„Damon. Jetzt warte doch mal.", ich eilte ihm mit schnellen Schritten hinterher. Doch dieser Typ war nicht umsonst im Football-Team. Ich hatte große Schwierigkeiten ihm auch nur ansatzweise folgen zu können.
„Bitte, Damon. Gib mir eine Chance, mich zu erklären.", sein Rücken starrte mich kalt an, „gib mir doch zumindest eine die Möglichkeit dich einzuholen!"
Er blieb abrupt stehen. Ich Tollpatsch konnte nicht rechtzeitig bremsen und knallte mit voller Wucht gegen seinen Oberkörper. Er zuckte nicht einmal mit den Wimpern, während ich mächtig ins Torkeln geriet.
Ich sah zu ihm hoch und erkannte einen Moment lang einen besorgten Gesichtsausdruck. Doch nur so lange, bis er seine distanzierte Maske wieder aufsetzte.
Ich hatte wirklich ganz schön was angerichtet.„Ich hätte das alles nicht sagen dürfen.", flüsterte ich beschämt. Ich wusste nicht, was ich dem hinzufügen sollte.
„Das hast du aber.", sein Gesicht wirkte nun trotzig. Er sah ein wenig kindlich aus, doch mir war momentan nicht zum Scherzen zumute.
„Es tut mir leid.", sagte ich kleinlaut.
Er atmete tief durch, brachte einige Schritte Abstand zwischen uns, fuhr sich durch die Haare und trat dann wieder an mich heran.
„Wieso hast du dich mit mir getroffen, wenn du so ein festverankertes Bild von mir hast? Wieso wolltest du mich sehen, wenn du mich für arrogant und egoistisch hältst?"
„Als wir uns trafen, hielt ich dich nicht für arrogant. Doch du hast allen von uns beiden erzählt. Du wusstest, dass ich es hasse derart im Mittelpunkt zu stehen und hast es trotzdem jedem weitererzählt. Als wäre ich eine Trophäe, die man auf dem Servierteller präsentiert."
Tränen bildeten sich an meinen Augenliedern. Sie drohten meine Wangen hinunter zu rollen. Ich versuchte tief durchzuatmen, doch zustande kam nur ein seltsames rasselndes Geräusch, welches mich erschrecken ließ. Ich musste mich dringend zusammenreißen.
„Du kannst nicht so mit mir umgehen, Damon.", meine Stimme war schwach und leise, „Du kannst deine Spielchen nicht mit mir spielen. Das will und kann ich nicht mitmachen. Wenn du solch ein tolerantes Mädchen an deiner Seite willst, dann bin ich nicht die Richtige. Dann war dieses Treffen ein Fehler."
„Sag das nicht.", murmelte er. Diese Worte ließen mich bestürzt aufblicken. Die Sonne schimmerte auf seinen glühenden Wangen. Er sah so jung, so schön aus. Von seinen Augen ging ein Strahlen aus, welches ihn göttlich wirken ließ. Am liebsten hätte ich meine Hände an seine Wangen gelegt, hätte ihre Wärme in meine Hände übergehen lassen. Um diesen Gedanken zu unterdrücken, verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust. Ich wollte nicht schwach wirken, doch schien es mir in diesem Moment als die einzige Möglichkeit, keine Dummheiten anzustellen.
„Ich weiß einfach nicht, was ich von dir halten soll. In einem Moment bist du so freundlich und gütig und wunderbar und im nächsten bis du ein großer Idiot."
„Und ich hatte den Eindruck, dass ich in deiner Gegenwart weniger oft ein Idiot sei."
„Das kann ich nicht einschätzen. Ich weiß nur, dass es absolut daneben von dir war, das mit unserem Treffen der gesamten Schule weiter zu erzählen."
„Du hast recht. Aber du weißt doch, wie das ist. Ich erzähle es einem Freund weiter und der erzählt es seiner Freundin und die dann wiederum ihren Freundinnen... und irgendwann wissen es alle. Ich habe darauf keinen Einfluss."
„In Ordnung, das verstehe ich.", ich stand immer noch mit verschränkten Armen vor ihm.
„Hast du das ernst gemeint, was du am Telefon gesagt hast?", es wirkte, als hätte er Schwierigkeiten diese Frage zu stellen, ganz als hätte er Angst vor der Antwort.
„Natürlich nicht. Ich habe absolut überreagiert.", ich fasste mir an die Stirn und gab damit meine Verteidigungshaltung auf, „ich war nur so furchtbar wütend auf dich und dachte, dass du dich nur mit mir getroffen hast, um eine weitere Eroberung auf deiner Liste vermerken zu können."
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht so bin."
„Ich hab's nicht so mit dem Vertrauen."
„Ist mir gar nicht aufgefallen.", das Grinsen auf seinem Gesicht strotzte nur so vor Sarkasmus.
Ich schubste ihn spielerisch beiseite.
„Mal im Ernst.", meinte er plötzlich, „unsere Verabredung am Samstag war wirklich schön. Ich war ehrlich gesagt ein wenig besorgt, dass es dir nicht gefallen hätte. Besonders als du nur so zaghaft auf meine Nachrichten geantwortet hast."
„Ich konnte mir einfach nicht erklären, was du an mir finden konntest. Du gehörst für mich in eine ganz andere Welt."
„Das lass mal meine Sorge sein."
Wir beide lächelten schwach.
„Wieso streiten wir so oft?", grübelte ich laut vor mich hin.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht weil wir beide ziemlich starrköpfig sind."
„Das sollten wir wohl mal ändern."
„Also leben würden wir dann auf jeden Fall gesünder."
„Wieso glaube ich, dass wir diesbezüglich immer so bleiben werden?", ich sah ihn neugierig an.
„Weil wir uns zu gut kennen. Wir beide wissen, dass wir zu unserer Person stehen. Jetzt liegt es an uns herauszufinden, ob in unserem Leben Platz für noch mehr Dickköpfigkeit ist."
„Das hast du schön gesagt, Damon"
Er lächelte.
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Gaps in my Head
JugendliteraturInhaltsangabe: Wie wäre es, jeden Abend mit der Angst einzuschlafen, am nächsten Tag aufzuwachen und sich nicht mehr an den Vortag erinnern zu können? Wie wäre es, das Gefühl zu haben, man hätte Lücken in seinem Kopf? Das ist der Alltag von Aria...