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Seit einer Weile liefen wir nun schon durch den Wald, als wir schließlich auf die Lichtung brachen, auf der vereinzelt kleine Hütten standen.

Kaum hatten wir die Wiese betreten, streckten die ersten Rudelmitglieder zögerlich ihre Köpfe aus ihren Türen.

Mit einem Ruck wurde die Tür des größten Hauses aufgerissen und ein junger, blonder Mann trat heraus. Ich schätzte ihn vielleicht auf achtzehn oder neunzehn.

Misstrauen stand in seinen klaren blauen Augen, als er langsam auf uns zukam.

"Wer seit ihr?", knurrte er dunkel als er bei uns ankam und verengte seine hellen Augen zu Schlitzen.
Genervt neigte ich den Kopf zur Seite und musterte die markanten Züge des Jungwolfes.

"Ich hab eine bessere Frage. Wer bist du?", zwitscherte ich spöttisch und musterte ihn von oben bis unten. Ein dunkles Knurren entfuhr ihm, bevor er sich durch das dichte Haar fuhr und mir dann widerwillig seine Hand entgegenstreckte.
"Kyle, mein Name ist Kyle und ich bin der Alpha dieses Rudels also was ... kann ich für euch tun?", brummte er und mahlte angespannt mit den Zähnen. Im schien es sichtlich nicht zu gefallen, freundlich zu sein beziehungsweise höflich.

Für einen Wimpernschlag wurde sein Gesicht jünger, sein Haar wirrer und seine Augen größer. Einen Herzschlag lang sah er aus wie ein zu groß geratener vier jähriger der mich mit großen Augen anschaute.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf nur um im nächsten Moment seinem eisigen Blick zu begegnen. Spöttisch grinste ich ihn an. "Wir sollen den Müll abholen.", meinte ich und wackelte übertrieben mit den Augenbrauen.

Sichtlich irritiert schossen die blonden Augenbrauen des Wolfes in die Höhe. Dann verengte er wieder die Augen und musterte mich skeptisch. "Kennen wir uns irgendwoher?", fragte er und sah mir wieder in die Augen.

Leicht schüttelte ich den Kopf. " Ich glaube an so einen wie dich würde ich mich erinnern also wir müssen dann mal weiter. Adios amigos", rief ich bevor ich mich an ihm vorbeizwängte und auf die Suche nach der Seele ging, die wir einfangen sollten.

Und wenige Schritte wurde ich fündig. Die Wolfsseele stand wenige Meter entfernt am Waldrand und hielt seinen Blick fest auf einen der Welpen gerichtet die in einiger Entfernung, von einem älteren Wolf bewacht wurden, während sie spielten.
Langsam trat ich auf ihn zu.
"Du musst gehen.", meinte ich sanft und legte meine Hand in sein Fell. Als Seelenjägerin konnte ich Seelen ohne weiteres berühren.

Der Wolf richtete seinen Blick auf mich und ihn seinen hellen Augen, die nur noch einen Hauch ihrer ursprünglich orangenen Farbe hatten, spiegelte sich unendlich Trauer. Aber auch Wissen. Wissen das er gehen musste.

Ich wollte sie nur noch einmal sehen, hauchte der Wolf, bevor er tief einatmete und sich zu mir umdrehte.

Also wie läuft das jetzt?, fragte er und musterte mich leicht.

"Ich nehme dich mit ins Seelenreich, wo Fenrir, dich willkommen heißen wird", erklärte ich sanft und Strich dem Seelenwolf einmal über den Kopf.

Fenrir?, fragte er.

"Ja, Fenrir ist der eigentliche Wolfsgott. Luna ist die Mondgöttin. Sie ist zwar eng mit uns verbunden aber sie ist nicht unsere Schafferin und es ist nicht ihr Reich welches wir nach dem Tod betreten.", erklärte ich.

Als der Tote zu einer weiteren Frage ansetzte hob ich mahnend die Hand. Die Zeit lief und ich musste ihn durch das seelentor bringen. "Fenrir wird dir alle Fragen beantworten", meinte ich leise, dann packte ich die Seele am Nackenfell, hob sie mit Leichtigkeit hoch und ließ sie dann energisch wieder gen Boden sausen, wo sich kurz bevor er auf dem Boden aufprallte ein Loch auftat und ihn mit sich nahm.

Seufzend rieb ich mir die Hände bevor ich wieder zu meinem Bruder und nickte.

Der hatte derweil das Rudel aufgehalten inklusive des wütenden Alphas.

"Ich hab euch nicht erlaubt mein Land zu betreten", knurrte dieser gerade und richtete seine glühenden Augen auf mich.

"Eigentlich sollte ich euch umbringen", knurrte er und duckte sich angriffslustig. Seine Augen wurden heller.

Es war klar, das die Wut ihn jeden Moment zur Verwandlung zwang.

Unsicher warf ich meinem Bruder einen Blick zu, nicht wissend wie ich diese Situation jetzt regeln soll.

Düster zog dieser die Augenbrauen zusammen und neigte leicht den Kopf Richtung Wald. Das Zeichen das wir jetzt abhauen sollten.

Langsam bewegte ich mich auf diesen zu als mir zwei Wölfe knurrend den Weg versperrten. "So leicht kommt ihr mir nicht davon. Ich bin der Alpha und ihr habt unerlaubt mein Land betreten. Und ihr werdet dafür einen Preis zahlen", zischte der blonde Wolf und stellte sich mir Zähnefletschend gegenüber.

"Vergiss nicht, wir sind Reaper. Wir sind mächtiger als jeder Wolf hier zusammen und auch stärker als du, Jungchen.", spottete ich und tippte dem Jungen dabei abwertend auf die Brust.

Ich nickte meinem Bruder zu und wir wandten uns beinahe synchron zum gehen, als ich mich nicht noch einmal umdrehte. "Wir werden uns wieder sehen, Kyle. Und dann hoffe ich dass du gelernt hast wie man mit Leuten wie uns umzugehen hat", grinste ich, warf arrogant mein Haar zurück und verschwand mit Alec an meiner Seite zwischen den Bäumen.

Kaum waren wir den brennenden Blicken des Wolfsrudels entkommen, blieb ich stehen und lehnte mich tief einatmend an einen Baum.
"Man die hätten uns beinahe in Stücke gerissen. Ich hätte echt nicht geglaubt das Wölfe so feindselig sind.", murrte ich und Strich mir mein wirres Haar aus den Augen, bevor ich meinem Begleiter ein breites Lächeln zuwarf.

Dieser erwiderte mein Grinsen fröhlich. "Das hat den Tag doch deutlich aufgewertet. Wer möchte nicht mit einem jähzornigen Alpha aneinander geraten und beinahe ein ganzes Wolfsrudel auf den Hals gehetzt bekommen?", witzelte er und strich sich sein helles Haar nach hinten. Kurz darauf brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.

Reaper waren noch schwerer zu töten als die normale Wölfe weil die meisten Reaper ein Geheimnis hatten, was nicht einmal sie selbst kannten. Keiner dieser Paare konnte sich an ein Leben vor diesem 'Job' erinnern und das ließ sich auf den Grundbaustein, dieser Art zurückführen aber diesen kannte wohl nur Fenrir selbst.

Aus diesem Grund nahmen wir tollwütige Wölfe eher mit Humor. Wenn wir das nicht tun würden, wären wir wohl viel zu Ernst für das Leben.

Nachdem wir uns beruhigt hatten machten wir uns kopfschüttelnd auf den Rückweg machten.

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt