Am nächsten Morgen prangte ein neongelber Zettel an meiner Müslischüssel.
Darauf stand „Lara, 16 Uhr, Café". Tatsächlich hatte ich diese Verabredung nicht vergessen. Wahrscheinlich, weil wir sie schon seit Ewigkeiten geplant hatten. Lara wohnte eine Stunde entfernt und besuchte mich manchmal. Wir kannten uns schon von klein auf und liebten uns wie Schwestern. Ich freute mich sie endlich wieder zu sehen.„Hast du die Erinnerung schon gesehen?", fragte mich meine Mutter gähnend.
„Ja, ich werde es mir merken."
„Ich kann dir nach der Schule nochmal eine Nachricht schicken."
„Ist schon gut. Danke Mama.", auch wenn wir uns öfter stritten, waren wir dennoch ein eingespieltes Team.
In der Schule wartete zum Glück keine unangenehme Überraschung (etwa ein vergessener Test) auf mich, weshalb ich nach der Schule gut gelaunt in Richtung Café schlenderte. Es lag auf den Weg nach Hause und war eines der schönsten in unserer Stadt.
Der Besitzer hatte es geschafft klassisch und modern unter einen Deckel zu bekommen. Weiche Teppiche waren auf dem Boden verteilt und futuristische Möbel luden zu einem kleinen Nickerchen ein.
Als ich im Café ankam, schaute ich mich um, entdeckte Lara aber nirgendwo. Sie war wohl noch nicht da. Ich setze mich an einen Tisch, welcher neben einem großen Bild hing. Auf dem Bild war eine junge Frau zu erkennen, die bunte Blätter in die Luft wirbelte. Die Blätter flogen in alle Richtungen und ließen das Bild unheimlich farbenfroh erscheinen. Ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund erinnerten mich die bunten Blätter an meine Klebezettel.
Während ich das Bild anstarrte, hörte ich wie jemand den Stuhl gegenüber von mir zurückzog und sich setzte. Ich erwartete Lara, doch als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht eines Jungens. Ich hatte ihn schon mal in der Schule gesehen. Er hieß Damon Mitchell und war ein weiterer Football-Spieler, der sich für etwas Besseres hielt. Normalerweise gab er sich nicht mit normalen Leuten wie mir ab. Mit „normal" meinte ich Mädchen mit einer Kleidergröße über 30. Was also suchte er an meinem Tisch, wenn er genug von diesen Barbiepuppen hatte?
„Hey.", begrüßte er mich. Er hatte ein so freundliches Lächeln aufgesetzt, dass Fremde hätten meinen können, wir wären Freunde.
„Hey", antwortete ich, unschlüssig, ob ich mich über seine Kontaktfreudigkeit freuen oder skeptisch sein sollte.
„Na, wie geht es dir so?"
Jetzt reichte es mir aber. „Damon, was machst du hier? Wir kennen uns doch gar nicht. Weshalb setzt du dich an meinen Tisch?"
Er nahm sich einen der Kekse, welche in einer kleinen, hübsch verzierten Schale lagen und drehte ihn in seiner Hand.
„Ich wusste gar nicht, dass der Tisch dir gehört."
Ich verdrehte die Augen, doch er ließ sich nicht durcheinander bringen und fuhr unbeirrt fort.
„Außerdem weißt du, wie ich heiße und ich weiß, wie du heißt. Deshalb ist es falsch zu sagen, dass wir uns nicht kennen."
Er steckte sich den Keks in den Mund und grinste mich mit vollen Backen an. „Und hier bin ich", mampfte er.
„Schön, du kannst aber auch irgendwo anders du sein.", giftet ich ihn an, während ich die Keksschale in meine Richtung rückte. Ich hatte Angst, er würde mir sonst alle wegessen.
Damon lehnt sich nach vorne und sah mich an.„Aria, mach dir keine Sorgen. Ich will dir keinen Heiratsantrag machen. Du sitzt alleine und ich auch. Es ist doch nichts dabei, wenn wir uns ein wenig Gesellschaft leisten können.", er sah mich fest an. Ich wusste nichts zu erwidern. Dann lehnte er sich noch weiter vor. Was hatte er vor? Wollte er mich küssen? Ich riss meine Augen entsetzt auf. Doch dann griff seine Hand neben mich in die Schale und er angelte sich einen Keks heraus.
Wie peinlich. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, was ich erwartet hatte. Ich spürte wie meine Wangen anfingen zu glühen.
„Ich warte aber auf jemanden. Eine Freundin. Und hör auf meine Kekse zu essen!"
„Ist ja schon gut", lachte er „ich fasse sie nicht mehr an."
„Das möchte ich dir auch geraten haben.", erwiderte ich. Komischerweise spürte ich ein Lächeln auf meinen Lippen.
„Sag mal, sieht deine Freundin heiß aus?"
Das Lächeln verschwand.
„Was?"
„Ob sie gut aussieht."
„Ja und vor allem ist sie so gar nicht dein Typ."
Er sah überrascht aus.
„Wieso?"„An ihrem Körper ist nichts unecht."
„Wow. Aria, ich wusste gar nicht, dass du so fies sein kannst.", grinste er.
„Du weißt eine Menge nicht über mich."
„Ich bin ganz Ohr."
Ich überlegte, wie ich ihm klarmachen könnte, dass er einfach gehen sollte. Doch in diesem Augenblick hörte ich Lara neben mir.
„Hallo ihr beiden. Störe ich?"
Ich sah auf und sah ihren zweideutigen Gesichtsausdruck. Warte... dachte sie etwa...Damon und ich...
„Nein! Nein. Auf keinen Fall."
Ich sprang von meinem Stuhl auf und umarmte sie stürmisch.
„Ganz ruhig, Aria. Mir ist ganz schön warm. Irgendwie sind die Temperaturen bei euch höher als bei uns."
Ich kicherte. „Als ob das einen Unterschied macht."
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Gaps in my Head
Fiksi RemajaInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...