Verwirrt runzelte Kellan die Stirn und bewegte sich langsam und angriffbereit auf die Tür zu. Mit einer Handbewegung deutete er Ian und Wes an sich neben der Tür zu postieren, während ich an Ort und Stelle blieb und mit besorgtem Blick die drei Wolfsmänner fixierte.
Ich sah wie sich die seltsamen schwarzen Adern unter Kellans Haut abzeichneten, die zeigten, das er nur einen Augenblick von der Verwandlung entfernt war. Normalerweise sah man diese nicht, weil man im nächsten Moment schon die Gestalt wechselte und es nur ein Bruchteil der Sekunde darstellte. Aber ich hatte in den letzten Monaten schon festgestellt, das Kellan's Kontrolle über seine Verwandlungen wahnsinnig hoch war, da wunderte es mich nicht das er sich so einfach auf der Kante zum Verwandeln aufhalten konnte, ohne sich wirklich zu verwandeln.
Angespannt öffnete er die Tür und mit einem erschrockenen Aufkeucher, zogen sich die Adern in ihn zurück und er gab seine Kampfbereite Haltung auf. Verwirrt trat ich hinter ihn und warf einen Blick über seine Schulter. Was ich dort sah, sorgte dafür das meine Augenbrauen nach oben schossen.
Der Seher stand dort, mit seiner seltsamen Mischgestalt und stützte einen riesigen, dunkelhaarigen Mann. Er war größer als Cadan und Kellan und sein Haar glitzerte als wären die Sterne darin gefangen. Das hatte ich bisher nur einmal gesehen und zwar bei Fenrir.
Mit großen Augen drängelte ich mich an Kellan vorbei und trat auf die beiden Gestalten zu. "Ist das...?", fragte ich an den Seher gewandt, den Blick noch immer auf den halb ohnmächtigen Mann gerichtet.
"Ja, das ist er. Er hat seine letzte Kraft dazu verwendet um sich in diese Gestalt zu zwängen. Bald müsste er aber wieder fit sein", erklärte dieser und nickte dann in Richtung Hütte. "...Dürfen wir?", bat er und nach meinem Nicken, zwängte er sich in die Hütte. Nach einem misstrauischen Blick nach draußen, schloss Kellan die Tür und folgte uns in den Wohnraum.
Der Seher ließ den Wolfsgott auf dem Sofa nieder, der sofort zusammenklappte. Erschrocken schlug ich mir die Hände vor den Mund und ging neben dem Sofa in die Knie. "Was? Wie?", stotterte ich und betrachtete Fenrir in seiner menschlichen Gestalt.
"Kyle ist verschwunden. Das gesamte Rudel ist es und als der letzte Wolf von der Lichtung verschwand brach der Bannkreis. Ich spürte das und eilte ihm zur Hilfe.", erklärte der Seher und strich sich über seine flauschigen, grauen Ohren. "Ich fand ihn in dieser Gestalt vor und wir er ständig was von euch murmelte. Also brachte ich ihn hierher", fügte der Wolfsmann noch hinzu und richtete die gelben Augen dann nachdenklich auf mich.
"Du hast noch eine weite Reise vor dir, mein Kind. Ich wünsche dir alles Gute", sagte er sanft bevor er den anderen zu nickte und so schnell verschwand wie er gekommen war. Kellan sah ihm nach, bevor er mit einem Seufzen den Kopf schüttelte und seine blaugrünen Augen auf Fenrir richtete, dessen eigene Augen unruhig unter den geschlossenen Lidern hin und her zuckten.
"Und was machen wir jetzt?", fragte er ahnungslos in die Runde und kratzte sich verwirrt am Kopf. Nachdenklich betrachtete ich Fenrir, bevor ich die Schultern straffte und aufstand. "Sol und Luna könnten uns vielleicht helfen", überlegte ich und strich mir eine lose, silbrige Strähne aus der Stirn. Wes der sich mittlerweile auf die Kante des Sofas gesetzt hatte, zuckte lediglich mit den Schultern, bevor er anfing nachdenklich Löcher in die Luft zu starren.
"Es könnte funktionieren, aber du kannst die beiden ja nicht eben so mal anrufen", meinte Kellan und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Angestrengt wandte ich den Blick ab, als sich sein Shirt mit hob und das muskulöse V zum Vorschein kam. Ich hatte früher nie verstanden warum Frauen das so heiß fanden. Bis ich die beiden Brüder kennen lernte. Kellan war etwas sehniger und drahtiger als sein Bruder, wahrscheinlich wegen seiner langen Zeit in der Wildnis.
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...