Vorsichtig strich ich mein Kleid glatt bevor ich ein letztes Mal in den Spiegel schaute.
Mein silbernes Haar floss in weichen, glänzenden Wellen meinen bloßen Rücken hinab. Und meine grünen Augen strahlten nur so, da sie durch das Make up betont wurden.
Seufzend wandte ich mich ab und erschrak im gleichen Moment. Wes stand an die Tür gelehnt und musterte mich grinsend.
"Du siehst gut aus. Ein bisschen wie eine Königin. SilverQueen.", kicherte er und fuhr sich durch sein dichtes braunes Haar. Ich verdrehte nur die Augen und ging langsam auf ihn zu.
"Du hast mich erschreckt, Wes", murmelte ich und beobachtete meinen besten Freund aus wachsamen Augen. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Aber ich kam einfach nicht darauf was es sein konnte.
Bis mich der Geruch nach Alkohol traf.Erschrocken wich ich zurück. "Du bist betrunken!", rief ich woraufhin Wes mich mit großen Augen ansah und dann schnell seinen Zeigefinger auf seine Lippen legte. Ich hatte noch nie einen betrunkenen Werwolf gesehen, was daran liegen könnte, das unser Körper die Giftstoffe wesentlich schneller abbaute als bei normalen Menschen. Also wie viel muss der Kerl getrunken haben?
Leise fluchend packte ich den Beta am Arm und zerrte ihn ins Zimmer und knallte die Tür hinter ihm zu.
"Was soll das, Wes?", knurrte ich und funkelte ihn an. Angestrengt starrte mich der Brünette Junge an. Dann schien er meine Frage zu begreifen und zuckte unschuldig mit den Schultern.
"Hatte halt Lust drauf.", murmelte er. Seine Stimme war überraschend klar, wenn man bedachte das er schon Probleme hatte mich zu verstehen. Stöhnend verdrehte ich die Augen.
"Wie viel hast du getrunken?", zischte ich und mein Körper zitterte vor Wut.
Ein Grinsen umspielte die Lippen des Jungen vor mir. Dann zuckte er wieder mit den Schultern. "Ein bisschen.", meinte er dann und kicherte wieder.
Knurrend packte ich ihn und zerrte ihn in das angrenzende Bad.
Wes Augen weiteten sich erschrocken, als ich begann ihn seines Anzugs zu entledigen. "Wad tust du?", keuchte er. "Ich geb dir genau das was du jetzt brauchst.", zischte ich und schubste ihn nur mit Boxershorts bekleidet in die Dusche. Wes benebeltes Gehirn war zu langsam um zu reagieren, denn im nächsten Moment prasselte schon eisiges Wasser auf ihn runter. Wie ein begossener Pudel statt er nun unter der Dusche. Mit hängenden Schultern und nicht gewillt nach oben zu schauen.
Nach zehn Minuten stellte ich das Wasser aus und zog ihn wieder aus der Dusche. Sein Haar hing ihm dunkel ins Gesicht und er bewegte sich nicht einmal in der Zeit in der ich ihn abtrocknete und ihm dann ein neues Handtuch über die Schulter zu legen, die im nächsten Moment zu zittern begannen.
Besorgt beugte ich mich zu dem zusammengekauerten Wes hinunter und hob seinen Kopf leicht an. Glitzernde Tränen liefen ihm unaufhörlich über die Wangen und ich zog scharf die Luft ein. Dann nahm ich ihn sanft in den Arm. Wie ein ertrinkender krallte er sich an mich und begann hemmungslos zu schluchzen.
"Warum, Ro? Womit habe ich das verdient?", schniefte er und schmiegte sich noch enger halt suchend an mich. Tröstend Strich ich ihm das nasse Haar hinters Ohr.
"Es gibt viele Dinge die gute Menschen ... Wesen ... nicht verdient haben und die ihnen trotzdem zu stoßen. Es ist unfair, ja aber was soll man daran ändern?", flüsterte ich und versuchte verzweifelt ihn irgendwie aufzumuntern.
Nach einiger Zeit wurde das Zittern weniger und das Schluchzen hörte auf. "Ich liebe sie so sehr, dass es weh tut.", murmelte er leise und hob vorsichtig den Kopf. Noch immer wirkten seine Augen wässrig von den vergossenen Tränen und sein Blick wirkte träge vom Alkohol.
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...