Ich lag kraftlos in meinem Bett. Irgendwie hatten Damon und ich es nach Hause geschafft. Ich wusste nicht, wie, denn während des Rückwegs waren meine Augen durch Tränen verschleiert gewesen. Doch hier und jetzt, wo mich meine Bettdecke vor den Gefahren dieser Welt schütze, ging es mir deutlich besser.
Damon kam ins Zimmer. Er war mir nicht von der Seite gewichen und hatte meine Mutter überreden können, heute hier zu schlafen. Meine Mutter hatte dieses eine Mal nur diese Ausnahme gemacht, da sie bemerkt hatte, wie schlimm es mir ging. Doch genau wie Damon hatte sie nicht weiter nachgefragt.
Damon kam mit einer Tasse Kinderpunsch -meine Zweite heute- und einem großen Buch in der Hand auf mich zu. Er lächelte mich liebevoll an. Jetzt fühlte ich mich endgültig wohl.
„Du musst das alles nicht machen.", meinte ich unendlich berührt von seiner Zuvorkommenheit.
„Ich will es aber.", antwortete er bestimmt und stellte den Kinderpunsch vorsichtig auf meinem Nachttisch ab. Er war wohl noch zu heiß, um ihn trinken zu können.
„Was hast du da in der Hand?", ich deutete auf das Buch.
Er drehte das Cover in meine Richtung und sah mich neckisch an.
„Ein Märchenbuch? Ernsthaft?", fragte ich verblüfft.
„Deine Mutter meinte, dass du Märchen früher geliebt hast.", er hob seine Augenbrauen.
Ich verschränkte bestimmt meine Arme vor der Brust.
„Ja. Da war ich fünf."
Er musste ja nicht wissen, dass ich immer noch ganz vernarrt in sie war.
Damon zuckte unberührt die Schultern.
„Rück mal ein Stück.", sagte er und quetschte sich mit in mein Bett. Ich war perplex von dieser unerwarteten Annäherung, aber machte ihm bereitwillig Platz. Mich störte seine Nähe nicht, ganz im Gegenteil. Aber auch das würde ein gut behütetes Geheimnis bleiben.
„Also... welches als Erstes? Irgendwelche Wünsche?"
Ich lehnte mich mit aufkommender Müdigkeit an ihn an.
„Such irgendeins aus. Ich unterbreche dich, wenn es mir nicht gefällt."
Also fing er an zu lesen. Doch welches Märchen er wählte, hatte ich am nächsten Tag vergessen.
***
Ich wachte aufgrund der Kälte, die ich an meinem Arm spürte, auf. Sofort verstaute ich ihn wieder unter der Bettdecke und seufzte auf.
Welcher Tag war heute? Und wie spät war es?
Ich suchte das Zimmer mit den Augen nach meinem Handy ab. Dabei verdrehte ich mich ein wenig und mein Rücken stieß gegen etwas Weiches.
Ich zuckte zusammen und drehte mich vorsichtig um.Ich gab einen lauten, spitzen Schrei von mir. Da lag ein Junge in meinem Bett! Was machte er hier?
Vor Schreck wäre ich fast aus dem Bett gefallen, ich konnte mich aber gerade noch rechtzeitig an dem eisernen Rahmen festhalten. Durch die Kälte war er ganz kühl geworden.Der Junge riss verschreckt seine Augen auf und blickte mich ein wenig verstört an.
Ich wollte so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen, weshalb ich mich aufrichtete und versuchte so schnell wie ich konnte, das Bett zu verlassen. Doch ich war wohl zu abrupt aufgestanden, weshalb es anfing in meinem Kopf zu drehen.
Ich torkelte in Richtung Schreibtisch und krallte meine Fingernägel in das helle Holz.Während er sich seine Haare aus dem Gesicht strich, tastete ich mit meinen Fingern den Schreibtisch ab, jedoch ohne den Jungen aus den Augen zu lassen. Das Erste, wonach ich greifen konnte, war ein Kugelschreiber. Besser als nichts!
„Was machst du hier?", fragte ich mit der bedrohlichsten Stimme, die ich ausgraben konnte und fuchtelte wild mit dem Stift in der Luft herum. In meinem Schlafanzug und mit meinem lockeren Dutt musste ich wohl sehr lustig aussehen. Doch daran verschwendete ich nicht länger meine Gedanken.
Der Junge richtete sich auf und erstmals nahm ich sein Gesicht war. Innerhalb weniger Millisekunden begriff ich, um wen es sich handelte... wer da in meinem Bett lag.
„Damon?", fragte ich fassungslos. Er imitierte meinen erstaunten Gesichtsausdruck. Fast so, als wäre ich diejenige, die sich in sein Bett geschlichen hatte.
„Wieso bist du in meinem Bett?", diese gesamte Situation war für mich mehr als seltsam. Aber egal, was hier los war, ich war unendlich froh, dass wir beide Kleidung anhatten.
„Lass den Quatsch, Aria. Mit deinem Schrei hast du mir eine Heidenangst eingejagt. Ich dachte, du hättest wegen gestern schlecht geschlafen.", er rieb sich schlaftrunken über die Stirn. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund schaute er mich, als er wieder aufsah, prüfend an. So, als ob er mich durchschauen und meine Gedanken lesen wollte.
„Warum sollte ich wegen gestern schlecht geschlafen haben?", nachdem ich diese Frage gestellt hatte, erinnerte ich mich an den gestrigen Abend. Konkreter, an den Kuss, den er mir zum Abschied gegeben hatte.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir deshalb noch böse bin, oder?", ich platzierte den Kugelschreiber wieder auf meinen Schreibtisch und massierte meine Schläfen. Das alles war jetzt einfach zu viel gewesen, „ich muss schon zugeben, dass du mich damit überrascht hast, aber es war jetzt auch kein Weltuntergang. Und obwohl ich denke, dass du das nur aus Ablenkung getan hast, fand ich es sehr schön.", ich errötete aufgrund des Geständnisses.
Damon sah mich entgeistert an.
„Wovon zum Teufel redest du da?"
DU LIEST GERADE
Gaps in my Head
Novela JuvenilInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...