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Angespannt trat ich aus der Tür der kleinen Blockhütte. Kellan stand in seiner Wolfsform am Waldrand und starrte angestrengt in die Schatten. Als ich auf ihn zutrat, warf er mir einen raschen Blick zu, bevor er seinen Blick wieder auf den Wald fixierte.

Meine menschlichen Augen waren zwar schwächer als die meines Wolfes aber besser als die normaler Menschen, weswegen ich auch meinen Blick rasch über die Bäume schweifen ließ. Warnend bleckte ich die Zähne und knurrte tief.
Bevor ich meinen Wolf rief.

Mit einem ohrenbetäubenden Knacken brachen meine Beine und ich fiel nach vorne. Mein silbernes Fell bohrte sich durch meine menschliche Haut.
Mein Körper wurde innerhalb eines Wimpernschlags auf eine brutale Art und Weise verändert. Aber ich spürte den Schmerz nicht mehr, genauso wie die Verwandlung keine Minuten mehr ging, sondern in wenigen Sekunden vorbei war.

Es hatte sich soviel verändert seit ich damals von Cadan gegen diesen verdammten Baum geworfen wurde, nur weil ich der Meinung gewesen war ihn anzugreifen. Ein ungeübter Jungwolf, der sich so gut wie nie verwandelte.

Das war nun vorbei. Jetzt könnte ich es sogar mit den beiden Brüdern einzeln aufnehmen ohne Probleme. Die Erkenntnis meiner Veränderung zauberte mir ein wölfisches Grinsen auf die Lefzen.

Spielerisch bewegte ich meine Schultermuskeln unter meinem dichten Fell und warf Kel einen fröhlichen Blick zu. - Lassen wir die Spiele beginnen-, flötete ich und trat ungeduldig von einer Pfoten auf die andere.

Kellan musterte mich überrascht bevor sich auch seine Lefzen zu einem ungläubigen Grinsen verzogen. - Aus dir spricht die Ker-, lachte er dann, bevor er wieder ernst wurde und die Schatten weiter beobachtete.
Ich wieder rum zuckte nur gelassen mit den Schultern. Irgendwann gewöhnt man sich an mein Leben. Ich hatte mich damit zufrieden gegeben, wer ich war. Und aus irgendeinem Grund genoss ich es jetzt auch richtig wie die Vorahnung eines Kampfes mein Blut zum Kochen brachte.
Ich stellte mir vor, wie das Blut meiner Feinde meine helle Schnauze bedeckte und statt zurück zu schrecken, wie ich es früher getan hätte, winselte ich begeistert auf.

Und dann passierte es. Ein tiefes Knurren hallte aus den Schatten des Waldes und ich spannte mich wieder an.

Ich war bereit als der erste Wolf in mich krachte und mich umriss. Das Tier war mindestens einen Kopf größer als ich und nagelte mich auf die Erde, doch damit ließ er seinen Bauch ungeschützt und nur wenige Minuten später war er mehr damit beschäftigt seine Organe an Ort und Stelle zu halten ohne vom Blutverlust ohnmächtig zu werden und zu sterben, als mich weiterhin zu bekämpfen.

Sofort sprang ich wieder auf meine vier Pfoten und wirbelte zum nächsten herum der wie angewurzelt auf seinem sterbenden Freund starrte. Mit einem Knurren lenkte ich seine Aufmerksamkeit auf mich. Doch als seine grauen Augen auf meine trafen, hielt ich erschrocken inne. Er war noch ein halber Welpe. Kaum ein Jungwolf. Der Kleine sträubte panisch sein dreckig braunes Fell und zog den Schwanz ein. Todesangst leuchtete in seinen klaren Augen und mit einem fassungslosen Schnauben trat ich von dem Jungen weg. Ich konnte doch keine Kinder bekämpfen. Wie grausam musste man sein um diese überhaupt in den Kampf zu schicken? Als der Jungwolf bemerkte, das ich ihn nicht angreifen würde, wirbelte er herum und verschwand zwischen den Bäumen.

Noch immer klopfte mir mein Herz bis zum Hals und ich wusste nicht was ich denken sollte. Wie viele Kinder würden in Zukunft kämpfen müssen? Wie viele von ihnen würden sterben?

Doch lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn scharfe Zähne bohrten sich kurz darauf tief in meine Flanke und reflexartig wirbelte ich herum und zog meinem Angreifer mit voller Kraft mit meiner Pranke übers Gesicht. Tiefe Krallenspuren zeichneten sich auf dem weißen Gesicht habe und färbten das helle Fell langsam rot. Der Wolf taumelte verwirrt ein paar Schritte zurück und versuchte wieder einen festen Stand zu erreichen, doch so weit kam es nicht. Mit einem Satz, hatte ich ihn umgerissen und auf den Boden genagelt.

Mit gefletschten Zähnen schwebte mein Kopf über seiner Kehle, bereit diese durchzubeißen, doch ich zögerte. Das Bild des Welpen flackerte in meinem geistigen Auge auf und ließ mich instinktiv zurückschrecken. Als mir mein Fehler bewusst wurde, war es bereits zu spät und der Wolf hatte sich wieder gefangen. Mit einem aggressiven Knurren stemmte er sich gegen mich und riss mich damit selbst von den Pfoten. Grob aus meinen Gedanken gerissen, blinzelte ich zu ihm hoch, wissend, das nur ein Wunder jetzt mein Leben retten könnte. Da ich auf der Seite lag, kam ich mit meinen Krallen nicht an seinen Bauch und seine Pfoten verhinderten jede Bewegung die ich hätte machen können um mich zu befreien.

Seine Schnauze kam immer näher und ich konnte die Mordlust in seinen Augen glitzern sehen, als er plötzlich aus meinem Blickfeld gerissen wurde. Verwirrt kniff ich leicht die Augen zusammen. Was war gerade passiert?

Langsam stemmte ich mich in die Höhe und sah mich um. Doch was ich dann sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren und ich hoffte wirklich ich hätte mir den Kopf gestoßen und sähe doppelt. Den statt einem großen, schwarzen Wolf standen dort zwei und bekämpften die Welle an Wölfen die aus dem Wald drängten.

- Cadan, du kannst wirklich nicht einmal auf mich hören oder?-, zischte ich in Gedanken als ich den beiden zur Hilfe eilte.

Mein Gefährte schnaubte nur abschätzig und riss einem seiner Gegner mit einem ekelerregenden Geräusch den Kopf ab. Das Blut benetzte leicht mein Fell und ich schüttelte mich, bevor ich mich meinen Angreifern widmete.

- Das ist noch nicht vorbei-, knurrte ich noch, bevor ich mich auf den Wolf warf, der mir am nächsten war.

Das dunkelgraue Tier zerfetzte mir die Schulter mit seinen Krallen und Verbiss sich wie ein tollwütiger Chihuahua in meiner Vorderpfote. Genervt schüttelte ich ihn ab und beendete sein Leben mit einem gezielten Biss in seinen Hals.

Missmutig bewegte ich meine Verletzte Schulter um zu testen, wie verletzt sie war und stellte fest, das es lediglich eine Fleischwunde war. Keine durchtrennten Sehnen oder Muskeln. Erleichtert atmete ich aus und sah mich um.

Auf der Lichtung waren immer weniger Wölfe. Überall lagen Verletzte und Tote. Der Geruch war ekelerregend und ich rümpfte angewidert die Nase.

- Roux, wir könnten Hilfe gebrauchen-, erklang plötzlich Kellan's Stimme schwach in meinem Kopf. Verwirrt drehte ich mich um meine eigene Achse. Suchte die beiden Brüder, doch sie waren nicht mehr auf der Lichtung.

Mit einem bösen Knurren witterte ich in die Luft und versuchte unter dem ganzen Blutgeruch, den Geruch der beiden zu erschnuppern. Wenig später fand ich tatsächlich eine Spur und folgte ihr in den Wald. Sie mussten die letzten Gegner verfolgt haben.

Der Geruch wurde immer stärker, doch mit ihm kam auch der Geruch von weiteren Wölfen. Wölfe die nicht gekämpft hatten, ich konnte ihren Geruch nicht identifizieren und roch auch kein Blut außer das von Kellan und Cadan und den Verletzten hinter mir.

Fluchend setzte ich mit großen Sprüngen durch den Wald und schlitterte dann auf die kleine Moosfläche die eine wirklich winzige Lichtung bildete. Sie war komplett leer aber das noch nicht lange. Angespannt versuchte ich herauszufinden wo mein Gefährte und sein Zwillingsbruder waren.

-Roux-, ertönte Kellan's Stimme wieder schleppend in meinem Kopf. - Ich bin hier. Rechts von dir-, erklärte er schwach und ich drehte suchend meinen Kopf, bis mein Blick auf ein dunkles Fellbündel traf das dort auf dem Moosbett lag und schwer atmete. Langsam trat ich auf ihn zu und musterte ihn besorgt. Er beobachtete mich aus seinen grünblauen Augen, bevor er leise schnaufte und seinen Kopf versuchte anzuheben.

Mit einem Knurren, warnte ich ihn, es zu lassen und er ließ seinen Schädel schwer wieder zurück fallen.

-Mir geht es bald wieder gut aber ... Roux, sie haben Cadan mit genommen-

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt