das sagst. Lass das nur nie wieder vorkommen."

„Niemals.", versprach ich.

„Kein Junge darf dich mehr so berühren, wie ich es tue.", und das tat er. Erst wanderten seine Hände vorsichtig über meine Schultern, um dann meinen Rücken runterzugleiten, zu meiner Taille. Dort angekommen, zog er mich wieder an sich heran. Ich keuchte vor Begierde, während mein Drang seine Lippen auf meinen zu spüren ins Unermässliche stieg. Ich wollte, dass er mich küsste. Auf der Stelle! Noch nie hatte ich mich so schmerzhaft nach etwas gesehnt.

Dieser plötzliche Anflug von Lust machte mir ein wenig Angst, doch diese wurde überstülpt von der Vorfreude auf das Kommende.

„Versprich mir, dass ich der Einzige bin, der dir so nahe kommen darf." Mein Versprechen wollte er? Das konnte er gerne haben. Mein Herz hatte er doch sowieso schon und als er anfing meinen Hals mit Küssen zu bedecken, hatte er schließlich auch meinen Körper in seiner Gewalt. Mit jedem Kuss, welchen er auf meine Haut verteilte, brach ein kleiner Vulkan in meinem Körper aus und das schien Damon zu spüren.

„Versprich mir, dass kein anderer Junge jemals wieder deine Lippen berühren darf."

Ich konnte gerade noch so „Ich verspreche es.", flüstern, als diese Worte von Damons Lippen aufgefangen wurden und er sie mir hundertmal  zurückgab. Etwas war anders diesmal. Ich fühlte mich frei.

Ich hatte ihm die Wahrheit erzählt und er wollte trotzdem bei mir bleiben. Er hatte mich von meiner schlimmsten Seite gesehen und dennoch hatte er mir verziehen. Keinesfalls hatte ich diesen Jungen verdient. Nicht in einer Millionen Jahre könnte ich ihm das zurückgeben, was er mir Tag für Tag, Sekunde für Sekunde schenkte. Nie würde ich in der Lage sein-
„Ich will euch nicht unterbrechen, aber wenn wir nicht gleich losfahren, dann wird eine Person, die sich auf deine Bitte hin mit dir trifft, bestimmt nicht besonders begeistert sein."

Ich hatte so in meiner Traumwelt festgehangen, dass ich meine Mutter nicht hatte kommen hören. Umso peinlicher war es als, dass sie Damon und mich in einer solch- persönlichen Haltung sah. Keine Person würde gerne von seiner Mutter beim Knutschen erwischt werden.

Sie ging jedoch gar nicht darauf ein. „Vielleicht solltest du dich langsam mal fertig machen. Wir kommen jetzt schon viel zu spät."

„Alles klar, bin in fünf Minuten fertig.", nuschelte ich in mich hinein und ließ eine Strähne über mein glühendes Gesicht fallen.

Für einen kurzen Moment spürte ich den forschenden Blick meiner Mutter und hörte dann ihre Schritte im Flur. Ich drehte mich wieder zu Damon.

„Gott, war das schlimm.", flüsterte ich beschämt.

Er nahm mich tröstend in dem Arm.
„Solche Erfahrungen machen dich nur stärker. Wenn du das überlebst, brauch dir nichts mehr auf der Welt unangenehm zu sein.", kicherte er mir in die Haare.

„Na danke für diese aufheiternden Worte.", sagte ich mit sarkastischem Unterton und verdrehte meine Augen.

Wenige Minuten später hatte mich meine Schuhe und meine Jacke angezogen und war bereit zu gehen.

„Dann sehen wir uns wohl am Montag.", er schaute mich ganz liebevoll an. Unter der dicken Jacke wurde mir langsam warm.

„Möchtest du nicht mitkommen? Zu dem Treffen meine ich.", es war nur so eine spontane Idee. Ich hatte nicht groß darüber nachgedacht, doch ich hatte das Gefühl, dass es mit ihm an meiner Seite besser werden würde.

„Meinst du das ernst?", ich sah ihm an, wie sehr ihn das Angebot freute.
„Ja natürlich,", schmunzelte ich, „keine Geheimnisse mehr."

Ich wusste nicht, was es war, was ich da plötzlich auf seinem Gesicht sah. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich auf Schuld getippt. Aber dafür gab es überhaupt keinen Anlass, oder?
Doch so schnell dieser Gesichtsausdruck entstanden war, verschwand er wieder und Damon reichte mir die Hand. „Keine Geheimnisse mehr.", sagte er feierlich und ich musste kichern.

Gaps in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt