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Stumm saßen Gabe und ich uns gegenüber, während ich versuchte seine Nachricht zu verarbeiten ohne auszurasten. Mein Puls war aber schon gefährlich hoch und ich konnte spüren, wie mein gesamter Körper anfing zu glühen. "Alles okay, Roux?", riss mich die kratzige Stimme des Schotten aus meinen Gedanken.

Betont langsam sah ich zu ihm und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. "Natürlich.", sagte ich und nickte ihm aufmunternd zu, bevor ich aufstand. Betont lässig fuhr ich mir durch die Haare.

"Ich geh kurz an die frische Luft.", meinte ich und wandte mich ab. "Ich weiß dass du wütend bist, Ro. Aber wenn ich es hätte verhindern können, hätte ich dass getan.", rief er und ich wirbelte herum.

"Du ... Nein... Leo... wusste die ganze Zeit was ich bin und jetzt sagst du mir, dass er ein Jäger ist und du auch?", fauchte ich und blitzte ihn zornig an. Nun stand auch Gabe auf und seine braunen Augen leuchteten auf. " Ich wusste nicht mal dass Jäger übernatürlich sind und gemacht werden. In all den Geschichten... Ich dachte dass seien einfach Menschen die von den Monstern... eh... Ich meine... Wesen wüssten und sie deshalb jagen.", brüllte er.

Ich schnaubte. "Klar. Lass einen normalen Menschen einen Werwolf jagen oder wir gehen gleichs aufs Ganze und lassen ihn auf Vampire los.", lachte ich kalt.

An sich konnte Gabriel wirklich nichts für sein Schicksal, da Leo ihn einfach zu einem Jäger gemacht hatte. Frag mich nicht wie das geht und ich war auch zu wütend um jetzt danach zu fragen.

Gabriels Augen glühten in einem hellen Weiß und ich wich knurrend zurück. Bereit mich gegen ihn zu verteidigen.

"WAS IST HIER LOS?", brüllte eine weitere Stimme und ich warf dem brünetten Mann der gerade durch die Tür kam einen tödlichen Blick zu. Er erwiederte meinen Blick kühl und ich nahm wahr wie seine Hand zu seinem Gürtel zuckte an dem ein Messer hing.

Wieder wich ich zurück und knurrte beide böse an, bevor ich an Leo vorbei und aus der Wohnung jagte.

"ROUX!", brüllte mir Gabriel noch hinterher aber ich lief einfach weiter und rannte einfach aus dem Haus in dem wir wohnten raus und Richtung Natur.

In London war es nicht leicht einen Wald zu finden aber der Hydepark hatte mich schon das ein oder andere Mal gerettet. Und genau dahin verschwand ich jetzt auch.

Schon seit Stunden lag ich nun hier. Versteckt unter einem Baum. Die Sonne war längst untergegangen und ich überlegte ob ich überhaupt jemals zurück gehen sollte. Doch dann verdrehte ich mürrisch die Augen und machte mich wieder auf den Heimweg.

Als ich wenig später, die Wohnung betrat was es beinahe still. Doch in Esszimmer leuchtete noch Licht und ich hörte zwei regelmäßige Herzschläge.

Langsam und auf alles gefasst betrat ich den kleinen Raum, der an unsere Küche grenzte. "Roux...", hauchte Gabriel und stand auf, was mich zurück zucken ließ. Schmerzlich verzog mein Mitbewohner sein Gesicht.

Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter. Ich wich noch ein Schritt zurück was Leo Seufzen ließ. "Roux, bitte, wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich das längst getan.", brummte er und verdrehte die hellen Augen.

Misstrauisch richtete ich mich auf und musterte die beiden Männer. Mir war bewusst, dass ich gerade sehr wölfisch auf die beiden rüberkam. Ohne die beiden auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen strich ich mir mein silbernes Haar hinters Ohr. "Wenn ihr mich nicht töten wollt, was wollt ihr dann?", fragte ich kühl.

Leo warf Gabriel einen unsicheren Blick zu. "Die Jäger die für deine Heimat zuständig sind. Sie haben von deinem Rudel erfahren. Ein anonymer Vermittler oder so.", erklärte Gabriel langsam und beobachtete meine Mimik.

Ich zuckte zurück. "Es ist nicht mein Rudel aber es sind meine Freunde. Sind sie in Gefahr?", meine Stimme zitterte leicht während mir die verschiedensten Bilder durch den Kopf schossen.

Leo schüttelte den Kopf. "Nein. Noch nicht zumindest. Die Jäger werden sie beobachten und sehen ob sie eine Gefahr darstellen. Aber ... unsere Spezies ist sehr gerissen. Es könnte sein, dass sie Fallen auslegen nur um was gegen das Rudel in der Hand zu haben.", sagte Leo und zog nachdenklich die Stirn kraus. "Aber wenn sie etwas gegen die Wölfe unternehmen, dann sagen sie uns Bescheid. Jedem Jäger, auf der ganzen Welt. Das ist Gesetz", fügte er dann noch hinzu als er meinen panischen Gesichtsausdruck sah.

Betont ruhig schloss ich meine Augen und atmete tief durch.

"Okay. Ich... Ich hoffe euch ist bewusst dass ich schlecht hierbleiben kann oder?", meinte ich dann und sah den beiden Jungs forsch in die Augen. Beide erstarrten und sahen sich kurz in die Augen. Dann sah Gabe wieder zu mir.

"Roux, wo willst du hin?", meinte er dann und ich sah wie seine Augen nervös hin und her huschten. Ich seufzte und zuckte mit den Schultern.

"Wahrscheinlich gehe ich zu Ivy.", brummte ich, drehte mich um und maschierte in mein Zimmer.

Ich hörte wie der große Schotte mir hastig hinter her kam. "Bist du dir sicher? Du kennst sie doch kaum", rief er aufgebracht, was mir nur ein weiteres Seufzen entlockte.

Kopfschüttelnd öffnete ich meine Tasche und warf nachlässig noch ein paar Klamotten hinein.

"Bitte Roux! Du bist da draußen nicht sicher", meinte er besorgt und versuchte meinen Blick einzufangen.

Wütend knurrte ich auf und blitzte ihn an. "Du vergisst was ich bin und jetzt geh mir aus dem Weg", zischte ich kalt, woraufhin er mehrere Schritte zur Seite machte und ich mich hastig an ihm vorbei drängelte.

"Lasst mir diese Zeit", knurrte ich noch bevor ich aus der Tür stolzierte und die Tür hinter mir zu knallte.

Jetzt lief ich schon seit Stunden hier durch die Straßen Londons auf dem Weg zu meiner einzig anderen Freundin, Ivy. Auch wenn ich kaum Kontakt zu ihr hatte, so war sie doch die erste gewesen die ich eine Freundin genannt hatte hier London.

Doch leider wohnte sie am anderen Ende der Stadt.

"Was macht eine solch schöne Lady so spät am Abend noch hier?", brummte eine Stimme, doch ich ignorierte sie und lief einfach weiter. "He, ich Rede mit dir!", rief der Typ noch, als ich schon um die nächste Ecke verschwand. Wütend entfuhr mir ein dunkles Knurren und ich fuhr mir mehrmals grob übers Gesicht. Das konnte sich nicht wahr sein.

Eine halbe Stunde später stand ich schliesslich vor dem hohen Mehrfamilienhaus und stellte erleichtert fest, dass in ihren Fenstern noch Licht brannte. Vorsichtig bewegte ich mich auf die Haustür zu und klingelte dann bei 'Sanchez'.

"Sanchez?", ertönte die zarte Stimme von Ivy und ein leichtes Lächeln glitt mir über die Lippen. "Ivy, ich Bins, Roux", brummte ich und ich hörte sie leise erfreut quieken, bevor sie den Türöffner betätigte.

Oben angekommen, öffnete sich ihre Tür und Ivys braune Augen blinzelten mir freundlich entgegen. Dann öffnete sie die Tür ganz und ließ mich rein.

Ivy war ein kleines Mädchen mit langen, glatten, schwarzen Haaren und braunen Augen, die von einer großen, schwarzen Brille umrahmt waren. Ihre Haare trug sie meistens immer zu einem unordentliche Dutt und ihre Nase steckte die eigentlich immer in irgendwelchen Büchern.

Ihr Blick fiel in dem Moment auf meine Tasche und sie zog verblüfft eine Augenbraue nach oben, dann sah sie mir forschend ins Gesicht.

"Was ist passiert?", fragte sie ernst. Erschöpft liess ich mich auf hölzernen Stuhl in ihrem Esszimmer fallen und stützte meinen Kopf in die Hände. "Gabe und ich haben uns gestritten", meinte ich und Strich mir mein Haar aus dem Gesicht bevor ich ihren besorgten Blick erwiederte.

"Kann ich vielleicht erstmal hierbleiben?", fragte ich leise und senkte den Kopf. Ein leises Lachen ließ mich wieder aufschauen.

Ivy grinste mich breit an und nickte. "Natürlich, Dummchen. Du bist hier immer willkommen", zwitscherte sie und stellte ihre Tasse ab die sie bis dahin in ihrer Hand hatte.

"Tee?", fragte sie mich und huschte zu ihrer Küchenzeile.

Ich seufzte. "Gern".

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt