Sichtlich überrascht hob der dunkelhaarige seine Brauen, bevor ein herablassendes Lächeln über seine Lippen tanzte. Lässig lehnte er sich gegen den Baum und musterte mich kühl. Von der anfänglichen Wärme und Freundlichkeit war kaum noch etwas zu spüren. Es war als wäre alle Wärme aus seinen feurigen Augen gewichen und dass warme Lagerfeuer hatte sich in ein kaltes Inferno verwandelt.
"Totgeglaubt, ja?", knurrte er und ein ungläubiges Lächeln verzerrte seine Lippen. Er stieß sich kopfschüttelnd von dem Baum ab, blieb aber stehen und verschränkte missmutig die Arme. "Totgeglaubt... da hat Vater ja ganze Arbeit geleistet", zischte er verächtlich und fuhr sich grob durch das dichte Haar.
Verwirrt zog ich beide Augenbrauen noch oben und musterte den Wolf vor mir. Dieser hob wieder den Kopf und musterte mich noch einmal.
"Du weißt nichts davon, nicht wahr?", brummte er dunkel und biss sich wieder leicht auf die Lippe. Rasch schüttelte ich den Kopf und sah ihn weiterhin neugierig an. Das wir beide hier noch immer unbekleidet da standen, drängte ich zurück. Er war ein Werwolf und hatte wahrscheinlich schon mehr nackte Frauen und Männer gesehen als er zählen konnte. Aus irgendeinem Grund störte mich die Vorstellung, dass er schon andere Frauen nackt gesehen hatte.
Irritiert schnaubte ich und handelte mir dafür einen fragenden Blick von Kellan ein. Ich war die Gefährtin seines Bruders. Vielleicht lag es an der Ähnlichkeit, dass Kellan eine Art Eifersucht in mir hervorrief.
Als ich keine Antwort gab, schüttelte er mit einem Seufzen den Kopf.
"Cadan war schon immer der Liebling unseres Vaters und dieser hat daraus keinen Hehl gemacht. Es schien als hätte er es sich zur Aufgabe gemacht mir das Leben zur Hölle zu machen. Aber ich ließ mich nicht brechen, also nahm er mich eines Tages mit in den Kampf in der Hoffnung ich würde sterben.
Nach Hause kam ich als Held, da ich damals durch den Tod des Anführers dafür gesorgt hatte, das der Kampf eine Ende fand, bevor wir allzu viele Leute verloren.
Das passte Vater natürlich gar nicht, als nahm er mich nochmal mit. Wieder und wieder aber nichts klappte. Es war beinahe als wäre ich fürs Kämpfen geboren. Und dann eines Tages dachte sich mein Vater einen Hinterhalt aus, zusammen mit seinen treusten Gefolgsleuten.
Er ließ einen von seinem Rudel töten und zusammen mit seinen Leuten schoben sie mir die Schuld in die Schuhe. So konnte er als Alpha eine Verbannung aussprechen. Er verbannte mich und sagte ich sollen rennen und ja nie wieder zurückkommen. Meinte ich würde niemals Alpha werden, sowie ich es wollte. Das Problem war nur... Ich wollte niemals Alpha werden. Ich wusste dass ich dafür zu hitzköpfig war. Mein eigener Vater hat mich verraten. Und ich bin deswegen nie wieder zurück gekommen.", endete er dann und die Wut leuchtete aus seinen Augen wie ein unkontrollierbares Feuer.Geschockt zuckte ich zurück. Mit rasendem Herzen betrachtete ich den jungen Wolf der vor mir stand und erkannte nun die Kleinigkeiten, die das Leben in seine Haut gezeichnet hatte.
Die Narbe, die senkrecht über sein rechtes Auge fuhr und verantwortlich für diese kleine, weiße Linie war. Dann nochmal eine Narbe einer tiefen Bisswunde an seiner Brust. Und auf seiner linken Schulter fuhren Krallenspuren seinen Rücken hinab, außer Reichweite meiner Augen.Wir, Werwölfe, heilten zwar schneller und auch sehr viel aber bestimmte Narben konnte unser System nicht heilen. Diese Wunden hinterließen Narben. Wenn die Verletzung von einem Alpha kommt zum Beispiel. Oder die Waffe mit der man verletzt wurde war aus reinem silber getunkt in Wolfsbann. Ein Gift, welches aus der Pflanze Wolfswurz gezogen wird.
Staub und Erde bedeckte zudem seine Haut und der Bart der unkontrolliert an seinem Kinn wuchs zeigte mir, dass er lange nicht mehr richtig geduscht oder sich rasiert hatte.
"Trotzdem riecht er echt gut", dachte ich, doch Kellan mir gegenüber zog belustigt die Brauen zusammen. "Was?", ein Lächeln umspielte seine Lippen und ich meinte Unglauben in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...