Immer wieder stach mich etwas in die Wange. Immer und immer wieder. Mit einem unwilligen Brummen drehte ich mich auf die andere Seite und wedelte unwirsch mit der Hand nach dem Piekser.
Doch stand zu verschwinden, wurde es nur schlimmer und letztendlich schlug ich genervt die Augen auf.
Doch was ich dann sah, ließ mich sofort hellwach sein. Neben mir saß eine Frau die mir exakt glich. Ihre silbernen Haare hatte sie zu einem langen Zopf geflochten und ihre hellen, grünen Augen musterten mich belustigt.
"Auch endlich mal wach?", grinste sie. Irritiert blinzelte ich und kratzte mich unsicher am Hinterkopf.
"Anscheinend, aber wer bist du und wo sind wir hier?", fragte ich und musterte meine Umgebung. Ich lag noch immer auf der Lichtung, doch dieses Mal war es dunkel. Der Himmel war übersät mit Sternen und leuchtete in vielen verschiedenen violettschattierungen, während der Horizont am hellsten war, als würde die Sonne gleich aufgehen oder gerade untergehen. Ich war mir nicht sicher. Wie lange hatte ich geschlafen?
Das melodische Lachen der Frau neben mir, ließ mich meinen Kopf wieder zu ihr drehen und sie verwundert anstarren.
Als sie meinen Blick bemerkte hielt sie inne. "Liebes, du schläfst noch immer. Ich bin nur in deinem Kopf. Und zu deiner Frage wer ich bin. Nun, ich bin du. Dein wahres Ich, wenn du so willst. Das was tief in dir schlummert.", sie lächelte schief und Strich sich eine lose Strähne hinter ein Ohr.
Mit offenem Mund starrte ich sie an. Sie war wunderschön. Zwar sah sie aus wie ich aber auch irgendwie viel hübscher. Ihre Haare glitzerten als würden tausend Diamanten darin hängen und ihre Augen leuchteten in einem so satten Grün, wie die frischesten Blätter im Frühling.
Sie, oder ich, warf mir einen belustigten Blick zu. "Danke für dein Kompliment. Aber das...", sie deutete auf sich und wedelte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum. "... das bist du. Du bist eine Werwölfin, ja. Du bist eine Ker, auch das ja. Aber du darfst nicht vergessen, das der größte Teil in dir, eine Göttin ist. Beziehungsweise mal eine wird. Nach deinem sterblichen Leben. Trotzdem wurdest du als eine geboren und da wundert dich, mein Aussehen?", die Frau neben mir brach in schallendes Lachen aus.
Verunsichert zog ich die Brauen zusammen. Was war das hier?
Rasch warf mein Ebenbild mir einen weiteren Blick zu. "Ich bin hier um dir zu helfen aufzuwachen", murmelte sie dann und kniff ihre glitzernden grünen Augen zusammen. Dann plötzlich lehnte sie sich vor und ... küsste mich. Oder küsste ich mich selbst?
Kaum berührten ihre Lippen die meine kamen alle Erinnerungen wieder hoch die ich vergessen hatte. Also wirklich alle.
Blinzelnd öffnete ich meine Augen und starrte in die flammenden Augen meines Bruders der mich eng an sich gedrückt hielt. "Mein kleiner Sonnenschein", murmelte er liebevoll und Strich mir eine silbrige Strähne meines Haars hinter mein Ohr. "Skalli, komm jetzt, es wird Zeit.", murmelte die tiefe Stimme meines Vaters und ich drehte den Kopf. Doch das einzige was ich sehen konnte waren seine beiden Augen. Eines glühend rot, das andere eisig blau. Als ich wieder zu meinem Bruder sah mahlte sein Kiefer angestrengt und er verengte seine Sonnenaugen mürrisch. Doch als sein Blick auf meinen traf wurde sein Blick wieder weicher. "Nun gut, ich liebe dich meine kleine Sonne. Bitte sei vorsichtig da unten", meinte er eindringlich, als er meine Stirn berührte und alles schwarz wurde.
Die nächste Erinnerung entstand erst Jahre später. Ich musst ungefähr fünf gewesen sein in der Menschenwelt.
Fröhlich sprang ich durch den Garten, der zum Ranchhaus gehörte, als mein Blick auf eine Leiter fiel die zum Dach führte. Ich spürte beinahe wie meine Augen zu leuchten begannen. Rasch lief ich auf die Leiter zu und fing an vorsichtig und unbeholfen die hölzernen Sprossen zu erklimmen. Oben angekommen zerrte der Wind an meinen silbernen Haaren und ich schloss genüsslich die Augen.
Doch lange hatte ich das nicht genießen können. Eine heftige Windböe drückte sich gegen mich und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Und dann fiel ich. Angst ließ mein Herz rasen und ich starrte wie hypnotisiert auf das sich entfernende Dach. Doch ich kam nie auf dem Boden an. Etwas fing mich auf und ließ mich sanft in das weiche Gras sinken.
Verwirrt blinzelnd wendete ich den Kopf und starrte den Wolf an der vor mir stand und lichterloh brannte. Doch dem Tier machte das allen Anschein nach nichts aus. Fassungslos öffnete ich den Mund. Schloss ihn wieder und öffnete ihn wieder. Wie ein Fisch im Glas. Letztendlich brachte ich nur ein leises, kindliches 'Danke' heraus. Das Wesen neigte den Kopf und jagte davon, so schnell, wie er auch gekommen war.Und es kamen noch mehr. Immer mehr Erinnerungen vermischten sich. Vor allem mein Bruder Sol hatte mich immer beschützt. Es muss schrecklich für ihn gewesen sein, danach auch immer mein Gedächtnis löschen zu müssen. Ich hatte das Gefühl als würde mein Schädel platzen, soviele Erinnerungen strömten auf ihn ein.
Silvers Lippen zuckten als sich schließlich von mir löste und mich liebevoll anlächelte. "Jetzt sind wir wieder eins", meinte sie sanft und ihre grünen Augen begannen zu brennen. Langsam wurde ihre Gestalt immer unscheinbarer, durchsichtiger. Kurz bevor sie verschwand richtete sie ihren Blick auf meinen Bauch. "Wir sollten wohl in Zukunft gut auf uns aufpassen", war das letzte was ich hörte, bevor sie mich vollkommen verwirrt auf der Lichtung zurückließ.
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...