Als ich mich am Montag mit einer Ladung Nudeln auf einen Stuhl in der Cafeteria unserer Schule setzte und suchend durch den Raum blickte, wusste ich nicht, worauf ich wartete. Oder ich wollte es mir nicht eingestehen.
Ich saß in der Nähe der Tür, was für mich ein sehr untypischer Platz war, da ich meistens die ruhigeren Orte im hinteren Teil des Raumes aufsuchte.
Nun saß ich also hier, mitten zwischen den Schülern der unteren Klassen, die sich kampelten und durch die Gegend schrien und fragte mich, weshalb ich mir das antat.Doch bevor ich in meinem Selbstmitleid ertrinken konnte, stürzte Mary an meinen Tisch und sah mich verständnislos an. Ich zuckte lediglich mit den Schultern, da ich absolut keine Ahnung hatte, weshalb ich an dem Ort saß, wo man am besten sehen konnte, wer die Cafeteria betrat und verließ.
Mary nahm diese nichts-sagende Geste an und richtete ihre Bluse. Sie hatte sie in einen weinroten Rock gesteckt und sah einfach fantastisch aus.
Mary hätte wohl super in diese Girly-Gruppen gepasst. Sie war schön und hatte Geschmack. Doch sie war auch sehr intelligent, was sie von den anderen Mädchen unterschied.„Was hast du dieses Wochenende so gemacht?", fragte sie mit erhobener Stimme, während am Nachbartisch zwei Jungen um ein Tetra-Pak voll Apfelsaft stritten.
Durch Marys Frage kam ich ins Straucheln. Sollte ich ihr von meiner Verabredung mit Damon erzählen?
„Ach nichts weiter. Nur Schule und sowas.", der Grund, weshalb ich beschloss zu lügen, war, weil ich mir sicher war, dass zwischen Damon und mir niemals mehr passieren würde, als das, was eben schon passiert war. Ich hatte nicht vor, unsere Beziehung weiter auszubauen.
„Du bist langweilig.", meinte sie nur, dann drehte sie sich zu den beiden Jungen um, und fuhr sie an.
„Könnt ihr euch bitte mal einig werden? Wie alt seid ihr? 10?"
Die Jungen wurden knallrot, was mir fast ein bisschen leid tat. Sie ließen den Apfelsaft auf dem Tisch stehen und eilten davon.
„Die armen Jungen."
„Ach hör doch auf. Sie müssen sich doch nicht so kindisch aufführen.", Mary verdrehte genervt dir Augen. Dann wechselten wir das Thema.
Sie erzählte mir von dem Arzttermin, den sie heute Nachmittag hätte und weshalb sie eher von der Schule gehen durfte. Die Glückliche.
Nach einer Weile standen wir auf und gingen in unsere jeweiligen Klassen.
Ich hatte Musik, worüber ich mich keineswegs beschwerte. Die Zeit verging rasend schnell und so fand ich mich in der Pause am Eingang der Schule wieder. Ich spürte wie mein Handy in der Hose vibrierte und schaute irritiert auf das Display.„Mary? Was gibt's denn? Bist du nicht beim Arzt?"
„Ja, ich bin gerade angekommen. Aber das ist egal. Du glaubst ja gar nicht, was ich vor Kunst gehört habe!"
„Erzähl.", ich lehnte mich an einen Fahrradständer und beobachtete die jüngeren Schüler, die jetzt schon nach Hause durften.
„Es wird gemunkelt, dass du und Damon Mitchell ein Date hattet! Stimmt das?"
Ich war so entsetzt, dass ich erst nach einigen Sekunden antworten konnte.
„Wo hast du denn das her?"
„Das spielt doch jetzt gar keine Rolle.", sie wurde hysterisch, „Fakt ist, dass alle davon wissen und ich es -als deine beste Freundin- nur um zwei Ecken erfahren habe. Was soll das?"
„Für mich war es einfach nicht von Bedeutung.", meinte ich ausweichend. Unbehagen kroch mir die Kehle herauf. Hatte Damon es überall herumgesprochen? Wieso tat er das? Wusste er nicht, wie unangenehm mir es war, derart im Vordergrund zu stehen?
Damit hatte sich also meine Theorie bestätigt. Ihm war es nur darum gegangen, allen sagen zu können, dass er dieses verklemmte Mädchen, welches mit niemandem sprach, rumbekommen hatte. Ich wurde immer wütender.„Wie kann ein Date mit Damon Mitchell bitte nicht von Bedeutung sein?"
„Weil er ein Idiot ist. Ich habe mit Damon Mitchell meine Zeit verschwendet.", ich stellte mich wieder gerade hin und gestikulierte wild mit meinen Armen. Was die Leute, die im Umkreis standen, von mir dachten, war mir egal, „Damon Mitchell ist ein arroganter, egoistischer Schönling, der sich an die Nächstbeste ranmacht und sich in seinem unnahbaren Glanz sonnt. Das Traurige daran ist, dass er nicht einmal merkt, wie abstoßend er ist. Er ist diese Sorte Mann, die Hunderen von Frauen das Herz stiehlt und dann irgendwann in ihrer Junggesellenbude hocken, eine Hühnersuppe gegen ihre Erkältung bräuchten, aber niemanden haben, der sie für sie kocht. Und erst dann merken sie, wie alleine sie sind. Aber dann wird es zu spät sein!"
Kurzes Schweigen am anderen Ende.
„Wow.", war das Erste, was Mary sagen konnte, „das musste wohl echt mal raus, oder?", sie klang ungewöhnlich verständnisvoll.
„Ja wahrscheinlich.", ich lachte nervös und machte eine kleine Drehung, um das überflüssige Adrenalin aus meinen Körper zu bekommen. Verschwommen nahm ich eine Gestallt wahr, die einige Meter entfernt, hinter mir stand. Ich drehte mich wieder zu ihr und ließ dann langsam das Handy sinken.
„Es tut mir so leid."

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Gaps in my Head
Ficção AdolescenteInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...