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Vier Monate, zwei Wochen, acht Tage und 3 Stunden war es jetzt her, das wir begonnen hatten Elaine's Spuren zu folgen. Doch vergeblich. Sie schien eine Meisterin des Spuren verwischens zu sein, denn bisher hatten wir rein gar nichts. Wir waren soweit wie wir es vor vier Monaten auch waren.

Und dann blieb da immer noch Fenrir. Der Bannkreis um ihn herum war deutlich abgeschwächt und Kyle verhielt sich seltsam ruhig, so das wir einen Befreiungsversuch planten. Mittlerweile war Ian auch wieder zu uns gestoßen, auch wenn er sich vehement gegen die Fragen wehrte, wo er denn gewesen sei.

Seufzend trommelte ich mit meinen Fingern auf dem Holztisch herum, der in der Mitte der Hütte des Sehers stand und auf dem unsere bisherigen Erfolge lagen. Welche übrigens aus ... Nichts bestanden. Bis auf einen kleinen Auschnitt einer Karte, die aber in einer anderen Sprache geschrieben war, die keiner von uns verstand. Insgeheim hoffte ich Fenrir würde sie entziffern können.

Mit zu Schlitzen verengten Augen  betrachtete ich seit guten Stunden dieses lächerliche Stück Papier, als mich ein Klopfen aus meinen Gedanken riss.

Erschrocken hob ich den Kopf und blickte desorientiert in Richtung Tür. Dort lehnte Ian, dessen silberne Augen mich besorgt musterten. Mittlerweile sah er ebenfalls wieder aus, wie vor unserem Tod und hatte auch seine gesamten Erinnerungen wieder zurück bekommen, dafür hatten Sol und Luna gesorgt.

Langsam fuhr er sich durch sein blondes Haar, bevor er sich vom Türrahmen abstieß und auf mich zukam. Wortlos schlang er die Arme um mich und legte seinen Kopf auf meinem ab. Seufzend schmiegte ich mich in seine Arme. Sein vertrauter Geruch, sein schlagendes Herz und die Wärme die er abstrahlte sorgten dafür das meine Mauer Risse bekam und die ersten Tränen sich ihren Weg über meine Wangen bahnten.

Schluchzend drückte ich mein Gesicht in das dunkle Shirt meines zweiten besten Freundes. Beruhigend streichelte mir Ian über den Rücken.

Langsam versiegten die Tränen und er ließ mich sanft los. Ernst blickte er mir in die Augen und wischte mir die restlichen Tränen von den Wangen. "Gehts wieder?", fragte er vorsichtig und ich nickte zaghaft. Schlapp ließ ich mich in einen Stuhl sinken und stützte meinen Kopf in die Hände. Ian setzte sich mir gegenüber hin und ließ mich nicht aus den Augen.

"Ich habe das Gefühl, das mit jedem Tag die Verzweiflung wächst. Wir haben nichts, Ian und dann ist da noch ...", ich unterbrach mich und wandte den Blick mit glühenden Wangen ab.

"Was ist da noch, Ro?", hakte er nach und sein Blick brannte sich in mich. Ich räusperte mich, rieb mir noch einmal über die Augen und sah dann wieder zu ihm.

"Ich habe ein ungutes Gefühl. Ständig diese Heulerei, meine Brüste spannen so komisch und seit neustem wird mir morgens immer übel. Ian, ich glaube ich bin schwanger", meine Stimme zitterte deutlich und ich senkte den Blick.

"Wow. Ich dachte mir, das du irgendwie anders riechst Aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wie lange denn schon?", fragte er zögernd und fuhr sich fassungslos durch sein dichtes Haar.

Unsicher hob ich die Schultern. "Keine Ahnung. Das letzte Mal, war mit Cadan vor ca fünf Monaten. Das würde bedeuten, das ich im 5. Monat bin. Aber ... dann müsste man doch schon was sehen oder?", Besorgnis breitete sich in mir aus.

Belustigung breitete sich auf den Zügen von Ian aus. "Ist das dein Ernst? Wie benebelt bist du denn bitte?", grinste er, bevor er sich kurzerhand meine Hand schnappte und mich auf die Füße zog. Irritiert ließ ich mich von ihm mit ziehen. "Ich hab mir keine Gedanken darüber wegen dem ganzen Stress und so aber das du selbst das nicht gemerkt hast.", lachte er und blieb abrupt vor einem mannshohen Wandspiegel stehen, der im Eingangsbereich der Hütte hing.

Elegant wirbelte der blonde Wolf zu mir herum und zog mir das Shirt hoch, so dass mein Bauch freilag. Verwirrt drehte ich den Kopf und starrte in den Spiegel und tatsächlich zeichnete sich dort eine winzige Kugel ab. Fassungslos strich ich mir sanft darüber und blinzelte überrascht. Wie konnte ich das nicht sehen?

Wieder traten mir Tränen in die Augen und auf Ian's Gesicht trat ein verzweifelter Audruck. "Also ich wollte dich jetzt wirklich zum Heulen bringen", stotterte er und seine silbernen Augen weiteten sich panisch. Doch ich verdrehte nur lächelnd die Augen.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Wes schob sich durch die Tür, gefolgt von der riesigen Gestalt Kellans. Schluchzend warf ich mich in die Arme von Cadan's Zwillingsbruder, der erschrocken einen Schritt nach hinten taumelte, bevor sich seine muskulösen Arme um meine Taille schlangen.

"Was ist hier denn los?", seine tiefe Stimme brachte meinen Körper zum vibrieren. "Sie hat gerade rausgefunden, das sie Cadan's Kind unterm Herzen trägt.", erklang Ian's Stimme belustigt.
"Jetzt erst?", schaltete sich nun auch Wes ein, was dafür sorgte, das ich mich in Kellan's Augen umdrehte und meinen besten Freund blinzelnd anstarrte. Dieser grinste nur fröhlich. "Ich bitte dich, wir wussten es alle. Sogar Kellan.", lachte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Sofort schoss mein Blick zu Ian der kapitulierend die Arme hob. "Na, ich wusste es nicht richtig. Ich hatte eine Vermutung aber ich hatte keine Gewissheit", verteidigte dieser sich.

Die muskulösen Arme Kellan's zogen sich enger um mich als er anfing zu lachen. Ich war mir nicht sicher was daran so lustig war. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte er mich in seinen Armen um, um mir ins Gesicht sehen zu können. "Wir dachten, du wüsstest es und möchtest einfach nicht darüber sprechen.", meinte er und lächelte sanft.
Der Blick aus seinen grünblauen Augen beruhigte mich und ein Lächeln begann um meine Lippen zu zucken.

Es hat gedauert aber Kellan schien über meine Entscheidung hinweg zu sein. Mir war bewusst, das die Liebe die seine Augen noch immer ausdrückten wenn er mich ansah, nicht so schnell verschwinden würde, wenn überhaupt und auch mein Herz zog sich bei ihm noch immer zusammen aber ich stand zu meiner Entscheidung, trotz allem. Und mittlerweile konnten wir uns wieder in die Augen sehen und waren Freunde. Nur Freunde.

Doch plötzlich breitete sich wieder Trauer in mir aus und ich presste die Lippen aufeinander um die Tränen zu unterdrücken. Die drei Männer starrten mich verwirrt an. Ein schmerzerfülltes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. "Ich trage sein Kind unter meinem Herzen und er könnte es vielleicht nie kennenlernen", schluchzte ich und presste mir mit dem Handrücken gegen den Mund.

Auf einmal fand ich mich in den Armen von drei Männern wieder. "Wir werden ihn finden, Ro", versprach mir dann Kellan.

Erschöpft seufzte ich auf und schloss die Augen.

Ein Klopfen riss uns aus dem Moment und wir sprangen erschrocken auseinander. Verwirrt sahen wir uns an.

Wer konnte wissen wo wir sind?

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt